Ist bei einem Review die englische Band Geordie das Thema, so schweifen die Gedanken sofort zu Brian Johnson ab, dem Shouter, der im Jahr 1980 nach dem Tod von Bon Scott das Mikrofon bei AC/DC übernahm und damit zu einem 'Superstar' der Rockmusik avancierte, denn schließlich begann der Sänger in dieser Truppe seine Karriere.
Ich persönlich verbinde noch eine ganz besondere, persönliche Erinnerung an die Band. In meinem langen Konzertleben war ein Geordie-Gig der bisher einzige, bei dem ich mir das Equipment in aller Ruhe auf der Bühne anschauen konnte, um dann gleich wieder schnurstracks nach Hause zu gehen, denn die Protagonisten tauchten aus unerfindlichen Gründen erst gar nicht am Veranstaltungsort auf. Na ja, wenigstens bekam ich das Eintrittsgeld zurück! Dumm gelaufen würde ich sagen…!
Doch solche Negativ-Erlebnisse haben natürlich keinerlei Einfluss auf eine CD-Besprechung. Trotzdem kommt bei mir schon beim Cover ein ungutes Gefühl auf. Zwei Promo-Fotos und die Tracklist (wenigstens noch mit der Song-Spielzeit) - und das war es dann auch schon. Keinerlei Linernotes, nicht mal das Band-Line-up sind vorhanden. Das ist schon mal ein ganz schwaches Bild!
Null Information also, und das bei einer Band, die über einen gewissen lokalen Bekanntheitsgrad nie hinausgekommen ist. Das ist für meinen Geschmack nicht der richtige Weg, denn was soll der Hörer denn mit immer wiederkehrenden Lebensläufen der absoluten Rockgrößen, die eh schon jeder kennt, während zu Gruppen, die in (fast) keinem Rock-Lexikon Erwähnung finden, auch auf den Plattenhüllen keinerlei Daten zu finden sind.
Das Alles sieht mir doch ziemlich nach dem Versuch aus, noch eine schnelle Mark zu machen, denn 'zufällig' war zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser CD gerade AC/DC nach langen Jahren wieder mal auf Deutschland-Tour. Warum also nicht noch ein wenig Kohle mehr mit dem Namen Brian Johnson abgreifen…?
Dafür spricht auch, dass alle Songs original in der Soundqualität ihres Erscheinungsdatums übernommen wurden, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, den Klang der Seventies etwas aufzupeppen und auf den heutigen Standard zu bringen. Okay, das ist durchaus zu verschmerzen, wenn auch absolut unverständlich für mich.
Die zwanzig Titel bringen auch keine großartigen Überraschungen. Alle Songs sind schon auf anderen Samplern enthalten. Außerdem stehen die hier benutzten Alben "Hope You Like It", "Don't Be Fooled By The Name" und "Save The World" alle als Originale in den Läden, bei deren Kauf der geneigte Hörer sicherlich besser fährt, um sich ein optimales Bild über die Musik von Geordie zu verschaffen.
Trotzdem macht die Musik der Band mit ihrem Mix aus Rock, Boogie und Glam Rock natürlich immer noch Spaß. Songs wie "Don't Do That", "Natural Born Loser" und "Can You Do It" waren schon vor über dreißig Jahren Renner in den Clubs und sind heute noch sehr gut anzuhören, und auch "Ain't Just Like A Woman" geht in der Gegenwart so richtig gut ab.
Vielleicht ist dieser Sampler aber auch als Wiedergutmachung zu verstehen, denn nur wenige Wochen früher erschien unter dem gleichen Titel eine weitere Veröffentlichung, die man schlicht und einfach als eine Frechheit bezeichnen kann. Nachdem auf dem Waschzettel etwas von »neuen, bisher unveröffentlichten Remixen« zu lesen ist, und logischerweise eine gewisse Erwartungshaltung beim Hörer entfacht wird, fällt man sofort bei den ersten Tönen in ein tiefes schwarzes Loch. Da ist nichts mehr mit handgemachter Musik. Sämtliche Sounds erweisen sich als künstliche, Computer gesteuerte Klänge. Das ist ausschließlich Musik aus der Dose, die da als Untermalung für Brian Johnsons Röhre aus den Boxen kommt. Ein klarer Fall von Irreführung!
Diese Scheibe, die übrigens fast die gleiche Tracklist wie die "Original Versions" enthält, ist eine glatte Verarschung am interessierten Musik-Konsumenten, wie sie mir in dieser krassen Form noch nicht untergekommen ist.
Also, liebe RockTimes-Leser, seid vorsichtig beim Kauf von "The Very Best Of Geordie"! Wenn überhaupt, dann besorgt Euch bitte die "Original Versions". Aber auch das ist nicht unbedingt notwendig. Solche lieblosen bzw. verhunzten Sampler in so einer nichtssagenden Aufmachung hat weder der Rockmusik-Fan noch die Band selbst verdient.
Gründungsmitglieder:
Vic Malcolm (guitar)
Brian Gibson (drums)
Tom Hill (bass)
Brian Johnson (vocals)
Tracklist |
01:Electric Lady (2:57)
02:Black Cat Woman (3:15)
03:Can You Do It (3:11)
04:Don't Do That (3:08)
05:Ain't Just Like A Woman (3:53)
06:She's A Lady (3:02)
07:Give You Till Monday (3:53)
08:Keep On Rockin' (3:17)
09:Hope You Like It (3:38)
10:Natural Born Loser (4:12)
11:Fire Queen (3:34)
12:Ten Feet Tall (6:42)
13:She's A Teaser (3:16)
14:Got To Know (3:23)
15:Mama's Gonna Take You Home (2:53)
16:Ride On Baby (2:37)
17:All Because Of You (2:49)
18:House Of The Rising Sun (4:57)
19:Goodbye Love (3:22)
20:Geordie's Lost His Liggie (3:35)
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Externe Links:
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