Was lange währt, wird endlich gut! Selten war dieser Spruch für eine Band so treffend, wie für Goddess Shiva. Bereits im Jahr 1977 (!!!) gegründet, legt die Band, die im württembergischen Stuttgart ihre Wurzeln hat, 'nur' 30 Jahre später ihr Debütalbum vor.
Nun gut, volle drei Jahrzehnte Geduld musste das Power-Trio nicht über sich ergehen lassen. Es gab nämlich auch eine sehr lange Pause. Denn trotz der großartigen Liveshows damals, inklusive Opening-Spots für Größen wie
Whitesnake, Colosseum II (mit Gary Moore) oder Nina Hagen, endeten zwei Versuche im Plattenstudio (1978 und 1980) aufgrund Unerfahrenheit und den offensichtlich falschen Leuten hinter den Reglern im Desaster.
Als dann noch persönliche Querelen und Besetzungswechsel dazukamen, wurde das Kapitel Shiva (wie sich die Band bis zur Auflösung nannte) zu den Akten gelegt. Mat Sinner gründete darauf seine Band Sinner, während sich das zweite und letzte noch verbliebene Gründungsmitglied, Armin Sabol, auf die Arbeiten als Studiogitarrist und Produzent konzentrierte. Seine Gitarrenarbeit ist u.a. sowohl auf dem Peter Schilling-Hit "Major Tom", als auch auf Werken von Hazel O'Connor zu hören. Und in den Neunzigern produzierte er mehrere Alben der deutschen Metal-Band Rage.
Von einem alten Bekannten (wow, die müssen seinerzeit wirklich Eindruck hinterlassen haben) wurden Sabol und Sinner im neuen Jahrtausend bezüglich einer Reunion zugunsten der Krebshilfe Stuttgart angesprochen und die jeweiligen Reaktionen waren zustimmend. Martin Schmidt (Ex-Atrocity, Ex-Leaves Eyes) wurde als Drummer ins Boot geholt und die beiden folgenden Auftritte machten allen Beteiligten dermaßen Spaß, dass man beschloss, das
lange überfällige Album endlich auf die Reihe zu bekommen.
Die ersten Sekunden des fertig eingespielten Debüts hören auf den Namen "Heritage Of Shiva", ein kurzes Intro, das passend zum Bandnamen mit fernöstlichen Instrumenten bestückt ist. "Walking On Thorns" haut dann aber mit einem mächtigen Gitarrenriff in eine ganz andere Kerbe. Schön geradeaus gerockt und mit toller Schlagzeugarbeit. Der Gesang wirkt am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Ein Eindruck, der sich aber sehr bald in Luft auflöst.
Apropos Gesang: Den haben sich Mat Sinner und Armin Sabol aufgeteilt. Da ich bisher kein anderes Produkt von Mats weiteren Bands ( Sinner und Primal Fear) kenne, dazu die Label-Info oder das Promo-Cover keinerlei Auskünfte geben, wer was bzw. welchen Song singt, tappe ich also diesbezüglich völlig im Dunkeln.
Wie dem auch sei, "Mind Of A Killer", "This Ain't Love", "Heat Of The Night", "Hold On", "Red"… ich könnte noch Weiteraufzählen. Das sind alles kurzweilige, melodische und sehr catchy Hardrock-Tracks, allerdings mit Ecken und Kanten versehen. Und der Geist der Siebziger schwebt ebenso über den 13 Songs. Des Weiteren wird klar, dass man es hier mit 'alten Hasen' zu tun hat, die nicht mehr mit den Grünschnäbeln aus dem Jahr 1978 verglichen werden können.
Von den Songs unbedingt herauszuheben sind mein persönliches Highlight der Scheibe, nämlich "Gone With The Dough", das sehr bluesig anfängt, der Sänger mit einer Prediger-Salve à la Tom Waits in dessen Song "Down In The Hole" beginnt, sich dann in einen Heavy-Blues wandelt und mit starken Vocals und großartigen Gesangsmelodien glänzt.
Außerdem wäre da "Down On Luck", das zumindest beim Refrain, ganz extrem an Thin Lizzy erinnert. Dies aber auf sehr angenehme Weise, da man nicht den Eindruck hat, dass kopiert werden wollte, sondern vielmehr, dass sich der Song natürlich in diese Richtung entwickelt hat. Und es gibt noch ein sehr cooles Instrumental namens "Ali Baba", das so abwechslungsreich und
melodisch gebracht wird, dass man erst gar nicht darauf wartet, dass der Gesang einsetzt.
Abschließend bleibt festzustellen, dass Goddess Shiva mit ihrem Erstling ein starkes, melodiöses und trotzdem raues Album am Start haben. Vergleichen mit anderen Werken der Protagonisten kann ich es (da mir
unbekannt) zwar nicht, aber das muss ich auch nicht, um die Feststellung »Sehr gelungen und empfehlenswert« zu treffen.
Rock on, dudes!
Line-up:
Mat Sinner (bass, vocals)
Armin Sabol (guitars, vocals)
Martin Schmidt (drums)
Tracklist |
01:Heritage Of Shiva (Intro)
02:Walking On Thorns
03:Mind Of A Killer
04:This Ain't Love
05:Gone With The Dough
06:Barefoot And Naked
07:Down On Luck
08:Heat Of The Night
09:Ali Baba
10:Same Old City
11:Hold On
12:Red
13:Heritage Of Shiva (Outro)
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