RockTimes: Zunächst erstmal vielen Dank, General, dass Du Dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Das sind ja hocherfreuliche, wenn auch ziemlich überraschende Nachrichten, dass die General Lee Band wieder im Musikzirkus mitmischt. Kam das für Dich genauso unverhofft, wie für uns Fans oder haben sich diese Entwicklungen schon seit längerem abgezeichnet?
The General: Am Anfang dieses Interviews möchte ich mich ganz herzlich bei Dir bzw. Euch bedanken, dass Ihr diese Musik nicht sterben lasst und Euch damit auseinandersetzt. Wir haben leider nur einen kleinen Anteil an der heutigen Musikgeschichte, was sehr schade ist. Nun zurück zu Deiner Frage: In diesem Fall kam ich, wie man so schön sagt, wie die Jungfrau zum Kinde. Ich persönlich hatte mit dieser musikalischen Geschichte leider schon abgeschlossen, aber manchmal spielt das Leben ein ganz anderes Spiel.
RockTimes: Ihr tretet ja fast wieder in Originalbesetzung an. Durch welche glückliche Fügung kamen so viele Gründungsmitglieder mit an Bord?
The General: Ja, glückliche Fügung ist ein perfekter Ausdruck für diese Geschichte. Unser 'alter' Sologitarrist hatte es schon ein paar Mal versucht ein Gespräch in Gang zu bringen, aber die Wunden der 'letzten Schlacht' saßen auch nach vielen Jahren noch sehr tief, also war das für mich gar kein Thema. Am 02. Januar dieses Jahres rief mich Abends unser heutiger 'Jungspunt' Damy 'the wiZard' Ghost an und versuchte, auch noch mal mit mir zu sprechen, was etwas besser gelang, weil er mit diesen alten Geschichten überhaupt nichts zu tun hatte und wollte einfach diese Musik wieder zum Leben erwecken. Nach einem fast zweistündigen Telefonat stand fest, dass die 'alte Truppe' sich am 04. Januar nach zwanzig Jahren wieder gegenüberstehen sollte.
RockTimes: Was haben die neuen, alten 'Bandmembers' eigentlich zwischen 1998 und 2014 musikalisch so angestellt?
The General: Die anderen Musiker, außer mir, haben seit 1998 in irgendeiner Weise in irgendwelchen Lokalbands mitgespielt.
RockTimes: Wurden die alten Querelen um den Bandnamen seinerzeit für alle Seiten befriedigend beigelegt?
The General: Die 'alten Querelen', wie Du so schön sagst, sind heute kein Thema mehr und man hat auch nicht das Gefühl, als hätte es diese jemals gegeben.
RockTimes: Wie kam es jetzt zu dem Deal mit dem neuen Partner Sireena Records, bekanntlich einem der umtriebigsten hiesigen Labels für Mucke aus deutschen Landen?
The General: Das Rockbusiness habe ich natürlich in den ganzen Jahren weiterverfolgt und mit ansehen müssen, wie immer mehr Plattenfirmen und Record Stores den Bach runtergingen. Das Sireena-Label war mir dabei schon früh positiv aufgefallen. Sie veröffentlichten ja nicht nur deutsche Mucke, da war ja mal alles dabei. Als wir dann an den Start gingen, habe ich meine Fühler natürlich sofort wieder ausgestreckt und wir haben unseren 'Hafen' sofort anlaufen können. Ich glaube, da sind wir super aufgehoben. Keep on rockin'...
RockTimes: Ihr schreibt nun im Booklet zur "Rebel By Choice", dass das 'Bloody Reunion'-Projekt »in einem Plettenberger Studio in die entscheidende Phase läuft.« Sind damit die Vorbereitungen für die Tour gemeint oder arbeitet Ihr zeitgleich bereits an neuem Material für ein Comeback-Album?
The General: In diesem Fall antworte ich mal ganz kurz und knapp: sowohl als auch. Schau'n wir mal...
RockTimes: Wer kam auf die glorreiche Idee, die Rebel By Choice noch einmal neu aufzulegen?
The General: Bei dieser Frage brauche ich überhaupt nicht zu überlegen. Das war natürlich ich, denn die ganzen Jahre habe ich mich geärgert, dass diese CD sang- und klanglos vom Markt genommen wurde. Ich war damals schon begeistert davon und bin es heute immer noch (schmunzelt).
RockTimes: Warum musste diese Scheibe seinerzeit unter dem 'Pseudonym' Southern Tribute Band erscheinen und ging dann - völlig unverdientermaßen - derart gnadenlos unter?
The General: Zu der damaligen Zeit, als diese CD fertiggestellt wurde, waren die Namensrechte ja schon sehr chaotisch. Vor Gericht wurde entschieden, dass beide Teile der Band den Namen erhalten und somit gab es zwei General Lee Bands im gleichen Ort. Und damit ging das ganze Chaos los. Die CD kam unter dem Namen General Lee Band raus, weil wir den Namen ja ebenfalls hatten. Nach ganz kurzem Aufenthalt dieser CD entschied NRW Records, unser damaliges Label, es würde nicht mit dem Namen funktionieren und wir mussten uns umbenennen, um dem nächsten Rechtsstreit aus dem Weg zu gehen. Ich entschied mich - nach langem Hin und Her - für den Namen Southern Tribute Band. Aber wie das in diesem Gewerbe so mit einem neuen Namen ist, kennt noch keiner: Warum sollte man sie kaufen, zumindest in größeren Mengen.
RockTimes: Hattet Ihr seinerzeit daran gedacht, "Rebel By Choice" via Selbstvermarktung und mglw. Internet in Eigenregie zu vertreiben?
The General: Eigentlich war das für uns nie ein Thema!
RockTimes: Die Songauswahl für "Rebel By Choice" kann man nur als außergewöhnlich gut gelungen bezeichnen. Tolle Interpretation von "Homesick" ( ARS) und "Wild Eyed Southern Boys" ( .38 Special) ist sogar besser als das Original! Wenn Ihr das Album anno 2014 aufgenommen haben würdet, hättet Ihr alles noch einmal genauso eingespielt?
The General: Vielen Dank für das Kompliment, aber wahrscheinlich wäre es dann niemals so geworden. Damals hatte ich keinen Keyboarder zur Verfügung, dafür aber eine hervorragende Gitarrenarmee. Jeder Musiker spielt seinen eigenen Stil und das ist auch gut so. Man muss aus dem was machen, was man hat und zu der Zeit waren es diese Musiker.
RockTimes: Wie kam es zur Auswahl der Songs? Waren das Titel aus Euren Inselplatten? Oder bereits Songs mit dem Live-Proof?
The General: Sowohl als auch - die Lady liebt Stevie Ray Vaughan. Da war klar, dass auch von ihm ein Stück gemacht werden musste... (schmunzelt)
RockTimes: Welcher der neun Songs liegt Dir besonders am Herzen - bedeutet Dir sehr viel?
The General: Eigentlich alle, weil ich sie ja selber ausgesucht habe. Aber vielleicht ein ganz kleines bisschen mehr der "Stormy Monday Blues", weil dieses Stück für die Lady und mich eine Premiere in Sachen 'Old School Blues' war. Siehe YouTube - über 75.000 Besucher können sich nicht irren, oder?
RockTimes: Erzähl' doch mal ein bisschen aus dem Studio-Nähkästchen... Wie war das damals bei "Rebel By Choice"? Was hat gehakt - was lief klasse?
The General: Es lief eigentlich für diese CD alles perfekt, wir waren alle hochmotiviert, gut drauf und eben auch experimentierfreudig - aufgeschlossen für jede Idee, die reingeworfen wurde. Freddy McKinnel hat nicht nur als Leadgitarrist brilliert, sondern auch aufnahmetechnisch einen super Job gemacht. Die Soulmother war wie immer für die Stimmungen der Musikanten zuständig, was sollte da schieflaufen?
RockTimes: Magst Du den folgenden Satz vervollständigen? "Rebel By Choice" war seinerzeit unser bestes Album, weil...
The General: ... zu diesem Zeitpunkt einfach alles passte!
RockTimes: Ist es geplant, auch die ersten beiden Alben - "Confederal Wedding" und "Southern Heat" - bei Sireena Records noch einmal neu aufzulegen?
The General: Geplant ist nichts, aber man weiß nie, was noch so kommt. Ich würde mich nicht wehren!
RockTimes: 1998 habt Ihr das Handtuch geworfen. Was waren die damaligen Gründe und war es - im Nachhinein betrachtet - die richtige Entscheidung?
The General: Zur damaligen Zeit war ich körperlich und seelisch stark angegriffen, da die alte Geschichte mich ziemlich 'kaputt' gemacht hatte, die Auszeit tat mir vielleicht gut. Das war ganz falsch, denn die Auszeit war einfach zu lang, mir fehlt jetzt einfach diese Zeit!!
RockTimes: Ihr konntet ja nun wirklich als Hard-Touring-Gang bezeichnet werden. Habt Ihr nun ganz ähnliche Ambitionen?
The General: Ganz sicher nicht!! Auch bei meinen Mitmusikern ist die Zeit nicht stehengeblieben, wir haben alle unsere 'Päckchen' zu tragen, da müssen wir nicht mehr jeden Abend auf der Bühne stehen. Aber selbstverständlich werden wir noch auf so manche Bretter gehen, die förmlich nach uns schreien. Aber wie Du schon so schön sagtest, sind die Auftrittsmöglichkeiten für diese Musik rar gesät. Außerdem sind wir inzwischen ja auch eine große Bande: acht Musiker, zwei Roadies und ein oder zwei Techniker. Das ist schon eine satte Mannschaft.
RockTimes: Haben sich die Auftrittsmöglichkeiten in den 15 Jahren Eurer Abstinenz signifikant verändert, vielleicht sogar verschlechtert?
The General: Diese Frage kann Dir wahrscheinlich unsere langjährige Managerin und 'Soulmother' Gerlinde besser beantworten und die sagt, dass man heute natürlich ganz andere Möglichkeiten hat, um an Konzerte zu kommen. Der Computer ist da schon ein sehr nützliches Werkzeug. Damals haben wir alles per Post, Fax oder Telefon machen müssen und das dauerte, dauerte und dauerte. Außerdem lernt man viele nette Leute im Netz kennen und die helfen auch, weil sie die Musik gut finden und das endlich mal so etwas wieder gemacht wird. Soviel gibt es leider nicht mehr davon. Es sind aber auch noch einzelne Veranstalter von früher, die haben nur gewartet, dass dieses Comeback endlich passiert. Das ist schon ein tolles Gefühl.
RockTimes: Wie wird Euer Live-Progamm aussehen? Alte Klassiker von "Confederal Wedding" und "Southern Heat" - sprich: "Cold Harbor" und "Land Of Music" - mit neuen Coversongs oder gar neuen Eigenkompositionen?
The General: Wir werden quasi ein 'Best of'-Programm aller drei CDs sowie einige neue Coversongs präsentieren.
RockTimes: Die Southern Rock-Szene hat sich ja seit den Neunzigern gewaltig verändert. Die damalige Renaissance ist bekanntlich weitgehend verpufft - kaum eine der damals hoffnungsvollen Bands ist heute noch aktiv, aus der deutschen wie internationalen Szene. Welche der aktuellen Southern Rock-Bands machen Dich am meisten an?
The General: Besonders gut gefallen hat mir die neue Point Blank-Scheibe, "Volume 9".
RockTimes: Mit welcher Band würdest Du bzw. Ihr gerne gemeinsam auf Tour gehen?
The General: Eine richtige Tour kommt eigentlich heute nicht mehr in Frage, aber eröffnen würde ich gerne einmal für Jimmie Van Zant, eine wirklich phantastische Stimme.
RockTimes: Good choice!! Wäre für mich der logische Nachfolger von Ronnie gewesen...
RockTimes: Ihr ward ja in den Achtzigern und Neunzigern mit zahlreichen Top-Acts auf Tour. Welche Band war denn so richtig saucool drauf?
The General: Da waren schon sehr gute bei, deshalb kann ich da jetzt keine besonders 'saucool' nennen (lächelt).
RockTimes: Herrschaftszeiten, jetzt lass' Dich doch nicht lange bitten, hahaha! Plauder' mal ein bisken aus dem Nähkästchen...
The General: Ich kann da wirklich nichts 'Saucooles' erzählen, Golden Earring hat nach dem Konzert gerne gefeiert, Molly Hatchet hat nach dem Konzert gerne gefeiert, wir haben nach den Konzerten gerne gefeiert und alle anderen auch (lacht).
RockTimes: Was hältst Du eigentlich von den letzten beiden Alben von Lynyrd Skynyrd?
The General: Eigentlich ganz gut, aber sie waren mir persönlich ein wenig zu 'heavy'.
RockTimes: Mit dieser Meinung stehst Du ganz sicher nicht alleine da...
RockTimes: Okay, Zielgerade... Wann geht der 'Bloody Reunion'-Trail auf die Straße?
The General: Wir starten am 26. Dezember in der Musikkneipe 'Alt Werdohl' bei unserem 'früheren' Manager. Da hört das Jahr doch auch in diesem Fall mit Einigkeit auf der ganzen Linie auf (lacht). Alles weitere für das neue Jahr, könnt ihr unserer Homepage oder der Facebook-Seite entnehmen.(Anmerk. Red.: siehe Linkblock)
RockTimes: Liest Du eigentlich Online-Musikmagazine und hast Du vielleicht noch 'ne spezielle Message an unsere Leserschaft?
The General: Ich muss zu meiner Schande gestehen - Online ist nicht meine Welt. Hier ein kleiner Insider von Mister Vee Dee: alles Hexenwerk !!!! Eine Message an Euch und Eure Leser: »Keep on rockin`especially southern rockin. We see you, out on the street!!«
RockTimes: Besten Dank, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast. Wir wünschen viel Erfolg - für "Rebel By Choice" und die 'Bloody Reunion'-Tour gleichermaßen!!
The General: Vielen Dank, Steve, für die außergewöhnlichen Fragen, und dass Du das Thema mal hinterfragt hast. Ich habe schon etliche Interviews in meiner langen Musikergeschichte geführt, aber dies war eines der guten. THANKS!
Alle Bilder authorisiert von Gerlinde Eilers, GLB-Management.
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