Die italienische Band umschreibt ihre Musik so: »The Giöbia's music searches for a natural link between the extreme hippy culture and the extreme punk culture. A discordant and hallucinated sound turnst he noise of a guitar into a sort of spiritual exercise.« Liest sich interessant. Die nach dem Summer Of Love beigesetzte Hippiebewegung verschmilzt mit dem, was danach kam.
Giöbia und ihr Album "Introducing Night Sound" ist mehr als nur Klang-Hochhäuser im Lichtkegel der Straßenlaternen. Die vier Musiker zelebrieren die Sechzigerjahre auf ihr ganz persönliche Art und Weise. Gitarrenberge treffen auf wabernde Orgel und Synthesizer, die Rhythmusabteilung mit Paolo Detrji Basurto (Bass) sowie Schlagzeuger Stefano Betta bestimmt das Tempo und man bringt es in Coversongs fertig, Bands wie The Electric Prunes und Santana unter einen Hut zu bekommen ... "Introducing Night Sound". Nach einem fantastischen Trip durch die Windungen des Gehirns knipst der Letzte das Licht aus.
Giöbia hat die Vergangenheit gut studiert, mit allen Sinnen (und vielleicht Mitteln zu deren Erweiterung) aufgesogen und bringen ihr Raummobil nach einem längeren Sinkflug zum Stillstand. Zur Ankunft der Psychedelic Rock-Astronauten spielt man keine Nationalhymne, sondern eine abgefahrene "Silend Shadows"-Nummer mit Gesang, der noch gar nicht auf der Erde angekommen ist und dazu serviert man Sounds mit Drehorgel-Ähnlichkeit. Giöbia gaukelt auf ihrem eigenen Musik-Jahrmarkt der Gefühle.
Das Quartett legt gut groovend los. Die Sitar hat es mal nicht mit dem Weihrauchschwenken, sondern rockt das Ding ordentlich nach vorne. Hawkwind fungiert als Miniatur-Begleitflugzeug der modulierenden Klänge und abgesehen von einem experimentellen Blitzlicht wird die Betonung auf Rock gelegt. Der Gesang ist ein integratives Element vom Titeltrack "Introducing Night Sound". Die nächsten fast fünf Minuten lassen die Stimme Stefano Bazu Basurto abermals im Nebel der Effektspielereien erklingen und dennoch wird zeigt einem die Combo, wie man Psychedelic sowie Melodie zu einem Ganzen zusammensetzt.
Mit rockigen Riffs kommt "A Hundred Comets" auf den Hörer zugerauscht. Das Stück klingt zunächst nicht bedrohlich, sondern eher wie schon einmal erlebt, keine Sounds, die einen in entfesselte Erregung versetzen. Doch ab der Mitte dieser längsten Nummer der Platte schraubt man die Intensität bis zum Gewindeanschlag. Hammer! Giöbia im ekstatischen Rausch. Da ist das "Orange Camel" schon wieder ganz anders. Tolle Wah Wah-Klänge reichern die Luft an, es gibt kein Entkommen ... diese Nummer ist ein Highlight, weil die vier Musiker eine völlig andere Atmosphäre zaubern.
Fantasievolle Arbeit kann man der Band auch bei den beiden Fremdkompositionen bescheinigen. Nur von einem doch sehr mit den bekannten Mitteln der Sechzigerjahre hantierenden "Electric Light", ist die alte Santana-Nummer der echte Bringer. Schnörkellos ist "No One To Depend On" zu einem Giöbia-Stück verwandelt worden. Mit dem Electric Prunes-Lied zeigt man wohl, wo sich die Vorboten ihrer musikalischen Heimat so tummeln.
Die Sitar macht eine ausgesprochen gute Mine zu den um sich rumflirrenden Orgel-Ergüssen in "Karmabomb". Eine surrealistische Irrfahrt durch die inneren Angelegenheiten der Seele. Nicht nur diese Stück hat Rauschcharakter. Eroc hat gemastert. Dazu braucht es keine weiteren Worte. Allerdings sollte hier noch darauf hingewiesen werden, dass das Album in der Erstauflage (500 Stk.) ebenfalls auf schwerem, orangenem Vinyl veröffentlicht wird. Die ansprechende Artwork stammt vom Electric Moon-Bassisten Lulu.
So oder so lohnt sich die Anschaffung von "Introducing Night Sound". Giöbia ist in der Lage, aus den oben erwähnten Musik-Vorgaben eine eigenständige, hörenswerte Melange zu entwickeln, die ihre Reize im Zusammenspiel der Saiteninstrumente mit Orgel beziehungsweise Synthesizer hat. Man darf gespannt sein, wie sich das Quartett in der Zukunft präsentieren wird.
Line-up:
Stefano Bazu Basurto (vocals, guitar, sitar, bouzouki, coral electric sitar)
Paolo Detrji Basurto (bass)
Stefano Betta (drums, percussion)
Saffo Fontana (organ, synthesizer, violin, vocals)
With:
Juju (second guitar - #4)
Tracklist |
01:Introducing Night Sound (5:38)
02:Can't Kill (4:46)
03:Karmabomb (5:06)
04:A Hundred Comets (6:27)
05:Orange Camel (3:10)
06:Are You Lovin' Me More (But Enjoy It Less) (3:03)
07:Electric Light (5:57)
08:No One To Depend On (4:17)
09:Silently Shadows (4:10)
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