Gov't Mule / 11.11.2009, Theaterfabrik, München
Rocktimes Konzertbericht
Gov't Mule
Theaterfabrik, München
08. November 2009
Stil: Blues'n'Jam


Artikel vom 16.11.2009


Markus Beudert
Gov't Mule - Europe By A Thread pt. 2, Theaterfabrik, München 11.11.2009
Sobald ein Zug erstmal ins Rollen gekommen ist, lässt er sich bekanntlich nur noch schwer aufhalten. Unaufhaltsam donnert er seine Strecke entlang.
Ein ähnliches Verhalten lässt sich anscheinend auch bei Maultieren beobachten, genauer gesagt bei den 'Maultieren' von Gov't Mule, die mit ihrem Lokführer Warren Haynes seit Anfang November durch den europäischen Kontinent touren. Von Show zu Show scheinen sie besser zu werden und die Spiellaune scheint zu steigen. Nicht nur wegen dem neuen Album "By A Thread", sondern auch wegen ihrer äußerst spannenden Live-Shows, konnte die Band hier sicherlich einige neue Anhänger finden.
Zeit für Erholung blieb nach dem ersten Gov't Mule-Konzert in Köln am 8.11. nur wenig. Denn neben dem ebenfalls sensationellem Konzert von den Newcomer The Brew im Erfurter Museumskeller am 10.11. folgte mein zweites Konzert von Warren und seinen Männern schon am 11. November in der Theaterfabrik in Bayerns Landeshauptstadt, München.
Die Setlist des Auftritts in Köln noch im Hinterkopf, konnte jetzt gespannt darauf gewartet werden, mit welchem Song die Band dieses Mal beginnt und wie der weitere Verlauf des Sets aussehen wird.
Gov't MuleAls um Punkt 21 Uhr die Band, schon jetzt unter tobendem Applaus, die Bühne betrat, wurde die komplett gefüllte Halle in ein tief blaues Licht getaucht. Als die Ovationen langsam verstummten, wurde gleichzeitig das Rauschen des Windes, das über die Anlage eingespielt wurde lauter. Von der Band bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Ton.
Doch plötzlich wurde die Ruhe durch einen lauten Bassschlag unterbrochen.
Manchem erfahrenen Mule-Fan ging jetzt sofort ein Licht auf, denn das Eröffnungsstück war kein geringeres als Pink Floyds "One Of These Days" vom bekannten "Meddle"-Album! Warrens gefühlvolles Slidespiel und Jorgens, bzw. Roger Waters grooviger Basslauf brachten das Publikum schon bei der ersten Nummer zum Kochen.
Gov't MuleNahtlos ging es weiter mit dem Bandklassiker "Thorazine Shuffle", den es schon in Köln zu bestaunen gab. Die ruhige groovige Blues Rock-Nummer diente als perfekter Übergang. Warren Haynes an der Gitarre und Danny Louis an den Keyboards lieferten sehr schöne Solopassagen ab, bis das Tempo am Ende angezogen wurde und der Song endete.
Kaum war dieses Stück zu Ende, folgte schon ein weiterer Klassiker, den bereits viele Musiker wie Ray Charles oder
B.B. King vorher gespielt haben: "I Believe To My Soul", bei dem Warren Haynes nicht nur seine Wahnsinns-Stimme, sondern auch seine Gitarrenkünste aufs Neue beweisen konnte. Die Gibson Les Paul erstrahlte und erklang in aller Pracht. Schon zu diesem Zeitpunkt merkte man, dass sich die Band hier sichtlich wohl fühlte, denn sowohl vorher, als auch bei den darauf folgenden Stücken wie z.b. bei "Rocking Horse", dem Evergreen vom ersten Gov't Mule-Album, ernteten Warren und seine Band für jedes Solo und jeden Jam Szenenapplaus.
Gov't MuleDa Mule an diesem Abend scheinbar sehr in positiv-bluesiger Laune war, gab es im ersten Set einen weiteren Leckerbissen alter Schule. Als die ersten Töne von "Need Your Love So Bad" von
Peter Greens Fleetwood Mac erklangen, schmolzen so manche Herzen im Publikum dahin. Warren Haynes kann nicht nur so gefühlvoll Gitarre spielen, nein auch mit seiner Stimme könnte er Eisberge zum schmelzen bringen. Darauf folgte ebenfalls etwas bewegendes und zwar "Patchwork Quilt", den Song, den Warren in Erinnerung an
Jerry Garcia, den großen Jam-Helden von
Grateful Dead, geschrieben hat.
Das erste Set endete schließlich mit "Slackjaw Jezebel" und somit gab es neben außergewöhnlichen Jams und traumhaften Coverversionen bis dahin keinen Song vom neuen Album!
Auch anders als in Köln, wollte in der Pause scheinbar keiner seinen Platz verlieren. Nur vereinzelt gingen die Zuschauer neue Getränke holen. Wie immer wurde die halbe Stunde genutzt um die Gibson-Gitarren von Gitarren-Techniker Brian Farmer nachstimmen zu lassen, der übrigens an diesem Abend einige Fans aus seiner Heimat im Publikum hatte. Erwartungsgemäß begann das zweite Set dann auch mit einem Stück vom neuen Album: "Broke Down The Brazos". Die melodischen Läufe und die Tonartwechsel lassen den Song trotzdem auf Anhieb als reine Gov't Mule-Nummer durchgehen.
Gov't MuleUnd sofort folgte wieder ein Jam-Highlight, wie man es zur Zeit nur von dieser Band erwarten kann. Alles begann relativ normal, als die Band in "Lay Your Burden Down" einstieg. Doch mitten im Song begann Warren Haynes das Thema des Klassikers "Smokestack Lightning" anzuspielen. Und wie es sich für Musiker dieses Kalibers gehört, war der Rest der Truppe natürlich sofort dabei. Warren zog auch hier wieder alles aus seiner Gitarre heraus, was in der Blues-Bibel geschrieben steht, um schließlich doch wieder im Ursprungs-Song "Lay Your Burden Down" zu enden. Wenn man nicht wüsste, dass die Männer nur von der anderen Seite des großen Teichs kommen, wäre das Wort 'überirdisch' sehr, sehr gut angebracht.
Nach diesem Jam war es wieder an der Zeit für das neue Album. Wie auch in Köln (da aber im ersten Set), gab es "Steppin' Lightly" zu bewundern, worauf sofort die straighte Rock-Nummer "Streamline Woman" vom 2006er Album High & Mighty folgte - natürlich wie immer gekrönt von der Stimme und dem Gitarrenspiel des Giganten Warren Haynes. Die Band schien sich jetzt schon in eine Art Rausch gespielt zu haben und nach einem kurzen Zwischenspiel zwischen Andy Louis an der Orgel und Matt Abts am Schlagzeug, folgte das Gov't Mule-typische Schlagzeugsolo, mit Matt an der Double Bass-Drum.
Nachdem sich die übrigen Bandmitglieder eine kurze Pause gönnen konnten, ging es im Anschluss an das Drum-Solo sofort mit zwei Nummern des neuen Albums weiter: "Railroad Boy", Country-Rock mit der 12-saitigen Gibson Les Paul (!) und dem mystischen, ruhigeren "Monday Morning Meltdown". Doch man merkte weder den Songs, noch Jorgen Carlsoon an, dass sie erst seit neuem zum Line-up gehören. Die Maultiere grooven, jammen und solieren, als gäbe es diese Besetzung schon seit Adam und Eva. So auch im letzten Song des zweiten Sets, einem Klassiker aus den 90ern, "Mule". Warrens begleitete seine eigene, sagenhafte Stimme mit der Slidegitarre, um dann doch immer wieder in groovige Jams überzugehen. So endete also das zweite Set. Die Truppe um Mastermind Warren Haynes hatte schon jetzt alles gezeigt und gegeben. Und kaum waren sie von der Bühne, ertönten laute Pfiffe und Rufe nach Zugabe! »More« und natürlich »Warren!«
Gov't MuleSelbstverständlich erschien die Band wieder und als 'Belohnung' für das Publikum gab es neben dem bekanntem Peace-Zeichen, den Song "Tastes Like Wine". Hier hieß es einfach nur noch Augen zu und genießen. Wenn Warrens Gesang noch keine Gänsehaut auslöste, dann war dies spätestens der Fall, als er und seine Gitarre eines der gefühlvollsten Gitarrensoli aller Zeiten in den Raum warfen. Zeit und Raum waren jetzt Nebensache. Es gab nur noch Gov't Mule.
Auch wenn sie danach ein weiteres Mal von der Bühne verschwanden, ließ das Münchner Publikum nicht locker und so kamen Warren, Matt, Danny und Jorgen für eine zweite Zugabe auf die Bühne.
So gab es zum Schluss noch einmal einen Klassiker der alten Blues-Schule zu bestaunen und zu bejubeln. Warren Haynes und seine Musiker stiegen zum großen Finale in "It Hurts Me Too", eine Bluesnummer aus den 40er Jahren, ein. Neben den relativ bekannten Lyrics gab es natürlich zum letzten Mal die Gitarren-Künste des Giganten zu bewundern.
So endete nach ca. 2 ¾ Stunden auch mein zweites Gov't Mule-Konzert. Wieder verabschiedete sich dieser äußerst bescheidene und sympathische Gigant, Warren Haynes, mit dem Peace-Zeichen und einem Dank an das wunderbare Publikum, welches diesen Dank auch wirklich verdient hatte.
Gov't Mule haben hier in München noch einmal mehr bewiesen, warum sie in den USA so gefragt sind. Sei es Blues Rock, wie er im Bilderbuche steht, oder seien es Coverversionen, die teilweise besser als im Original dargeboten werden…

Die 'Maultiere' rund um Warren Haynes sind einfach nicht aufzuhalten. Das selbe Spiel wird man im Rest von Europa beobachten können. Und so wird auch jedes Ende eines Jams der Anfang eines neuen Jams sein.
And The Band Played On...
Setlist:
1st Set:
One Of These Days
Thorazine Shuffle
I Believe To My Soul
Banks Of The Deep End
Rocking Horse
Beautifully Broken
Need Your Love So Bad
Patchwork Quilt
Slackjaw Jezebel

2nd Set:
Broke Down On The Brazos
Lay Your Burden Down > Smokestack Lightning > Lay Your Burden Down
Steppin' Lightly
Streamline Woman
Drums
Railroad Boy
Monday Mourning Meltdown
Mule

Encore:
Tastes Like Wine
It Hurts Me Too
Externe Links: