Edward James Gay VI / Honor The Spirit
Honor The Spirit Spielzeit: 40:34
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Roots, Americana

Review vom 25.08.2015


Markus Kerren
Bereits seit den neunziger Jahren lebt der Amerikaner Edward James Gay VI in Deutschland und ist nach Stationen in München und Erfurt seit geraumer Zeit Wahl-Berliner. Aufgewachsen ist der 1967 Geborene in seiner Heimat New Orleans mit Blues-, Roots- und Country-Musik, die er offensichtlich immer noch in seiner DNA hat. Bereits vor gut einem Jahr kam sein Debütalbum "Honor The Spirit" auf den Markt, das nun auch seinen Weg in die RockTimes-Redaktion gefunden hat. Eingespielt wurden die zehn Tracks im Funkhaus Nalepastrasse in Berlin-Köpenick.
Was Mister Gay da im Angebot hat, ist tatsächlich sehr gute Roots- und Country-Musik, die vollkommen authentisch, relaxt und irgendwie doch angespannt, melodisch und umgehend ins Ohr gehend rüberkommt. Der Country-Anteil - der u. a. auch komplett ohne moderne Keyboard-Sounds eingespielten Stücke - ist hoch, orientiert sich jedoch glücklicherweise deutlich mehr am Bakersfield- statt am Nashville-Sound. Die dunklere und etwas angeraute Stimme des Protagonisten passt wie die Faust aufs Auge und versprüht in gewisser Weise gar den Charme eines jüngeren Guy Clark.
Aber Edward James Gay hatte zugegebener Weise auch eine klasse Band an seiner Seite. Auf Tracks wie etwa "Broken Summit" glänzen dabei immer wieder eine als Slide gespielte Gitarre, dazu der clever eingesetzte Bass sowie die akzentuierten Drums. Zumeist fließen die Stücke - die übrigens mit jedem Durchlauf besser gefallen - im Midtempo aus den Boxen, aber bei Nummern wie etwa "Blind Prometheus" oder "Your Shadow" wird es durchaus auch mal ruhiger und nachdenklicher. Bei "A Touch Of Satan" überzeugt dazu eine ganz starke Harmonika, die die ohnehin schon melancholische Schlagseite noch verstärkt. Klasse!
Wieder deutlich flotter (mit super Trompeten-Einlagen von Christian Hoehle) geht es mit "Number One" auf die Schlachtfelder des amerikanischen Bürgerkrieges - zumindest, wenn ich den Text korrekt interpretiere. Mit der amerikanischen Geschichte hat es Gay sowieso, was dann auch öfter durchschimmert. Die größten Stärken des Albums sind allerdings das Songwriting und der Gesang der Amerikaners. Jeder einzelne Titel umschmeichelt die Gehörgänge, ohne dabei auf Ecken und Kanten zu verzichten, was die Chose nur noch abrundet.
Herausstechend aus den durchweg starken Songs ist auch der Opener "The Spirit Of St. Louis", der bereits alle Stärken vermittelt, die das Debüt "Honor The Spirit" ausmachen. Dazu kommt auch wieder diese klasse Trompete, die noch einmal die Atmosphäre in Richtung Südstaaten verdichtet. Ein echter Rocker kommt mit "Action Man" ins Spiel, der schnurstracks geradeaus zwischen den Lichtern des geneigten Hörers landet. "Coming Up Aces" startet mit einem verschwörerischen Bass-/Schlagzeug-Groove und "Nunc Stans" verfügt wieder über deutliche Rock-Anteile, die die Variabilität dieser Scheibe nur unterstützen.
Ein zweites Album soll übrigens schon angedacht bzw. in der Mache sein und darauf darf man eigentlich nur gespannt sein. Denn wenn der aus New Orleans stammende Amerikaner die Qualität seines Songwritings halten kann, dazu die Produktion wieder genau so authentisch ausfällt, dann wird die Freude (zumindest beim Verfasser dieser Zeilen) groß sein. Mindestens so groß wie beim Genuss von "Honor The Spirit", das jeden Roots-, Country- und Americana-Fan überzeugen dürfte. Für diese Klientel sollte ein Anchecken Pflicht sein.
Line-up:
Edward James Gay VI (acoustic guitars, harmonica, lead vocals)
Chris Woltmann (electric guitars, bass - #9)
Markus Abendroth (bass, e-bow, organ, electric guitar - #9, background vocals)
Peter Thomas (drums & percussion)
Christian Hoehle (trumpet)
Tracklist
01:The Spirit Of St. Louis
02:Broken Summit
03:Coming Up Aces
04:Coming Our Way
05:A Touch Of Satan
06:Number One
07:Action Man
08:Nunc Stans
09:Blind Prometheus
10:Your Shadow
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