GR & Full-Blown Expansion / Same
Same Spielzeit: 43:33
Medium: CD
Label: World In Sound, 2009
Stil: Experimental Rock

Review vom 30.12.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Gunslingers Gründer Gregory Raimo, aka GR & Full-Blown Expansion auf Solopfaden.
»Warning: Full-Blown Expansion is GR's Very Own Deviationist Alter Ego.«
Ein-Mann-Projekt und wenn von psychedelischem Rock die Rede ist, darf beim Protagonisten auch Acid Rock wörtlich genommen werden.
Musik, die einen in der falschen Situation am falschen Ort in den Straßengraben treibt.
Die hypnotische Gitarre hat ein Blind Date mit einem schlicht gespielten Schlagzeug. Der Sechssaiter wird konsequent gezupft. Leichte Modulationen einer Tonfolge. Die Becken der Drums setzen da schon eher Akzente. GR muss bei den von ihm eingesetzten Instrumenten nicht extra betonen, dass er im Opener einen »horizontal bass« spielt. Das hört man eh.
Was schon sehr abgefahren beginnt, findet im 'Gesang', GR nennt es »Wah-Vocals«, seinen Gipfel. Verstehen tut man nichts, aber rein gar nichts. Somit erlaubt sich der Rezensent, die Stimme als weiteres Instrument zu kategorisieren.
Wir sind immer noch beim ersten Stück. Das Verlangen nach irgendeiner musikalischen Veränderung mutiert vom Wunsch zum Willen. Acid, psychedelisch, dekadent, individuell, Stoner Rock-Gitarre, beschwörend, egoistisch, traumhaft... alptraumhaft, wirr, nach über neun Minuten ein Break, ein Rhythmuswechsel, das Stück dauert dreizehn Minuten, gefühlt eine Ewigkeit, die Stopptaste... Stille. Zurück in der eigenen Welt.
GRs Musik ist anders, ganz anders.
Die Platte hat es geschafft.
Mit diesem Album überschreitet der Musiker meine musikalische Grenze des Erträglichen.
Zauber, Voodoo, Traumwelten, von denen man schweißgebadet wach wird, Musik als kulturelle Konfrontation mit dem Nervensystem des Hörers... 'full-blown expansion': mehr geht wirklich nicht.
Playtaste...
Drums und Bass grooven, Eine herrlich melodische gewahwahte Gitarre begüßt den Hörer. GR auf Sympathiefang. Eine fuzzige E-Gitarre rotiert um das Treiben. Dann der Stinkefinger des Musikers; ich zitiere lieber »Enharmonic throat«. Waren wir schon im ersten Stück mit dem Titel "Descent Along The An-Ti-Fohn-nul" Zeuge unerforschter Texte, bleibt es mit "Transfiguration On A Sepiachord" bei diesem Zustand.
Allerdings ist der Hörer noch nicht austherapiert. War der zweite Titel ein Zwischenhoch, ergießt sich der komplette Wahnsinn musikalischer Ergüsse in den folgenden beiden Songs, die "Metal Spike" als auch "The Intercessor Speaks" genannt wurden. Bei der 'metallischen Spitze' dominieren infernalische Vocals und Geschrei das Geschehen. Temporär mischt eine Effektgitarre auf. Das Drumming könnte eine Jazzkapelle begleiten. Dem Text im Informationsblatt muss ich zustimmen: »some ultra-shouting wave's traumatic 7 min. towards the abyssal fluxus of koZmic Rock.«
Genug! Stopptaste.
Feuchte Hände, man mag einen Titel, der den Namen "The Scene (Slowly's Getting Louder)" trägt, kaum angehen. Eine andere Stimme taucht auf... eine weibliche, allerdings genauso verzerrt, wie die des Protagonisten. Duett im Fuzzrausch. Wenn schon so oft in Zusammenhang mit psychedelischer Musik der Weltraum als Assoziation zitiert wurde, fällt mir bei dieser 'Musik' ein, dass dort auch bedrohlicher Schrott rumfliegt.
Wow, in "All Stoned Day Long They Take You" vollführt der Künstler einen gesanglichen Striptease, denn seine Stimme wird durch nichts verändert. Von 2:10 bis 2:17 Minuten gibt es einen
Canned Heat-Gitarrenboogie. Drumherum spielt das musikalische Navigationssystem verrückt.
Noch etwas zu den letzten dreieinhalb Minuten "Blind Black Or Pearly White"?
Gemessen an dem, was vorher war, ist der Titel jetzt Weltmusik, basierend auf sehr vielen Tastenklängen. Nicht ganz zum Meditieren geeignet, aber letztendlich versöhnlich.
Stopptaste!
Line-up:
GR (lead guitar, expasive guitar,horizontal bass, regular drums, extensionist drums, loco drums, asymmetric drumming, background organ, keyboard, 4 track tape recorder, effects, wah-vocals, shouts,story)
Tracklist
01:Descent Along The An-Ti-Fohn-Nul (12:52)
02:Transfiguration On A Sepiachord (5:19)
03:The Metal Spike (3:53)
04:The Intercessor Speaks (6:53)
05:The Scene (Slowly's Getting Louder) (5:28)
06:All Stoned Day Long They Take You (5:03)
07:Blind Black Or Pearly White (3:33)
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