Grateful Dead / Terrapin Station
Terrapin Station
Highlight dieses Albums ist unzweifelhaft das über 16-minütige "Terrapin Station Part 1". Diese von "Robert Hunter" geschriebene Nummer besteht eigentlich aus zwei Parts. Allerdings hat die Band "Part 2" nie gespielt.
"Terrapin Station" ist eine Suite, die Hunter erst mal nicht für Grateful Dead geschrieben hat. "Aber, wer sonst sollte das spielen", können wir im vorbildlichen Booklet nachlesen.
Vielen war "Terrapin Station" zu aufgebläht und in der Tat würde man den Track wohl eher dem Prog Rock zuordnen können. Die Version auf dieser CD ist allerdings schwer vergleichbar mit einer Live-Version, weil es live Dead-typischer und vor allem ohne den fast schon bombastisch zu nennenden Orchester- und Choreinsatz rüber kommt. Liegt sicher auch daran, dass die Band mit Keith Olsen zum zweiten Mal in der Bandgeschichte einen Produzenten aus dem Nicht-Dead-Umfeld verpflichtete. Olsen, bekannt als Produzent des Fleetwood Mac-Megasellers "Fleedwood Mac", setzte gewaltig auf Mainstream und so ist das "Terrapin Station" für mich das wohl ungewöhnlichste Grateful Dead-Album überhaupt und läutete die 'Arista'-Ära ein.
Das ungewöhnlichste Dead-Album für mich, sagte ich eben. Das beginnt schon gleich mit "Estimated Prophet", einer Reggae-Nummer. Allerdings mit gemütlichem Jam-Feeling. Total daneben jedoch die Interpretation von "Dancin' In The Streets" (Stevenson/Gaye). Das ist Disco-Stomp pur. Dabei geht es doch auch anders, hört man sich frühere Versionen, oder die rattenscharfe Bonus-Live-Version an. Auch "Passenger" 'kommerzt' vor sich hin und nichts ist mit 'shake your bones'.
"Samson And Delilah" (Rev. Gary Davis) ist 'ne flotte Gospelnummer. Nicht übel und vokalistisch toll Donna Jean Godchaux' "Sunrise", eine Hommage an den verstorbenen Dead Crew-Member Rex Jackson. Aber eben auch eher untypisch auf einer Platte der Band.
Soweit die Tracks der Ur-Scheibe aus dem Jahre 1977. 2004 folgte dann, im Rahmen des "Beyond Description (1973-1990)" Box-Set, eine remasterte Version, mit den Bonus-Tracks, die auch auf der jetzigen 'Rhino'-Ausgabe zu finden sind. Und ja, das sind die 'gewohnten' Dead-Tunes. Herrlich die instrumentalen Versionen von "Peggy-O" und "The Ascent". "Fire On The Mountain" sollte ursprünglich ebenfalls auf "Terrapin Station", kam dann aber auf das Folgealbum Shakedown Street.
Klanglich ist die CD absolut top. Wie von 'Rhino' gewohnt, als HDCD-Ausgabe. Dead-Neulinge führt die Scheibe auf die falsche Fährte. Deadheads werden sie eher selten spielen. Aber läßt man die Titel-Suite unvoreingenommen als Prog-Werk auf sich einwirken, dann ist das schon eine musikalische Sternstunde.
Die hervorragende Klangverbesserung der Rhino-Ausgabe suggeriert: Pflichtkauf für die 'Tie 'n' Dye-Gekleideteten'.
Line up:
Jerry Garcia (g,v)
Bob Weir (g,v)
Keith Godchaux (kb,v)
Donna Jean Godchaux (v)
Phil Lesh (b)
Bill Kreutzmann (d)
Mickey Hart (d)

Gastmusiker:
Paul Buckmaster (orchestral arrangments)
The Martyn Ford Orchestra (conducted by Martyn Ford)
The English Choral (conducted by Robert Howes)
Tom Scott (lyricon, saxophones on "Estimated Prophet")


Spielzeit: 75:14, Medium: CD, Rhino, 2006 (1977, 2004)
1:Estimated Prophet 2:Dancin' In The Streets 3:Passenger 4:Samson And Delilah 5:Sunrise 6:Terrapin Station Part 1: - Lady With A Fan , - Terrapin Station, - Terrapin - Terrapin Transit - At A Siding - Terrapin Flyer - Refrain
Bonus Tracks
7:Peggy-O (studio instrumental, 2 Nov 1976) 8:The Ascent (instrumental studio outtake, 2 Nov 1976), 9:Catfish John (studio outtake, fall 1976) 10:Equinox (studio outtake, 17 Feb 1977) 11:Fire On The Mountain (unreleased studio version, Feb 1977) 12:Dancin' In The Street (live version, 8 May 1977)
Ulli Heiser, 31.05.2006