Giant waren Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre mit ihren beiden starken Alben "Last Of The Runaways" und "Time To Burn" mehr als nur eine beachtenswerte Alternative zu den damals vorherrschenden Stadionrock-Bands der Marke Def Leppard, Bon Jovi, Van Halen & Co. Es war vor allem die instrumentelle Brillanz ihrer Mitglieder Alan Pasqua, Mike Brignardello, David Huff und vor allem die von Bandleader Dann Huff, einem der wohl besten Gitarristen dieses Planeten, die sich von der Masse der unzähligen Vertreter dieser Ära abhob.
Mit der aufkommenden, unsäglichen Grunge-Welle, hatte es sich mit Giant dann erledigt, sämtliche Bandmitglieder sahen relativ schnell ein, dass es besser ist, sich als Einzelkämpfer auf populärere Musikstile als ihren bisherigen zu konzentrieren. Mike Brignardello wurde zu einem der meistgebuchten Studiomusiker der New Country-Szene und ist bis zum heutigen Tage immer noch erste Wahl bei den genrebestimmenden Acts und Interpreten, Dann Huff entwickelte sich in der gleichen Sparte (und weit darüber hinaus) vom viel gebuchten Studiogitarristen mittlerweile zu einem der angesehensten Produzenten, der mit allen Größen der Zunft (u.a. Keith Urban, Tim McGraw, Faith Hill, Wynonna u.v.m.) gearbeitet und zu deren Erfolg maßgeblich beigetragen hat.
2001 gelang es dem emsigen Frontiers-Label, das sich gerade in letzter Zeit wieder sehr verstärkt als Auffangbecken einstiger Größen engagiert, Giant zu einem weiteren Werk ("III") zu verpflichten. Mittlerweile neun Jahre später wird jetzt unter gleicher Labelfahne mit "Promise Land" ein weiterer Versuch unternommen, auf der Erfolgswelle der derzeitig recht populären Melodic Rock-Szene (vor allem in Europa) mit zu schwimmen.
Vom Ur-Line-Up sind Mike Brignardello und David Huff übrig geblieben, Bruder Dann war leider aufgrund seiner ganzen anderweitigen Verpflichtungen nicht mehr abkömmlich, wurde aber beim Songwriting und bei zwei Songs (der Neueinspielung von "I'm A Believer" - jetzt nur noch als "Believer" gelistet - und "Save Me") als Gitarrist mit involviert, bei denen er auch seine typischen Soli abfeuert. Seine bisherige Frontrolle wurde gesplittet. Den Gesang übernahm der frühere Strangeways- und Seventh Key-Sänger Terry Brock, eine recht markante, meist Cowboyhut tragende Persönlichkeit (O-Ton eines RT-Kollegen: » ...sieht aus wie ein Pornodarsteller«), der einen richtig guten (Gesangs-) Job (... ) erledigt und parallel die Keyboardeinsätze mit abwickelte. Für Danns Gitarrenkünste wurde mit John Roth ( Winger) ein durchaus passabler Ersatz gefunden.
Das neue Album "Promise Land" hat zwar insgesamt mit dem Sound der Band aus ihren Anfangstagen nicht mehr soviel zu tun (der war deutlich rauer), ist aber gemessen an der heutigen Zeit fast als Lehrstunde in Sachen modernem AOR-/Arena-/Melodic Rock zu bewerten. Geboten wird ein eigenständiger, bunter Streifzug, der aber fast alle wichtigen Einflussgeber wie Bon Jovi ("Never Surrender", "I'll Wait For You") Journey ("Through My Eyes"), Whitesnake ("Prisoner Of Love"), Survivor ("Two Worlds", "Dying To See You") oder Iron Horse ("Plenty Of Love" - Brocks Stimme ähnelt teilweise der von Ronnie Keel) stilistisch mit berücksichtigt, teilweise sogar dezent in Southern Rock-Gefilden von Acts wie 38 Special ("Double Trouble") oder sogar Molly Hatchet ("Complicated Man" - erinnert ein wenig an deren berühmtes "Whiskey Man") andockt.
Einige Refrains liegen textlich zwar manchmal auf Augenhöhe mit den einstigen Reim-Untaten eines heutigen, deutschen Musikjuroren ( Beispiel gefällig? »Our love, runs deep, deeper than the river, stronger than the sea« aus "Our Love"), die ansonsten aber gesangliche und perfekte instrumentelle Umsetzung (unendlich viele Klasse-E-Soli) verbietet derartig unseriöse Vergleiche eigentlich partout. Zu erwähnen wäre ansonsten noch der schöne, recht poppige Titeltrack "Promise Land", der mit seinen gut passenden Synthie-Tupfern, Gesangs-Harmonies und guter E-Arbeit gediegenes 80er-Esprit versprüht.
Fazit: Giant ist auch ohne Dann Huff (wenn man sein partielles Mitwirken außer Acht lässt) mit "Promise Land" ein in die Zeit passendes, modernes Comeback gelungen. Das Werk ist umfang- und abwechslungsreich, oftmals sehr druckvoll, die Gesangsleistung von Brock ist exzellent (gefällt mir fast besser als die früher von Huff), die instrumentellen Darbietungen sind, wie nicht anders zu erwarten war, filigran und erhaben. Für mich persönlich ist das aktuelle Giant-Werk eine der besten Scheiben, die ich bisher in diesem Genre zu Ohren bekommen habe. Aber das ist natürlich, wie so oft, Geschmacksache und gerade an diesem Genre scheiden sich ja bekanntlich oftmals die Geister. Im Gegensatz zu den vollmundigen Ankündigungen eines mittlerweile (Gott sei Dank) nicht mehr aktiv wirkenden Politikers (in einem anderen Kontext), dürfen in Sachen "Promise Land" von Giant aus meiner Sicht blühende (Klang-) Landschaften versprochen werden...
| Tracklist |
01:Believer (Redux)
02:Promise Land
03:Never Surrender
04:Our Love
05:Prisoner Of Love
06:Two Worlds
07:Plenty Of Love
08:Through My Eyes
09:I'll Wait For You
10:Dying To See You
11:Double Trouble
12:Complicated Man
13:Save Me
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Externe Links:
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