Das neue Jahr hat im Januar gleich einen Oberkracher in petto, den sich Fans harter Rockmusik unbedingt auf den Einkaufszettel schreiben sollten: Die Hamburger Formation Gang Loco veröffentlicht mit ihrem Debütalbum "No Better Tomorrow" nämlich eine Scheibe, die es verdammt noch mal in sich hat und deren hohe Qualität mich einfach umhaut. Der Vierer um Rhythmusgitarrist und Sänger Gale Anderson ist schon mehrere Jahre im Underground aktiv und trat, neben dem Demo "Hit The Ground" von 2003, bislang eher auf Samplern in Erscheinung.
Nun, fünf Jahre später, hat man es glücklicherweise geschafft, ein ganzes Album aufzunehmen. Hier wird harter Rock vom Feinsten dargeboten, der mit Einspritzern aus Heavy Metal und Punk gewürzt ist. Stellenweise findet man sogar progressive Anleihen, die sich wirklich nur auf kleine, aber feine Parts beschränken: meist die Gitarrensoli. Dadurch wird die Musik Gang Locos, die sich insgesamt als Mischung aus Härte, Melodie und Düsternis gut umschreiben lässt, um eine interessante Facette erweitert.
Richtig gelesen: "No Better Tomorrow" kann man gut und gerne einen düster-melancholischen Unterton bescheinigen. Dies ändert jedoch gar nichts daran, dass die elf Songs ordentlich Spaß machen und richtig zum Headbangen einladen. Harte Gitarrenriffs wechseln sich mit verspielten Solo-Parts ab, über allem thront die charakteristische Stimme Gale Andersons. Sehr schön, diese Scheibe macht ordentlich Spaß und rotiert nun schon seit geraumer Zeit in meinem Player. Langweilig wird mir dabei ganz und gar nicht.
Einzelne Stücke hervorzuheben fällt mir deshalb auch schwer, da hier wirklich nur hochwertiges Material zu finden ist. Ein begnadeter Songwriter ist er, der Herr Anderson, der sich bis auf das Depeche Mode-Cover "It's No Good" für alle Songs verantwortlich zeigt. Ein belesener Mann ist er darüber hinaus auch, denn vereinzelt ließ er sich von Romanen zu seinen Texten inspirieren. Laut Waschzettel hat man es dabei mit »bitterbösen kleinen Geschichten« zu tun, »angesiedelt in einer degenerierten und dahinsiechenden Welt.« Das lasse ich jetzt mal unkommentiert so stehen.
Aber zurück zu den Songs. Eröffnet wird "No Better Tomorrow" vom flotten, eingängigen Rocker "Waiting", der gleich zu Beginn ordentlich Druck macht. Im weiteren Verlauf muss ich unbedingt noch "Ignored", "School Wars", "Return To Heaven" und "Bad Mojo" erwähnen. Ja, eigentlich könnte wirklich jeder einzelne Song namentlich genannt werden...
Wie auch immer: "Ignored" überzeugt mit seinen druckvollen Gitarrenriffs und verhaltenen Strophen, die dann in eine aggressive Bridge münden. Ein ausgedehntes Gitarrensolo findet sich hier ebenso wieder wie ein Refrain, der wirklich alles kann - absolute Spitzenklasse!
Mit "School Wars" folgt daraufhin sogleich der nächste Kracher. Cleane Gitarrenzerlegungen in den Strophen und fast schon zerbrechlicher Gesang, münden in einen kräftigen Refrain mit gegrowlter Titelzeile. Im Text wird offenbar ein Amoklauf an einer Schule thematisiert - tiefgehende Lyrics!
"Return To Heaven" kann mit rhythmischen Gitarrenriffs und absolut geilen Melodiebögen punkten. Besonders toll ist auch die Bridge sowie das Gitarrensolo, welches an den guten alten Slash erinnert. Unglaublich schön, da steigen mir die Freudentränen in die Augen!
Die Scheibe wird letztendlich von "Bad Mojo" beendet, einer hübschen, mit Westernzitaten gespickten Ballade, die gänzlich ohne verzerrte Gitarren auskommt. Hier wird die Klasse von Gale Andersons Stimme noch einmal ganz besonders deutlich.
Schade eigentlich, dass dieses Hammeralbum nach elf Stücken bereits zu Ende ist - von dieser Musik könnte ich gut und gerne mehr vertragen! Ein solch hochwertiges Debütalbum habe ich selten in die Finger bekommen! Und das betrifft längst nicht nur die Musik, sondern auch das wirklich fette Booklet, das durch ein wunderschönes Artwork besticht - man hat definitiv keine Mühen gescheut. Bleibt nur noch zu hoffen, dass jetzt allen Lesern das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, damit "No Better Tomorrow" auch die Anerkennung findet, die es ganz bestimmt verdient. Wer hier nicht zugreift, muss schlicht und einfach taub sein!
Abschließend möchte ich noch eine Information für Filmfans loswerden: Gang Loco arbeiten seit einiger Zeit mit dem Splatterfilm-Regisseur Andreas Schnaas zusammen und steuerten zu dessen letzten Film, "Goblet Of Gore", mehrere Songs bei, unter anderem den Titeltrack. Diese Kollaboration war offensichtlich so fruchtbar, dass man für den im Jahr 2008 erscheinenden Zombieactionfilm "Don't Wake The Dead" die gesamte Filmmusik schrieb und darüber hinaus als Zombieband im Film auftauchen wird.
Line-up:
Gale Anderson (vocals, rhythm guitar)
Ulrik (lead guitar)
Nico Di Stefano (bass)
Nagel (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Waiting (3:50)
02:Once More (3:50)
03:It's No Good (5:35)
04:Hit The Ground (4:49)
05:Look Into My Eyes (5:09)
06:Ignored (5:00)
07:School Wars (5:37)
08:Return To Heaven (4:15)
09:Among Madmen (3:02)
10:Fear (3:37)
11:Bad Mojo (4:42)
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