Gotthard / Domino Effect
Domino Effect Spielzeit: 54:39
Medium: CD
Label: Nuclear Blast, 2007
Stil: Melodic Hard Rock

Review vom 06.05.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Nach der letzten Studioscheibe Lipservice ist klar: Die Schweizer sind wieder auf dem Weg zu alten Tugenden und rocken, dass die Schwarte kracht. Dazu eine geile Tournee mit einer Hammer-DVD. Also sind wir frohen Mutes, wenn wir den neuen Longplayer mit dem mehrdeutigen Titel "Domino Effect" einlegen. Mal ist es das Cover, mal der Name der Scheibe, das einem nur ein Schmunzeln entlocken kann. Das war es dann aber auch schon mit der Schelte.
Man drücke die Taste 'Play' und alles kommt einem bekannt vor? Nein, die Band wiederholt sich nicht ständig, aber da Gotthard mit Steve Lee über einen Sänger verfügen, der eine perfekte Stimme wie sonst kaum ein anderer im gesamten Rockzirkus hat, scheint der Rest eher Formsache zu sein. Und genauso legt das Quintett (genauer gesagt sind es auf der Platte sechs Musiker, denn Keyboarder Nicolo Fragile war schon auf der abgelaufenen Tour mit unterwegs) los. Der Tastenmann wurde erneut als Gastmusiker ausgewiesen. Dabei sorgt insbesondere auch er für den modernen Gotthard-Sound.
Der Sound hat Druck, alle Instrumente erklingen gewohnt sauber. Und so fräst sich bereits der Eröffnungstrack "Master Of Illusion" ins Ohr. Das ist keine Musik von der Stange. Gerade im Bereich des Melodic Rocks kann man schnell in der Masse untergehen. Aber irgendwie gelingt es Gotthard bei fast jeder Komposition, das Besondere herauszufiltern und zu Tage zu fördern. Mal sind es die gewählten Melodien, mal die vorzüglichen Sounds und Effekte, ein anderes Mal schlicht Originalität. Womit wir beim Trademark sind: Gotthard klingen einfach nach Gotthard. Seit 15 Jahren behaupten sich Gotthard im Geschäft genauso felsenfest, wie das Gebirgsmassiv in den Alpen.
"Gone Too Far" ist tief in seinen Wurzeln ein recht einfach gehaltener Rocker, jedoch macht die Orgel im Rhythmus das Besondere aus. Und auch das Titelstück passt in dieses Gebilde, solide nach vorne gespielt und keine Schnörkel, die in irgendeiner Art und Weise dazu geeignet sind, den Song zu versauen.
Wenn die Band zur Ballade "Falling" aufruft, gibt es eh Gänsehaut. Die intonierten Streicher (ich vermute mehr, dass diese aus dem Synthie stammen, weiß es aber nicht sicher) sorgen für ihr Übriges. "The Cruiser" wird dann tatsächlich im alten Stil gespielt. Die Nummer hat so viel Drive, dass sie ohne Probleme auch auf "Dial Hard" aus dem Jahr 1994 gepasst hätte. Veredelt wird das Stück erneut vom Synthesizer, sehr geschmackvoll mit einem beeindruckenden Sound. "Heal Me" ist ebenfalls ein echter Hard Rock-Klassiker, der die Freunde der Band aus den Anfangstagen hoch erfreuen dürfte.
Klar, die gebotene Power wird ab und zu mal heraus genommen ("Letter To A Friend" und "Tomorrow's Just Begun"), um anschließend wieder das Kommando zu übernehmen ("Bad To The Bone"). Insgesamt 14 Stücke, von denen nicht eine einzige Nummer ein Ausfall ist. Vielleicht nicht ganz so straight wie "Lipservice", dafür aber mit viel Liebe zum Detail, welche erst beim zweiten und dritten Umlauf so richtig raus kommt. Das hört man in diesem Genre nicht allzu häufig.
Gotthard sind eine gewachsene Band und gehören inzwischen ganz sicher zu den Top-Acts im Geschäft. Da beißt die Maus keinen Faden ab, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass der eine oder andere kommerzielle Aspekt ganz bewusst in manchen Stücken untergebracht wurde. Das ist heutzutage eben professionell, denn man lebt von seiner eigenen Musik in solchen Fällen eben besser. Also, keine musikalischen Offenbarungen erwarten, sondern einfach genießen, wie man moderne harte Rockmusik spielen muss. Firlefanz wird hier nicht geboten, aber man will ja auch mal wieder geradeaus nach vorne rocken, nicht wahr?
Alte und junge Gotthard-Fans werden zufrieden sein!
Line-up:
Steve Lee (vocals)
Leo Leoni (guitars)
Freddy Scherer (guitars)
Marc Lynn (bass)
Hena Habegger (drums)

Guest-Musician:
Nicolo Fragile (keyboards)
Tracklist
01:Master Of Illusion (3:56)
02:Gone Too Far (3:55)
03:Domino Effect (3:48)
04:Falling (3:35)
05:The Call (3:55)
06:The Oscar Goes To… (4:21)
07:The Cruiser (Judgement Day) (4:28)
08:Heal Me (3:46)
09:Letter To A Friend (3:54)
10:Tomorrow's Just Begun (4:03)
11:Come Alive (2:51)
12:Bad To The Bone (3:40)
13:Now (4:12)
14:Where Is Love When It's Gone (4:10)
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