Genesis / From Genesis To Revelation
From Genesis To Revelation Spielzeit: 61:03
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2011 (1969)
Stil: Pop Rock


Review vom 04.01.2012


Steve Braun
Mal wieder legen Repertoire Records mit "From Genesis To Revelation" ein Stück vergessener Rockhistorie in vorbildlich remasterter Qualität und schöner Ausstattung neu auf. Es handelt sich um das Erstlingswerk der Prog-Rocker Genesis, das mit den drei Singles zur Erstveröffentlichung (selbstredend im originalen Mono-'Sound') und einem satten Booklet mit informativen Liner-Notes glänzt. Allein dies sollte genug des Kaufanreizes sein.
Wer allerdings mit einer Prog-Scheibe à la Nursery Cryme oder Foxtrot spekulieren sollte - ein Fauxpas, der Kennern der Band selbstredend nicht unterlaufen wird - liegt komplett daneben. Es handelt sich vielmehr um Popmusik, der man die Einflüsse der späten Beat-Phase noch deutlich anhören kann. Ein Umstand, den man durchaus auch dem visionären Produzenten Jonathan King, der den Beat in anspruchsvollere Bahnen lenkte (man höre sich in diesem Zusammenhang nur einmal frühe 10cc-Alben an), zuschreiben kann. Die 'progressiven' Genesis'schen Ambitionen lassen sich allerdings bereits in den Arrangements und natürlich den Texten Peter Gabriels deutlich heraushören. Überhaupt stellt dessen charismatische Stimme die Klammer zwischen diesem Frühwerk und späteren Alben dar.
Apropos 'Arrangements': Ganz im Stil der Zeit weisen die Songs eine Länge von rund drei Minuten auf, teilweise sogar deutlich darunter. Die Art und Weise, wie diese knapp bemessene Zeit ausgestaltet wird, zeigt, welches kompositorische Potenzial bereits in Gabriel/Rutherford/Banks schlummerte. Die orchestralen Passagen, die ganz sicher nicht nur vom Mellotron stammen, schwelgen stilsicher und niemals opulent-dekadent. Obwohl die Popsongs auf "From Genesis To Revelation" überwiegend in 'Dur' gehalten sind, wird hier doch nichts mit klebrig-süßem Zuckerguss verkleistert. Manchmal hätte man sich in späteren Jahren solche Songs, die zielsicher 'auf den Punkt kommen' von dieser Prog-Legende gewünscht. Als sie es dann in Achtzigern endlich versuchten, fehlte die Genialität eines Peter Gabriel und die Genesis'schen Bemühungen blieben reichlich uninspiriert... teilweise sogar lächerlich.
In großen Teilen scheint "From Genesis To Revelation" vom knapp zwei Jahre zuvor erschienenen, epochalen Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band-Album inspiriert worden zu sein. Die Qualität des Songmaterials steht diesem Monument nur wenig nach und es scheint kaum nachvollziehbar, warum von der Erstauflage seinerzeit nur etwa 600 (!!) Exemplare verkauft worden waren. Offenbar veranlasste der Titel des Albums (zu deutsch: Vom Ursprung zur Offenbarung) viele Plattenläden dazu, es irrtümlich der Kategorie 'Religiöse Musik' zuzuordnen [vgl. Wikipedia].
Aus dem äußerst erfreulichen Reigen der dreizehn Stücke ragen vor allem "In The Wilderness" und "The Conqueror" heraus, die als Einheit anzusehen sind. Intelligentes Songwriting, herrliche Streicherarrangements und ein packend singender Gabriel prägen "...Wilderness", dessen Thema Gitarrist Anthony Phillips und Tony Banks am Piano im Intro zum folgenden "...Conqueror" bereitwillig aufnehmen, den Song allerdings in einen rhythmisch-treibenden Beat im Stil von
Street Fighting Man verwandeln - stark!!
Die drei Singles, die in originaler Mono-'Qualität' präsentiert werden, stellen eine schöne, 'ohr-ale' Zeitreise in die Spätsechziger dar - nicht mehr, aber auch nicht weniger. "The Silent Sun", "A Winter's Tale" und "Where The Sour Turns To Sweet" - allesamt gefolgt von der jeweiligen B-Seite - floppten selbstredend ebenfalls, obwohl sie fraglos das Potenzial gehabt hätten, zumindest in die Top 50 zu kommen.
Fazit: "From Genesis To Revelation" ist ein schönes Zeitdokument der Frühphase von Genesis mit einem Peter Gabriel, der seine Klasse hier bereits mehr als nur andeutet. Da das alles in äußerst ansprechender Digisleeve-Ausstattung daher kommt, gehört der Daumen klar nach oben!
Line-up:
Peter Gabriel (lead vocals, flute, percussion)
Tony Banks (piano, organ, Mellotron, keyboards, guitar, vocals)
Anthony Phillips (guitar, vocals)
Mike Rutherford (bass, guitar, vocals)
John Silver (drums)
Chris Stewart (drums - #12)
Tracklist
01:Where The Sour Turns To Sweet (3:16)
02:In The Beginning (3:48)
03:Fireside song (4:21)
04:The Serpent (4:41)
05:Am I Very Wrong (3:34)
06:In The Wilderness (3:31)
07:The Conqueror (3:42)
08:In Hiding (2:44)
09:One Day (3:23)
10:Window (3:36)
11:In Limbo (3:32)
12:Silent Sun (2:16)
13:A Place To Call My Own (2:01)

Bonustracks:
14:The Silent Sun (2:16)
(Mono single, A-side, Decca 1968)
15:That's Me (2:40)
(Mono single, B-side, Decca 1968)
16:A Winter's Tale (3:31)
(Mono single, A-side, Decca 1968)
17:One Eyed Hound (2:34)
(Mono single, B-side, Decca 1968)
18:When The Sour Turn To Sweet (3:17)
(Mono single, A-side, Decca 1969)
19:In Hiding (2:40)
Externe Links: