Gorilla / Rock Our Souls
Rock Our Souls Spielzeit: 41:57
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2007
Stil: Heavy Rock

Review vom 18.07.2008


Markus Kerren
Ganz ehrlich, Freunde des guten Geschmacks, manchmal machen sich die heutigen Bands und Musiker auch selbst ihr Leben schwer. Nachdem ich nach scheinbar ewiger Suche ein paar Fotos und die MySpace-Seite von Gorilla im Netz gefunden hatte, wird mir bis heute bei der offiziellen Homepage der Band der Eintritt mit den Worten 'Nicht autorisiert' verwehrt. Naja, vielleicht habt ihr ja mehr Glück. Da auch auf der MySpace-Seite nicht sehr viel herauszuziehen ist, stehen mir also ausnahmslos die Infos von der Promo-Agentur zur Verfügung.
Und dort wird mitgeteilt: Irgendwo in Süd-England wurden Gorilla im Jahr 1998 von Johnny Gorilla (Gitarre plus Gesang) und Sarah Jane Russell (Bass) gegründet. Nachdem 2000 das gleichnamige Debütalbum erschienen war, stieß der heutige Schlagzeuger Billy Darlington zur Band. 2003 wurde der Nachfolger "Gimme Some Gorilla" veröffentlicht und nun liegt mit "Rock Our Souls" also das dritte Werk dieser Truppe vor.
Mal ganz davon abgesehen, dass Gorilla hier als Power-Trio ganz heftig einen abrocken, ist die größte Überraschung, dass sich die Band tatsächlich wie aus dem Jahr 1972 in die heutige Zeit gebeamt anhört. Speziell bei den ganz klar von Black Sabbath beeinflussten Songs ist dies der Fall. Aber da sind durchaus noch mehr Inspirationsquellen mit im Spiel. Namentlich tauchen vor allem Budgie, Blue Cheer oder Motörhead vor dem geistigen Auge auf. Witzigerweise muss ich beim Anhören von "Rock Our Souls" aber manchmal auch an die Frankfurter Combo Tiger B. Smith denken, aus der dann später das deutsche Gegenprodukt zu den Sex Pistols, die Strassenjungs, entstanden.
Der Gorilla-Sound ist tatsächlich so dermaßen retro, dass man glaubt, sich in einem Proberaum in den frühen Siebzigern zu befinden. Diese Tatsache stellt sich allerdings keinesfalls als Nachteil heraus, sondern macht die acht Tracks vielmehr interessant und mysteriös. "Preying Menace" ist ein doomiger Groover, der sehr stark an Black Sabbath in ihrer frühesten Phase erinnert. "Vulture Tree" könnte dann direkt vom Album "Volume 4" derselben Combo stammen. Der Titeltrack ist dagegen eine relativ eigenständige Nummer, die schweißtreibend nach vorne geht und den drei Musikern alles abverlangt. Alles auf die 'Zwölf' ist hier angesagt, musikalisch etwas zurückgezogen wird nur bei den Strophen.
"Bludd Sucker" ist sehr stark von den Motörhead der Jahre 1978/79 beeinflusst, mit allem was dazugehört. Birnenabreißende Drums, ein knarziger, Lemmy-getriebener Bass und die Gitarre als weiteres Powerhouse, um das Sound-Inferno zu komplettieren. Selbst die Gesangsmelodie erinnert an einen alten Motörhead-Song. Schlimm? Nein, auf keinen Fall, denn weil sich Johnny Gorilla am Gesang logischerweise weder nach Ozzy, noch nach Lemmy anhören kann, schaffen es Gorilla dazu auch noch, ihren Songs etwas ganz Eigenes einzuverleiben.
Bei "Sand" sind wir wieder zurück beim Black Sabbath-Doom der Jahre 1970/71. Insgesamt eher von zähflüssigen, schweren Riffs bestimmt, geben Johnny Gorillas Solo-Läufe dem Track aber immer wieder eine willkommene Blutauffrischung. Mit "Hot Cars" darf dann auch eine Hommage an die alten Helden The Sex Pistols nicht fehlen, selbst wenn musikalisch hier nur randmäßig die Charakteristiken der Londoner Punks gestreift werden. Der Rausschmeißer "High N Mighty" ist mal wieder Motörhead in Reinkarnation. Zumindest wenn man den ersten Part des Songs betrachtet. Danach sinkt man nämlich ganz langsam wieder in den Sabbath-Doom-Sound ab, nur um erneut zurück zum Grundthema zu finden.
Zugegebenermaßen ist "Rock Our Souls" nichts für die Zartbesaiteten unter uns. Und auch Sound-Gourmets dürften hier so ihre Schwierigkeiten mit Gorilla haben. Aber: Gerade der Sound wurde von der Band ganz speziell so aufs Band gebracht, wie wir ihn nun genießen dürfen. Es gibt musikalisch sehr viele Referenzen auszumachen, was dem Album aber nicht seinen Charme und ganz eigenes Hörvergnügen nimmt.
Wenn das südenglische Trio noch ein ganz kleines bisschen mehr an seiner Eigenständigkeit bezüglich des Songwritings arbeitet, sind beim nächsten Mal sicherlich auch mehr als
7 von 10 RockTimes-Uhren drin.
Und dennoch: Wer auf die vorgenannten Referenz-Bands steht und fetten Retro Rock mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen!
Line-up:
Johnny Gorilla (guitars and vocals)
Sarah Jane Russell (bass)
Billy Darlington (drums)
Tracklist
01:Come On Now
02:Vulture Tree
03:Bludd Sucker
04:Preying Menace
05:Rock R Soles
06:Sand
07:Hot Cars
08:High N Mighty
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