"Das Leben beginnt", so lautet der Titel des dritten Silberlings, den Godswill, die sympathischen Pop-Rocker aus Hürth, bereits im Mai diesen Jahres ins Rennen warfen.
Mit ihrem sehr beachtlichen Vorgänger Seelenräume hatten Godswill die Messlatte schon sehr hoch gelegt. Die aktuelle Scheibe muss nun den Beweis antreten, dass genügend Schwung vorhanden ist, um alles Bisherige nochmals zu toppen. Nicht gerade eine leichte Aufgabe, an der schon so manche Band gescheitert ist.
Die erfreuliche Nachricht in diesem Fall lautet jedoch: Es ist gelungen!
Auch wenn "Das Leben beginnt" nur knappe dreißig Minuten Spielzeit aufbietet, steht das Album ganz unter der Devise 'Klasse statt Masse'. Hier wird nicht auf Zeit gespielt, sondern in kompakter und kurzweiliger Form das gesamte kreative Spektrum von Godswill auf dem Präsentierteller ausgebreitet.
Nicht mehr mit im Boot ist mittlerweile Philipp Inhof. Seine warmen Saxophon-Harmonien wurden durch deutlich gitarrenlastigere Sounds ersetzt, die die Pop-Elemente einiges scharfkantiger daherkommen lassen und immer wieder gegen die anspruchsvollen Keyboard-Parts zum Duell antreten. Alles in allem wirken die neuen Nummern etwas aggressiver und drängender, was der aktuellen CD sehr gut zu Gesicht steht. Godswill schaffen erneut den Spagat zwischen ordentlichem Dampf, üppigen melodischen Refrains und technisch verspielten Strophen, die bei jedem weiteren Durchhören zusätzliche raffinierte Details hervorzaubern. Allein schon diese Tatsachen kompensieren die kurze Spieldauer von "Das Leben beginnt", weshalb es nicht schwerfällt, immer wieder die Replay-Taste zu drücken.
Den deutschen Texten sind Godswill nach wie vor treu geblieben. Auch hier spiegelt sich der fortschreitende Reifeprozess dieser Formation wider. Die Inhalte sind nachdenklicher geworden. Sie werfen kritische Blicke auf das Leben und in die menschliche Seele, ohne die Augen vor den sich dabei offenbarenden Abgründen zu verschließen. Gemeinsam mit der Musik verschmelzen die gesungenen Worte zu einer Einheit, die auch bei den temporeichen Passagen zum Innehalten und genauen Hinhören einlädt.
Godswill haben sich mit "Das Leben beginnt" wieder kräftig gesteigert. An den einzelnen Instrumenten agieren sie versiert und professionell, verfügen über ein Songwriting, das sich klar von den massenhaft herumschwirrenden Eintagsfliegen abhebt und verlieren dabei nie ihre Authentizität. Kraft, Kreativität und Dynamik zeichnen gute Musik aus. Ein Rezept, dem sich die Mannen aus Hürth konsequent verpflichtet haben.
Nach "Das Leben beginnt" hängt die eingangs erwähnte Messlatte wieder ein gutes Stück höher. Ist aber gar nicht schlimm, denn Godswill haben noch eine ganze Menge Potential zur Verfügung, deshalb dürfte ihnen auch der nächste große Sprung gelingen. Insofern kann man sich schon jetzt auf die nächste Veröffentlichung freuen. Schön wäre es, wenn Godswill die Chance bekommen, sich einem noch breiteren Publikum zu erschließen, ohne dafür ihre Individualität den mainstream-gefälligen Vermarktungsphantasien der großen Labels opfern zu müssen.
Anspieltipps gibt es diesmal keine. "Das Leben beginnt" muss man einfach am Stück genießen.
Line-up:
Lukas Diehl (Keyboards, Gesang)
Robert Geisler (Schlagzeug)
Michel Okunneck (Gesang)
Max Schrebb (Bass, Gesang)
Thomas Strauch (Gitarre)
Tracklist |
01:Habs leider nicht mehr dabei
02:Erzähl mir
03:Wie du mich siehst
04:Wahrsein
05:Näher
06:Im Kopf bei dir
07:Sehen
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