Gentlemans Pistols / Same
Same Spielzeit: 30:13
Medium: CD
Label: Rise Above, 2007
Stil: Rock

Review vom 10.08.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Sind durch Überbelastung ins ewige Lautsprecher-Nirwana beförderte Boxen durch die Hausratversicherung abgedeckt? Die Speaker werden bei jedem Hördurchgang einer Belastungsprobe ausgesetzt.
Haben die vier Musiker von Gentlemans Pistols Waffenscheine? Bei dem, was sie uns um die Ohren hauen, wäre das jedenfalls lohnenswert.
Die Band aus dem englischen Leeds lässt die Schwarte krachen!
Retro ist angesagt, wenn man sich den Gentlemans Pistols zuwendet.
Umweltfreundlich ist deren Mucke gerade auch nicht, denn sie elektrisieren die Luft mit einer bleihaltigen Mixtur, die die Wirkung einer Frischzellenkur hat. Wellness für alle Rockmusik-Anhänger der Sechziger- und Siebzigerjahre mit der Betonung auf heavy.
Obendrein sind die Musiker auch noch Künstler, denn sie schaffen es, zehn Songs in nur 30 Minuten Spielzeit zu verpacken. Nicht auszudenken, wenn noch mehr Tracks aus deren Pistolen geliefert worden wären. Das hätte dann einen Tipp zur Folge. So aber hat das Quartett die Zielscheibe verfehlt.
Sie bereiten soviel Freude, weil einem an allen Ecken und Enden der CD Erinnerungen hochkommen. Aber immer nur für Bruchteile von Sekunden, wie z.B. im Intro von "Widow Maker". Golden Earrings "Radar Love" lässt grüßen. Die restlichen gut zwei Minuten sind wirklich stark gemachter Retro-Riff-Rock der Sonderklasse.
Andere Verweise, die man ohne schlechtes Gewissen geben kann, wären z.B. Free.
Gentlemans Pistols gehen in der halben Stunde kaum vom Gaspedal. Vielleicht lässt sich mit einigem Kraftaufwand ja "The Lady", übrigens mit vier Minuten schon überlang, ins Balladen-Korsett zwängen, aber auch nur für zwei Minuten, denn dann geht es wieder dorthin, wo man ohne Geschwindigkeitsbegrenzung fahren darf: Auf den Highway.
Da stutzt man schon, wenn in Verbindung mit Gentlemans Pistols die Combo Sweet auftaucht. Die ersten Sekündchen von "Lying & Fooling" vielleicht, aber dann hat sich der Kuchen gegessen, was die Glam-Rock-Band der siebziger Jahre angeht.
Tonnenschwerer schleppender Rhythmus prägt "Heavy Petting" (wo die das überall machen wollen!) und erinnert an die besten Zeiten von Led Zeppelin.
Verdammt, die kopieren nicht, sondern holen sich vielleicht bei all den tollen Bands der Sechziger und Siebziger ihre Ideen und spielen frisch und frech, fast kaltschnäuzig auf, als hätte es nie eine andere Musik gegeben.
Gentlemans Pistols sind hart orginell und Original. James Atkinsons Stimme passt zur Musik, wie die Faust aufs Auge und zusammen mit Chris Rogers kreieren die beiden Gitarrenwände voll differenzierter Sounds.
Tieftöner Douglas McLaughlan ist über jede Kritik erhaben und Adam Clarke testet immer wieder die Haltbarkeit der Felle. Wohlgemerkt, es ist kein sinnloses Gebolze, das hat Klasse.
Man kann sich gar nicht satthören an der Musik. Auch so ein Hochgeschwindigkeitsmonster wie "Vivid Wonder" macht da Sinn und zum Schluss hauen die Herren mit "Parking Banshee" auch noch einen bluesrockigen Titel raus.
Gentlemans Pistols: Eine satte Empfehlung, die nur laut zu genießen ist!
Line-up:
James Atkinson (lead vocals, guitar)
Chris Rogers (lead guitar, vocals)
Douglas McLaughlan (bass)
Adam Clarke (drums)
Tracklist
01:Just A Fiction (2:54)
02:Out Of The Eye (2:46)
03:Heavy Petting (3:40)
04:Widow Maker (2:19)
05:The Lady (4:04)
06:Lying & Fooling (3:04)
07:Mistress Mistrust (3:07)
08:Creamy Lid (2:27)
09:Vivid Wonder (2:12)
10:Parking Banshee (3:34)
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