Eine Band, die sich nach den unbekannten Flugobjekten benannt hat, welche 1946 in und um Schweden mehrfach gesichtet wurden, veröffentlicht dieser Tage ihr vollwertiges Debütalbum: The Ghost Rockets (kurz: TGR). Im fränkischen Schweinfurt ist man zuhause, und damit doch ein gutes Stück von Skandinavien entfernt. Auch klingt die Musik, die uns der Fünfer hier auf seinem gleichnamigen Werk präsentiert, keinesfalls irgendwie mysteriös - und ist somit von irgendwelchen Flugkörpern weit entfernt. Und mit dem typischen Schweden-Rock hat das Ganze auch nicht viel gemein, sondern klingt insgesamt wie eine gute, reife Mischung aus Queens Of The Stone Age und Soundgarden, wobei man aber auch Einflüsse von Danzig (leichte Parallelen im Gesang), At The Drive-In und den Foo Fighters hören kann - amerikanische Musik also. Zu letztgenannten besteht übrigens auch eine namentliche Parallele, denn 'Foo-Fighter' waren ebenfalls unbekannte Flugobjekte.
Wie dem auch sei: Jeder, der sich mit Rockmusik auch nur ein bisschen auskennt, wird ob dieser Referenzen schnell auf die Schubladen Stoner-, Alternative- und Hard Rock schließen, womit man - oh Wunder! - auch gar nicht falsch liegt. The Ghost Rockets spielen einen staubigen, brütendheißen, Retro-orientierten Hard Rock mit Midtempo-Grooves und einem Händchen für wunderbare, emotionale Melodielinien. Positiv zu erwähnen sind zweifelsohne die ausgefeilten Arrangements, die das Liedgut deutlich in oberen Qualitätsbereichen ansiedeln. Mehrstimmige, softe Backing Vocals kennzeichnen die Refrains, zeigen Parallelen zu den 'Steinzeitköniginnen' oder (ab und zu) gar zu den göttlichen Cream und harmonieren bestens mit dem leicht rauen Timbre von Sänger Eric Greulich.
Schwer rumpelnder, alternativer Heavy Rock erwartet den Hörer denn auch gleich beim griffigen Opener "Morphosis", der sich präzise in die Ohrmuscheln fräst und mit den so schön typischen Gitarrenleads aufwartet. Nach nahtlosem Übergang wird "Sunchild" von solidem Schlagzeug-Groove eröffnet, und die Band kann das Niveau damit locker halten - der eingängige Chorus will so schnell nicht mehr aus dem Kopf. "When Machines Dream" wirkt in den Strophen eher sperrig, überrascht daraufhin aber mit einem hochmelodischen Refrain, während "Ghost" wieder auf ganzer Linie eingängig und packend vor sich hin rockt. Die ersten vier Nummern sind somit alle ein Reinhören wert! Aber weiter geht's mit dem tanzbaren "The Eyes Of…", das mit Rhythmuswechseln punkten kann und im Mittelteil durch großartigen Chorgesang besticht - so heißt übrigens auch die 2008 veröffentlichte EP der Band.
Erst "Golden Monogram" und "Like A Scorpio" fallen leider etwas ab und können gut und gerne unter 'Ferner liefen' abgelegt werden. Macht aber grundsätzlich gar nichts, da The Ghost Rockets mit "Aurora Borealis" (bedeutet 'Nordlicht' auf Deutsch) wieder ordentlich und vor allem ziemlich flott nach vorne rocken - hier wird richtig Gas gegeben! Das macht Spaß, drückt, groovt und, ja, rockt amtlich! Vielleicht der beste Song des Albums. Das folgende "Transporter" bleibt tempomäßig im Fahrwasser, fällt ansonsten aber nicht weiter auf. - Was man vom monumentalen, siebenminütigen "This Life Must Be A Sample" keineswegs behaupten kann, mit dem die Band gegen Ende noch mal unterstreicht, was sie musikalisch so drauf hat. Ein wüstenrockiges Meisterstück, das sich hinter US-amerikanischen Originalen nicht verstecken muss! Am Schluss packt man dann auch noch die psychedelisch-sphärischen Sounds aus, die einen ganz entspannt aus dem Album entlassen - Hut ab!
Freunde der genannten Bands sowie jegliche Anhänger von Fuzz-Gitarren sollten sich die 'Geisterraketen' somit auf die Ohren geben. Denn das, was einem hier auf gut 40 Minuten geboten wird, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern und legt die bandinterne Messlatte auf eine beachtliche Höhe. Abwechslungsreichtum und Eingängigkeit sind hier garantiert, was den Franken einen Platz in der deutschen Indie-Landschaft sichern sollte.
Line-up:
Eric Greulich (vocals and lyrics)
Sebastian Väth (guitar)
Marc Hanson (guitar and synthesizer)
Steffen Schmidt (drums)
Christian Kraus (bass)
Tobias Götz (percussion)
Mad Bob (organ - #04, piano - #06)
Danny Porras (vocals - #07 outro)
Tracklist |
01:Morphosis (2:40)
02:Sunchild (2:22)
03:When Machines Dream (3:47)
04:Ghost (3:25)
05:The Eyes Of… (4:05)
06:Golden Monogram (3:43)
07:Like A Scorpio (3:58)
08:Aurora Borealis (3:34)
09:Transporter (3:36)
10:This Life Must Be A Sample (7:03)
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