Gov't Mule / 08.11.2009, Live Music Hall, Köln
Rocktimes Konzertbericht
Gov't Mule
Live Music Hall, Köln
08. November 2009
Stil: Blues'n'Jam


Artikel vom 16.11.2009


Markus Beudert
Gov't Mule - Europe By A Thread pt. 1, Live Music Hal,l Köln, 8.11.2009
Wer sich ein bisschen mit der Blues Rock-/Jam Rock-Szene der letzten Jahre beschäftigt hat, dem wird beim bloßen Aussprechen seines Namens schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Seit vielen Jahren ist er mit den Allman Brothers und auch solo erfolgreich unterwegs, seit neustem auch mit The Dead (ehem. Grateful Dead). Und selbstverständlich auch mit seinen Männern von Gov't Mule. Die Rede ist natürlich von Amerikas zur Zeit vermutlich gefragtestem Gitarristen und Sänger: Warren Haynes. Ein Mann, ein Gigant.
Gov't MuleIn den USA jedes Jahr für unzählige Konzerte unterwegs, sollte es Gov't Mule, die Truppe um Warren Haynes, diesen Herbst nach zweijähriger Pause, endlich wieder nach Europa und auch nach Deutschland ziehen. Neben Instrumenten und Verstärkern war natürlich auch ein neues Album, "By A Thread", mit im Reisegepäck verstaut. Ebenfalls neu an Bord ist jetzt der in Schweden geborene Bassist Jorgen Carlsson, der seit 2008 Andy Hess am Bass ersetzt. Da von den drei Auftritten in Deutschland ein Festivalauftritt (kürzere Spieldauer und sehr weite Entfernung) dabei war, entschied ich mich nur zwei Shows der Bluesrocker zu besuchen. Köln und München waren also 'die Auserwählten'.
Los ging es am 8. November mit dem Konzert in der Live Music Hall in Köln.
Obwohl das graue, regnerische Wetter sein Bestes gab, die Stimmung zu drücken, konnte der Tag gar nicht schlecht werden. Bereits zwei Stunden vor Einlass, traf man im Umkreis der Halle einige Gleichgesinnte. Jeansjacken-Träger, Tourshirt-Sammler, Konzert-Liebhaber - Frauen und Männer, die für die Musik leben.
Zwei Stunden später beim Einlass verdichtete sich dieses Bild und die mittlerweile ordentlich angewachsene Masse an Bluesrockern drängte darauf, die Kälte der Kölner Straßen gegen die mollige Wärme der Live Music Hall zu tauschen. Schnell wurden die vordersten Reihen belegt, man wollte die Zauberkünste eines der besten Gitarristen ja von ganz nahe erleben.
Gov't MuleAuf der Bühne war bereits alles aufgebaut, inklusive einer kleinen Digital-Uhr auf Warrens Verstärker, von welcher die Leute im Publikum die Uhrzeit ablesen konnten. Welchen Zweck auch immer diese Uhr hatte, sie verlängerte auf jeden Fall die gefühlte Wartedauer.
Fast pünktlich betraten die Musiker um kurz nach 20.00 Uhr die Bühne der Live Music Hall und schmetterten dem Kölner Publikum gleich den Song "Brand New Angel" vom 2006er Album
High & Mighty entgegen, ein Stück, das mancher Besucher des 2007 für den Rockpalast gefilmten Konzertes der Maultiere im Kölner Palladium schon einmal erleben durfte.
Der Sound, der aus Warrens Gitarre, bzw aus den Verstärkern kommen sollte, stand vom ersten Ton an wie eine 1. Verzerrt in den Riffs und geschmeidig und glasklar in den Solopassagen. Es folgte der erste Song von der neuen Scheibe, "Steppin' Lightly", in dem Warren nicht nur sein Können an den Saiten, sondern auch wieder seine charismatische Stimme demonstrieren konnte.
Gov't MuleDie schon relativ lange Dauer der ersten beiden Nummern, wurde nun von dem ersten und für einige auch großem Highlight getoppt. Die Band startete in den Jam-Klassiker der Band: "Larger Then Life". Warrens zähfflüssiges Riff und Matt Abts Drumspiel trieben den Song immer weiter voran. Es folgten hals- bzw. fingerbrecherische Gitarrensoli und plötzlich befand sich die Band in einem völlig neuen, dem Publikum aber bekanntem Stück: "If 6 was 9" aus dem "Easy Rider"-Soundtrack von Jimi Hendrix!
Es folgten weitere virtuose, ausgedehnte Solopassagen mit dem Wah Wah, in denen Warren Haynes sein von melodisch bis hin zu jazzig variables Gitarrenspiel voll auskosten konnte. Bis die Band schließlich wieder zurück in den ursprünglichen Song "Larger Then Life" fand. Puh! Wie sollte das noch weitergehen? Auf dem selben Niveau!
Es folgten ältere und neue Nummern, in denen jeder Musiker Platz genug bekam, um sich musikalisch vollkommen zu entfalten. Vor allem hervorzuheben ist hier das "Nesthäkchen" Jorgen Carlsson am Bass, der teils außergewöhnliche Bassläufe sowohl mit Plektrum, als auch mit den Fingern über das Griffbrett zauberte.
Mit "Thorazine Shuffle" war nun der jammende und krönende Abschluss des ersten Sets erreicht. Eine Band, die so perfekt harmoniert, sieht man selten bis gar nicht. Breaks, Tempowechsel & Soli von allen Musikern. Schon jetzt stockte einigen Zuschauern der Atem und so konnte das Publikum die halbstündige Verschnaufpause zum trinken, rauchen oder plaudern nutzen, während Warrens optischer Zwillingsbruder und Gitarrentechniker Brian Farmer die Pause nutzte um die Gibson-Gitarren des Maestros nachzustimmen.
Eröffnet wurde das zweite Set gleich mit einem neuen Song. Wo auf der Albumversion von "Broke Down On The Brazos" neben Warren noch Billy Gibbons von ZZ Top Hand anlegt, musste Mr. Haynes jetzt allein mit dem Stück klarkommen. Für solch ein Genie natürlich kein Problem.
Nach weiteren älteren Nummern, in denen Warren Haynes jetzt auch sein begnadetes Slide-Gitarrenspiel demonstrieren konnte, folgte Matt Abts Schlagzeugsolo. Wie einst John Bonham von Led Zeppelin bearbeitete er sein Drumkit erst mit dem üblichen Schlagzeuger-Werkzeug, um es am Ende dann aber mit den bloßen Händen kurz und klein zu schlagen.
Gov't MuleDirekt am Anschluss dieses beeindruckenden Solos folgten weitere zwei Nummern des 2006er Albums "High & Mighty" um schließlich in einen absoluten Klassiker der Band einzusteigen: "Mule"! Warrens Finger mit dem Bottleneck glitten blind über die Bünde bis zu der Stelle, als er plötzlich aus dem Nichts das Riff von Led Zeppelins "Whole Lotta Love" in den Raum schleuderte. Die Band stiegt sofort mit ein und aus einer anfangs hart rockenden, wurde plötzlich eine funkige Version von "Whole Lotta Love"! Wieder wurde gejammt, als gäbe es kein Morgen mehr und doch fanden die vier Musiker schließlich wieder zurück in den Hauptsong "Mule": Das war also das große Finale. Ein Feuerwerk an Spielfreude und musikalischer Finesse, wie man sie so wohl kein zweites Mal zur Zeit findet.
Gov't MuleNachdem die Band die Bühne verlassen hat, wurden die Warren Haynes-Rufe, die während des Konzertes schon vereinzelt erklangen, lauter und deutlicher. Und wie erwartet erschien die Band noch einmal für eine Zugabe - voranschreitend natürlich der Gigant, Warren, mit dem Peace-Zeichen.
Als Encore gab es eine wunderschöne, sowohl gesungen, als auch gespielte Version des Klassikers "Soulshine", in dem Warren noch einmal sein ganzes Können als Musiker unter Beweis stellen konnte. Danach verließen die Musiker, selbstverständlich mit Peace-Zeichen, relativ zügig die Bühne.

Was blieb einem jetzt nach diesem gut 2 ½ stündigen Auftritt noch groß zu sagen?
Gut, vielleicht fanden es manche schade, dass es die selbe Zugabe wie 2007 in Köln gab und dass es kein "Cortez The Killer" zum Abschluss gab. Wobei das wirklich nur Kleinigkeiten sein sollten, bei einem Abend an dem sonst wirklich alles da war. Seirn es die fließend ineinander übergehenden Jams des ersten Sets, die virtuosen Slide-Passagen des zweiten Sets oder die Mule-typischen Covers.

Die Vorfreude auf München kann jetzt gar nicht mehr größer sein!
Setlist:
1st Set:
Brand New Angel
Steppin' Lightly
Larger Than Life > If 6 Was 9 > Larger Than Life
Kind Of Bird
No Need To Suffer
Railroad Boy
Monday Mourning Meltdown
Thorazine Shuffle

2nd Set:
Broke Down On The Brazos
Slackjaw Jezebel
32-20 Blues
So Weak
So Strong > Drums-Solo
Brighter Days
Like Flies
Mule

Encore:
Soulshine
Externe Links: