Glincolti / Visti & Imprevisti
Visti And Imprevisti Spielzeit: 37:58
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2010
Stil: Rock, Jazz, Progessive Rock

Review vom 10.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Wie Wharthey ist Glincolti eine weitere Überraschung auf dem italienischen Label Go Down Records. Das Debüt des Quartetts ist nicht im Stoner Rock einzupflanzen. Der Vierer hat viel mehr etwas mit Jazz, Rock, Fusion, Funk oder Progressive Rock am Hut.
Die Keimzelle der Band war Alessandro Tedesco, damals noch OJM-Gitarrist und sein Freund Roberts Colbertaldo am Schlagzeug. Im Jahr 2007 starteten sie mit Sessions und einige Monate später kam Bassist Andrea Zardo dazu. Der Vierer wurde schließlich durch den Gitarristen Frederico 'Jek' Iacono komplettiert.
Das Debüt "Visti & Imprevisti" erschien im Jahr 2010 und beinhaltet einen deutlichen Fingerzeig in Richtung Jazz beziehungsweise seinem Funk-Ableger. Allerdings ist diese Kategorisierung zu eindimensional, denn die neun instrumentalen Songs reflektieren eher ein breiteres Spektrum.
Ein wirklicher Appetit-Happen ist die CD-Einleitung mit "Visti". Spiralförmig scheint sich der Track zu steigern. Roberts Colbertaldo legt einen klasse Groove vor. Doch dann wandelt sich die Stimmung und es entstehen furiose Gitarrenfahrten, die mit Rhythmuswechseln einhergehen. Die Nummer wird schneller und die beiden Sechssaiter machen dramatischen Druck. Dann wieder Entspannung und abermals wird hart gerifft. Worte findet man genug für die Musik ohne Worte. Andrea Zardo eröffnet "Fili Scorperti". Was danach folgt ist diese Art der freien Wahl der Tonfolgen, zumindest, was die E-Gitarren angeht. Das Duo der Saiten wandelt an einem steilen Abhang, versteht es aber immer wieder durch lockere Melodie-Einschübe, sich vor einem Absturz zu retten. Da kann man nach zwei- bis dreimaligem Hören mitsummen. Nach einem Break und etwas Beckenklingen macht man ein neues Sound-Fass auf. Morsezeichen sind zu hören und was dann folgt, ist progressives Synthesizer-Gezirpe. Nahtlos leitet Zardo über in den zweiten Teil des Albumtitels ... "Imprevisti".
Bevor ich noch weitere Tracks durchtexte, muss der Langläufer "Pirati" ran. Nicht ganz eineinhalb Minuten stapeln sich Gitarrentonfolgen, die aus einem Hinterhof-Alchemistenlabor stammen könnten. Bei den in Zwillingsmanier gespielten Riffs möchte ich von Southern-Jazz sprechen. Die Klänge verhallen und dann geraten die 'Piraten' in einen Tornado mit mächtig aufschäumender Gischt. Der Bass macht dabei auch noch keck mit und es wird stets dramatischer. Dann erreicht das Schiff mit der Totenkopfflagge das Auge des Wirbelsturms. Wie prognostiziert folgt der ruhigere Teil der Nummer. In unterschiedlichen Tonlagen modulieren die Gitarren und mit perkussiven Elementen als Partner verabschiedet man sich langsam wieder auf die verführerisch-teuflische Seite der heftigen Windattacke. Oh Mann, das ist ganz großes Kino. Stakkato-artig überlagern sich zum Teil in Schräglage befindliche Riffs und Soli. Dann wieder ein Break ... Sekunden Pause und der Bass soliert in den nächsten Orkan. "Pirati" ist des Wahnsinns fette Beute!
"Fuga In Maggiolino (In Sol Maggiore)" bringt das Fass zum Überlaufen. Country in Highspeed ist das. Der Hörer wird Zeuge von vom Feinsten gefrickelter Fingerakrobatik. Diese Art Country-Song ist allerdings leider die Ausnahme auf dem Album. Spontan kommt mir in den Sinn, wie Glincolti wohl mit dem Blues umgehen würden.
In Ansätzen kommt man dem phasenweise mit "Ferma Un Momento" ein wenig nahe. Einmalig ist hier der Auftritt von Organist Stefano Paschi. Diese italienische Band ist wieder eine Entdeckung, die man unbedingt im Auge behalten muss. Glincolti klingt so unschuldig, ist aber ein Wolf im Schafspelz. Hier lohnt sich ein Probehören allemal.
Line-up:
Alessandro Tedesco (guitar, synthesizer, percussion)
Frederico 'Jek' Iacono (guitar)
Andrea Zardo (bass)
Roberts Colbertaldo (drums, percussion)
Stefano Paschi (organ - #6)
Tracklist
01:Visti (3:39)
02:Fili Scoperti (6:23)
03:Imprevisti (3:27)
04:Fuori La Testa! (3:11)
05:Pressa (0:37)
06:Ferma Un Momento (5:44)
07:Preludio (3:03)
08:Pirati (8:53)
09:Fuga In Maggiolino (In Sol Maggiore) (3:02)
Externe Links: