Giant X / I
I Spielzeit: 46:30
Medium: CD
Label: SPV / Steamhammer, 2013
Stil: Hard Rock

Review vom 15.02.2013


Jochen v. Arnim
Running Wild am Ende, dann kommen Toxic Taste, plötzlich sind Running Wild wieder da und hauen den "Shadowmaker" raus und nebenbei entstehen Gerüchte um ein neues Projekt des 'Rock'n'Rolf' Kasparek, das er mit seinem Bandkollegen von RW und Produzenten Peter Jay Jordan aus der Wiege heben wird. Giant X sollte das Kind heißen und irgendwie denkst du unwillkürlich, dass da ja nach dem Glam-Versuch mit vorgenannten Toxic Taste jetzt eigentlich nur ein Abklatsch von Running Wild rauskommen könnte. Running Wild erneut am Ende? Falsch gedacht, zumindest in weiten Teilen. Die (gemeinsame) Vergangenheit können die beiden Herren natürlich nicht konsequent meiden und auch die Stimme des Piraten-Fronters ist halt die Stimme des Piraten-Fronters. Und zum Thema des erneuten Endes von Running Wild gibt es zeitgleich und passgenau direkt die Meldung mit, dass ein weiteres Studioalbum bereits in der Mache sei und man es ebenfalls in 2013 der Öffentlichkeit vorstellen werde. Alles in Butter - sofern es besser wird als die letzten Scheiben der Freibeuter.
Mit Giant X nun geht es aber in eine vordergründig ganz andere Ecke: Feinster Hard Rock wird uns hier verkauft, der zudem noch ein wenig bei verschiedenen Nachbarn über den Zaun guckt. Zwölf Songs plus Intro machen zusammen etwas mehr als eine dreiviertel Stunde Musik aus deutschen Landen. Werden wir beim Intro "The Rise Of The Giant X" noch von einem amerikanischen Sensationsreporter reißerisch über das plötzlich auftauchende riesige X in Kenntnis gesetzt, so macht sich der erste 'richtige' Song als kerniger Hard-Rocker bemerkbar. "On A Blind Flight" bringt uns neben dem obligatorischen satten Riffing natürlich eine treibende Rhythmusabteilung. Die Gesangslinie ist melodiös und mit eingängigem Refrain ausgestattet. Heavy Rock dröhnt auch beim direkt danach folgenden "Don't Quit Till Tomorrow" aus den Boxen. Erneut haben wir es mit einem Chorus zu tun, der eindeutig zum Mitsingen animiert. "Badland Blues" brilliert durch eine tolle (Slide-)Gitarre und einen bluesig rockenden Rhythmus, eindeutig eine der besten Nummern auf dem schlichtweg "I" genannten Debüt. Etwas später gibt es dann eine wirklich gute Power-Ballade, die als "Nameless Heroes" präsentiert wird. Die zwei folgenden Tracks, "Go 4 It" und "The Count", gehen bei mir nicht so gut runter wie die Vorgänger. Beim erstgenannten Song nervt die unablässig wiederholte Titelzeile ein wenig, während bei dem anderen Erinnerungen an die ganzen Glam-Rocker der Siebziger wach werden. Nichts gegen dieses Genre, aber hier geht mir dieses Reim-dich-oder-ich-brech-dich dann doch etwas auf den Senkel, dieses Abzählen à la
»One, two, stuck on you,
Three, four, on the floor,
Five, six, play your tricks,
Seven, eight, getting laid,
Nine, ten, do it again!«
Am Ende absichtliche Persiflage? Dann ist es allerdings echt gut gemacht. Zum Glück folgt eine Blues Harp, die das Ruder sofort wieder herumreißt und mich milde stimmt. "Rough Ride" heißt der Rocker, der neben der Harp auch mit einer feinen Slide-Gitarre über den Highway ballert und ein wenig Southern-angehauchtes Feeling verbreitet. Danach geht es wieder heavy zur Sache und "Friendly Fire" mutet in Teilen (Riffing) fast schon metallisch an. "Let's Dance" ist ein Titel für eine dieser Festzelt-Classic-Hard-Rock-Veranstaltungen, wo die Übriggebliebenen nach reichlich Alk zu Songs von Quo und Co. abrocken. Eingängiger Mitmach-Rhythmus, leicht zu merkender Refrain, ein wenig Sologitarre, Schluss, Aus. Standesgemäß werden wir aber am Ende der Scheibe noch von dem durchweg satten Rocker ähnlichen Namens ("R.O.C.K.") verabschiedet.
Die in den Credits ausgewiesenen Gastmusiker lassen den keineswegs neuen Rückschluss zu, dass hier bei der weiteren Instrumentierung mächtig am Computer gefummelt wurde. Fragt sich der geneigte Leser und Hörer ebenfalls nicht zum ersten Mal, ob das denn unbedingt sein muss. Kumpels haben die beiden Herren doch sicherlich zur Genüge und ein paar davon sollen sogar richtig Schlagzeug spielen können.
Ansonsten muss man dem Debüt durchaus bescheinigen, dass es auf der Hard Rock-Schiene recht konstant in der Spur bleibt. Ein paar Mal holpern die Schwellen bei besagten Songs etwas, aber das soll die Freude am beschwingten Hören nicht wesentlich trüben. Interessant wird es obendrein durch die mehrschichtigen und deutlich hörbaren Einflüsse von Blues Rock & Co. Kann man problemlos kaufen, darf aber kein Black Hand Inn erwarten!
Line-up:
Rolf Kasparek (vocals, guitars)
Peter Jay Jordan (guitars)
sowie:
Dorothee Möller, Timo Grünheid (backings - #6)
Jens 'The Lawyer' Imhoff (blues harp - #9)
Tracklist
01:The Rise Of Giant X
02:On A Blind Flight
03:Don't Quit Till Tomorrow
04:Badland Blues
05:Now Or Never
06:Nameless Heroes
07:Go 4 It
08:The Count
09:Rough Ride
10:Friendly Fire
11:Let's Dance
12:Soul Survivors
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