Goliath / Same
Same Spielzeit: 77:19
Medium: LP
Label: Go Down Records, 2012
Stil: Stoner Rock

Review vom 18.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Goliath ist ein Bandprojekt des Maya Mountains-, Judith-, Tundra-Drummers Marco Bortoletto. Zwischen März 2011 und Januar 2012 traf sich der Schlagzeuger mit insgesamt zweiundzwanzig Musikern in diversen Studios und spielte die auf vorliegender Scheibe enthaltenen elf Songs ein. Links und rechts vom Stoner Rock-Weg gibt es auf der LP richtig heftige Kracher, den Blues, Psychedelic und verschroben-schräge Klangkollagen, die man sich wegen der Abwechslung allesamt sehr gut anhören kann.
Das Album beginnt mit einem von Bass'n'Drums dominierten Instrumental-Track und so, wie es sich anhört, sind hier gleich zwei Tieftöner unterwegs. Einer davon ist für die Lead zuständig. Dann steigen Gitarren ein und dieser insgesamt hellhörig machende Track transportiert eine etwas bedrohliche Atmosphäre. Nach den ersten vier Minuten hat man von Goliath natürlich noch lange nicht alles gehört und eine generelle Kategorisierung fällt erst einmal flach. Der Opener "Perinciso" ist gut!
Mit "Twisted Mistery" befindet man sich dann mitten auf dem Highway des Stoner Rocks. Tiefergelegte Gitarren liefern Riffs aus dem Zentrum der Siebzigerjahre und der Sänger hat die Qualitäten eines Shouters mit zeitweise hoher Stimme. Die Melange aus Power, Breaks, einem E-Gitarrensolo in aller Kürze und mitreißenden Riffs kommen beim Hörer sehr gut an. Dieses Stück geht nicht unbedingt im Sumpf des Genres unter.
Ui! Jetzt scheinen andere Leute am Gesangsmikrofon zu sein. Eine Stimme liefert Töne aus den Tiefen der Erde sowie Growls. In Phasen ist "Blackdog Down" etwas mit dem Luftschiff-Rock'n'Roll in Kontakt gekommen. Klasse Track! Goliath kann grooven und packt den Stoner Rock-Boogie aus. Der Gesang wirkt bewusst lasziv und ist nicht gerade abwechslungsreich. Diese Nummer könnte durchaus auch von einer Blues Rock-Combo der härteren Gangart stammen. Beim E-Gitarrensolo wird das Holz für den Winter gehackt. "Push Forward"... toller Track!
Ah, der Tieftöner macht sich zu Beginn von "Rise Up" wieder deutlich bemerkbar. Mit guten Rhythmuswechseln und verzerrten Sechssaitern ist Uptempo und Party angesagt. Der Sänger überschlägt sich förmlich vor Emotionen. Fazit nach fünf Tracks: Die Scheibe ist sehr interessant und nicht ganz einfach einzusortieren. Die erste Seite der LP wird mit "Grave Of The Cowboy" abgeschlossen. Hier steht der Gesang etwas deutlicher im Vordergrund. Hat da jemand eine klassische Stimmausbildung genossen? So klingt es zumindest, wenn der Gesang einsetzt. Die E-Gitarren geben sich die Kante und in einem kurzen Intermezzo fährt das Bottleneck bluesig über die Saiten. Hammer! Für dieses Stück hat man sich viele feine (wenn man beim Stoner Rock überhaupt davon sprechen kann) Arrangement-Tricks einfallen lassen. Klasse, welches Verständnis man vom 12-Takter mit Train-Rhythmik hat.
Man bleibt gleich auf dem Baumwollfeld und "D.B.S.", welch Überraschung, wird von einem tollen Harp-Solo eröffnet. Der Bass übernimmt und das Schlagzeug hat es mit der jazzigen Metrik. Was ist hier denn los? Irgendwie passt doch alles zusammen und wenn die E-Gitarre mitmacht, ist der Blues wie flüchtiger Alkohol aus der Nummer entwichen. Irgendwie hat Goliath den besonderen Stoner Rock drauf. Dieses instrumentale Stück hat Charakter und die Bass-Leads sind einfach zum Niederknien. Nach balladesker Kost ist mit "Smoky Boondocks" wieder Rock mit dem Dreschflegel angesagt. Dazu wird im es im Mittelteil auch noch spacig und dann blubbert der Bass wie bei
Pink Floyd. Hier wirken fast sieben Minuten lang eruptive Kräfte.
"Driving Directions" lehnt sich abermals geschmeidig an die Schulter der Siebziger an. Die Gitarren sind richtig fuzzig und gesanglich stellt der Hörer eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger-Song fest. Man mag es geradezu melodiös. Kompakter Stoner Rock mit viel Riffing und einem Blitzlicht von Gitarrensolo. Kommt richtig gut, dieser Rückblick! In "Dontlistendontsee" zeigt sich Goliath von seiner ausgesprochen heftigen Seite. Growls sind angesagt und es wird fast schon metallisch. Diese Nummer ist nur etwas für die Furchtlosen unter den Hörern, wobei das Stück ziemlich sanft endet. Oh Mann! "Jpilogue" macht schon wieder hellhörig. Ein klassisch ausgerichtetes Piano spielt zu Fusion-Musik. Ein Saxofon ist zu hören und dem Rausschmeißer wurde mit einer ganz dicken Nadel auch noch eine Prog-Injektion verpasst. Das dritte Instrumental ist aber leider keine fast sieben, sondern nur vier Minuten lang. Dann herrscht Stille und ein versteckter Track kommt zum Vorschein. Zum mehrstimmigen Chor, der nicht wirklich einen Text singt, wird es richtig sanft.
Der letzte Track ist perfekt und zeigt, wie wandlungsfähig Goliath ist. Das Projekt von Marco Bortoletto hat voll überzeugt und hoffentlich haben sich die zweiundzwanzig Musiker nicht nur für diese elf Songs getroffen. Fortsetzung erwünscht!
Tracklist
Side A:
01:Perinciso (4:02)
02:Twisted Mistery (3:30)
03:Blackdog Down (3:33)
04:Push Forward (2:41)
05:Rise Up (3:01)
06:Grave Of The Cowboy (5:44)

Side B:
07:D.B.S. (4:54)
08:Smoky Boondocks (6:56)
09:Driving Directions (3:30)
10:Dontlistendontsee (4:05)
11:Jpilogue (6:57)
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