Golden Earring / Eight Miles High
Eight Miles High Spielzeit: 37:50
Medium: CD
Label: Redbullet, 2006 (Polydor, 1969)
Stil: Rock


Review vom 11.12.2007


Jürgen Bauerochse
Es war die Blütezeit der progressiven Rockmusik. Die Songs konnten nicht lang und vertrackt genug sein. Radiotauglichkeit war damals absolut kein Thema.
So bewegten wir uns unter zuckenden Spotlights zu Titeln wie Iron Butterflys "In-A-Gadda-Da-Vida", Birth Controls "Gamma Ray" und "Mother Sky" von Can oder Colosseums "Lost Angeles". Diese langen Überflieger sorgten für das totale Abheben aus dem Alltag und öffneten die Tore der Wahrnehmung für die psychedelischen Welten.
Zu den Favoriten dieser Meisterwerke gehörte auch der über achtzehn Minuten lange Song "Eight Miles High" der niederländischen Rock-Dauerbrenner Golden Earring, die aber im Jahr 1969 noch ziemlich am Anfang ihrer musikalischen Karriere standen. Auf dem gleichnamigen Album stellte sich mit Sieb Warner ein neuer Drummer vor, der die Gruppe aber schon nach kurzer Zeit wieder verließ.
Der Titelsong erregte mit seinen ausgiebigen Gitarrenduellen, dem einfallsreichen Schlagzeugspiel und vielen überraschenden Tempowechseln erstmals weltweit Aufsehen. Diese Marathonversion des Byrds-Klassikers wurde bei Live-Konzerten teilweise auf über 45 (!) Minuten in die Länge gezogen und hatte bis auf den Refrain kaum noch Ähnlichkeit mit dem Original.
Der Bass gab hier den Ton an und war das dominierende Instrument. Herrlich wummernde Linien wechselten sich mit lang anhaltenden und bis zum Wahnsinn gedehnten Einzeltönen ab.
Dazwischen lagen wunderbare Drum-Eskapaden, die in einem zirka vier Minuten langen Solo ihren Höhepunkt erlebten. Das Ganze wurde durch orgiastische Schreie und wildes Gestöhne noch super verstärkt. So ein Song gelingt einer Band nur einmal im Leben!
Doch auch die vier anderen Titel, die sich auf der ersten Seite der LP befinden, hinterließen einen ganz starken Eindruck. Beim Opener "Landing" spielt Marinus Gerritsen eine derart fette Orgel, dass der Sound schon fast an Vanilla Fudge oder Frumpy erinnert. Gepaart mit einer mitreißenden Lead-Gitarre feuert die Band hier aus allen Rohren.
Mit einem leisen Flöten-Intro beginnt "Song Of A Devil's Servant". Beständig steigert sich der Titel durch den Einsatz einer Akustik-Gitarre und ruhigem Gesang, bevor Golden Earring dann wieder den Hammer rausholen. Es ist der wohl eingängigste Song des Albums und ein echter Fetenhit. Mittelpunkt auch hier ein Klasse Solo von George Kooymans an der Klampfe.
"One Huge Road" kann man vom Grundrhythmus mit "Crossroads" in der Version von Cream vergleichen, so viel Dynamik und Kraft steckt in diesem Titel.
Schwer und schleppend und mit sehr intensivem Lead-Gesang kommt dagegen "Everyday's Torture" aus den Boxen. Auch das ist ein Höhepunkt dieses Albums.
"Eight Miles High" enthält keinerlei Schwächen und wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Diese Scheibe gehört zu den 'Jahrhundertwerken', die die Rockmusik bisher hervorgebracht hat.
Line-up:
Marinus Gerritsen (bass, organ, piano)
George Kooymans (guitars, vocals)
Barry Hay (flute, rhythm guitar, vocals)
Sieb Warner (drums, percussion)
Tracklist
01:Landing (4:28)
02:Song Of A Devil's Servant (6.00)
03:One Huge Road (3:06)
04:Everday's Torture (5:19)
05:Eight Miles High (18:54)
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