»Gallmucke. ist eben das, was genau dann passiert, wenn gelangweilte Musiker aus persönlichen Vorlieben wie Indierock, Jazz, Hamburger Schule, Klassik, Metal, Punk, Pizzeria Lammbock und 70er-Porno-Soundtracks ein neues, seltsam aufregendes Ding basteln«, so erklärt es uns die Band-Bio einer aufstrebenden Truppe aus dem Norden unserer Republik.
Und weiter attestiert man uns in schriftlicher Form, dass die Neue Deutsche Welle tatsächlich wieder belebt ist. Da heißt es »Die Neueste Deutsche Welle lebt von dicken Produktionen und charttauglichem Songwriting« (Zitat aus der Prinz im Oktober 2005) und benennt dabei Formationen wie Juli u.a., die auf großen Labels Unterschlupf gefunden haben und sich am Erfolg laben.
Den Namen Gallmucke. bezeichnet der Vierer selbst als wörtlich »Scheisse« und »obersten Mist«. Nachdem aber die Langeweile dafür gesorgt hatte, dass die Jungs unter diesem Namen zahlreiche Auftritte ge- und sich so einen guten Ruf in der Szene erspielt hatte, ist es dabei geblieben. Tja, und jetzt liegt ein neues komplettes Album vor. Nach den EPs "Kickt Besser Als" und "Kickt NOCH Besser Als" aus 2004 und dem Album "Ist doch schön hier" im Jahr 2005 der ganz aktuelle Silberling.
Die Aufnahme ist sauber und druckvoll. Sozusagen das volle Brett. »Musik mit Text«, so einfach ist das Prinzip, welches von der Band vorgegeben wird. Und danach handelt sie auch. Fröhliches Tastendrücken und die Stimme von Arne Hollmann erinnern zu Beginn noch etwas an Henny Nachtsheim von den Rodgau Monotones. "...Und George Clooney spielt dann dich" ist ein möglicher Hinweis dafür, dass coole Schauspieler vielleicht jeden Menschen in ihren Lebensphasen spielen können. Geht das wirklich oder ist alles nur ein Spiel? Ihr merkt schon, da ist in den Texten auf charmante Art und Weise auch ein gutes Stück Kritik versteckt. Deshalb lohnt es sich bei den Songs von Gallmucke. durchaus, genau hinzuhören. Ansonsten klingt die Band Gott sei Dank nicht zu modern. Laute und dreckige Gitarren spielen puren Rock. "Die Peanuts sind gegessen" legt ein ordentliches Tempo vor. Interessanterweise hören wir einen geilen Orgelsound, der der ganzen Angelegenheit noch mehr Schub verleiht.
Dass man tatsächlich vom Indie-Rock beeinflusst ist, merkt der Hörer zu Beginn von "Ein Stück Vergangenheit", allerdings wird recht schnell die Bremse gezogen und ruckzuck befindet man sich im nur all zu typischen Deutsch-Rock. Inhaltlich lassen Gallmucke. persönliche Erlebnisse vorbei ziehen. An vielen Stellen auf diesem Album wird knallhart gerockt, allerdings ist zum Beispiel "Irgendwie weiß ich genau" der Beweis dafür, dass die Melodie nicht aus den Augen verloren wird. Das macht die Band auf alle Fälle für ein breiteres Publikum zugänglich.
Sogar ein bisschen Punk kann ich beim genauen Hören erlauschen. "Eure Nummer" macht mir dabei richtig Laune. "Sommer" mit seinem Rock'n'Roll-Thema vollendet die musikalische Abwechslung. Gefällt mir auch!
Respekt für den Titeltrack "Die Leute reden schon". Bessere Eigenwerbung gibt es gar nicht. Wo immer in den Nachrichten über Gallmucke. im Radio berichtet wird, jede SMS und jeder Anruf auf dem Anrufbeantworter wird hier präsentiert. Gallmucke. wollen Spaß und nehmen sich selbst nicht allzu ernst. Das macht die Truppe sympathisch.
Fazit: Diese Art von Rockmusik ist keinesfalls eine Neuentdeckung. Aber diese Formation schafft es doch, mit alten Stilmitteln mehr als positiv auf sich aufmerksam zu machen. Und deswegen gefällt mir dieses Album auch. Das rockt wie Schwein!!! Nur schade, dass ich nichts von dieser Anrufaktion wusste und somit nicht auf der Scheibe gelandet bin.
»Hallo Gallmucke., ich bin der Jogi und ich muss sagen, dass ich beim nächsten Mal unbedingt mit auf die Platte möchte. Also seht zu, dass Ihr das nächste Ding fertig macht und einen schönen Gruß an Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg, die Gallmucke. auf so unnachahmliche Art präsentierten«.
Liebe RockTimes-Leser: Wer das nicht kapiert, holt sich das Album und macht sich selbst schlau!!!
Line-up:
Arne Hollmann (vocals, bass)
Carsten Neubauer (guitars, vocals)
Malte Hollmann (keyboards)
David Meyer-Weitkamp (drums)
Tracklist |
01:...Und George Clooney spielt dann dich (4:30)
02:Die Peanuts sind gegessen (2:40)
03:Ein Stück Vergangenheit (3:44)
04:Simonalisa (4:11)
05:Irgendwie weiß ich genau (3:49)
06:Eure Nummer (2:37)
07:Sommer (3:11)
08:Es tut noch immer etwas weh (2:52)
09:Hallo Welt (3:11)
10:Was wir wollen (4:19)
11:Tag vorbei (4:38)
12:Ich nahm dich (7:57)
13:Die Leute reden schon (14:47)
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Externe Links:
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