Wenn ich bei einer unbekannten Band keine Website finde, schiebe ich schon einmal den ersten Hals. Mindestens genauso, als wenn inzwischen jede zweitklassige Band meint, sich auf myspace.com musikalisch präsentieren zu müssen. Also, was gehört nun heute zum Standard? Denkt mal drüber nach! Oder habe ich nicht ausreichend gesucht?
Umso sträflicher ist die Tatsache, dass Glamour gar nicht mehr so unbekannt sind. Da wurden bereits Gigs im Vorprogramm von Krokus und White Lion in der Bochumer Matrix gespielt, und das sind ja schon echte Hausnummern, wie wir alle wissen. Es gibt diese Band bereits ein paar Jahre, jedoch waren die Musiker allesamt auf Grund sonstiger Engagements als Studio- und Live-Musiker so verhindert, dass keine Zeit blieb, das eigene Material im Studio einzuspielen.
Das hat jetzt ein Ende, denn das Label Metal Axe Records entdeckte die Truppe und zerrte sie umgehend in die Bochumer Recorder Concept Studios. Wie der Name vermuten lässt, dreht es sich um Musik, die in vielen Teilen an die großartigen Slade, vielleicht an The Sweet oder aber auch an die modernen Wig Wam erinnern soll. Ich bescheinige, dass Glamour keine der genannten Bands nachäffen, und dennoch kommen sie mit ordentlich Druck aus den Boxen. Während Shouter Glam von Wig Wam eher der spaßige und moderne Leadsänger ist, der mit viel Power kommt, passt Raven Black eher in die etwas dezentere Ecke. Zumindest auf dem Studio-Album. Passen tut es allemal und so bekommen die Songs hin und wieder ein etwas nostalgisches Flair verpasst. Besonders auffällig ist das bei einem Stück wie zum Beispiel "Say Yeah".
Ja, macht schon Spaß! Das rockt alles geradeaus und wenn man sich die Jungs mit Plateaustiefeln und ordentlich Gel in den Haaren vorstellt, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Egal, ob jetzt das mit viel Publikum intonierte "In The Night" ("Teenage Rampage" von Sweet lässt grüßen) oder das mit ordentlich Boogie angehauchte "Take My Advice" in die Ohren knallt.
Kleiner Tipp am Rande: Play It Loud!!!, sonst verpufft die Schose ganz schnell. Selbstverständlich haben die Jungs mit "The Warrior Waltz" einen richtigen Stampfer mit Grölcharakter im Programm und mit "A New Way" wird auch der 4. Gang eingelegt und Dampf aufgenommen. Diesen Track nehme ich mal mit ins Repertoire, wenn meine nächste Gute-Laune-Party am Start ist.
"Rock And Roll" erschüttert ebenfalls die Auslegware in den eigenen vier Wänden, so dass ich zu dem Schluss komme, dass das Debüt-Album von Glamour in keiner Weise innovativ oder besonders Aufsehen erregend ist. Es rockt aber, und wenn die Formation schon so erfahren ist, muss ich sie mir tatsächlich mal live reinziehen. Wer es einfach ohne Schnörkel möchte und den Drang nach guter Laune verspürt, der sollte mal reinhören. Die Anhänger der oben genannten Bands sowieso.
Es gibt Tage, da ist man mit wenig mehr als zufrieden. Heute ist so ein Tag!
Line-up:
Raven Black (vocals)
Max Treme (guitars)
Ejay Kayman (bass)
Nathan-T (drums)
Tracklist |
01:The Mood (4:26)
02:In The Night (3:22)
03:Say Yeah (5:41)
04:Take My Advice (3:40)
05:Each Dream Becomes True (4:03)
06:Knocking At Your Door (6:59)
07:The Warrior Waltz (3:22)
08:A New Way (3:44)
09:Till You Came (3:21)
10:Rock And Roll (3:14)
11:Desperate Living (3:24)
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