Grateful Dead / Wake Of The Flood
Wake Of The Flood
Zu Beginn der 70er Jahre waren nicht nur die Recken um Jerry Garcia heftig am rocken, sondern die gesamte Firma Grateful Dead kam heftig ins Rollen. Die Band war mit ihren vielleicht besten Studioalben "Workingman's Dead" und "American Beauty" in das neue Jahrzehnt gestartet, die auch chart- und verkaufsmäßig den gewünschten Erfolg brachten. Somit wurden danach sowohl die Konzerte, als auch die Gagen größer.
Da seitens der Bandmitglieder jedoch wenig Interesse bestand, ein Leben in Saus und Braus zu führen, wurde beschlossen, einen Großteil der Einnahmen zu investieren. Zum einen in die Soundanlage für die Live-Shows und zum anderen, wie es sich für zünftige Individual-Anarchisten gehört, in die Gründung einer eigenen Plattenfirma.
'Grateful Dead Records' war geboren und die Band hatte endlich alle künstlerischen Freiheiten. Nachdem bei einer Tour in Übersee ein starkes 3-fach Album ("Live In Europe '72") mitgeschnitten wurde, war es Anfang 1973 dann soweit, wieder das Studio zu entern, um nach drei Jahren den Nachfolger zu anfangs erwähntem "American Beauty" einzuspielen. Ihren schwer erkrankten Tastenmann Ron 'Pigpen' McKernan hatten die Dead bereits im Vorjahr durch Keith Godchaux und dessen (Background Vocals) singende Frau Donna ersetzen müssen.
Das Album beginnt mit einem typischen GD-Song, "Mississippi Half Step Uptown Toodeloo", bei dem aber auch gleich klar wird, dass diese Produktion stilistisch nicht mehr viel mit den eher akustisch gehaltenen und mit Country-Einflüssen bestückten Erfolgsalben ('Workingman's Dead" und "American Beauty") zu tun hat. Die elektrischen Gitarren und auch der so signifikante Groove der Band sind zurück. Mit "Let Me Sing Your Blues Away" konnte Keith Godcheaux seine erste Komposition für seine 'neuen' Freunde unterbringen, die dann auch gleich als Single ausgewählt wurde. Es folgen mit "Jimmy Row", "Stella Blue", "Here Come Sunshine" und "Eyes Of The World" gleich vier Hunter/Garcia Nummern, die allesamt elektrisch, aber sehr getragen, schleppend und von Jerry Garcia sehr melancholisch eingesungen wurden.
Letztlich kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der langjährige körperliche Zerfall und schließliche Tod von 'Pigpen' McKernan, der während der Aufnahmen zu "Wake Of The Flood" verstarb, wie eine tiefschwarze Wolke über diesem Album hingen. Selbst der optimistisch klingende Titel "Here Comes Sunshine" wird im Stück nicht fröhlich oder optimistisch, sondern eher achselzuckend, rat- und hilflos übermittelt.
Den Abschluss bildet dann die einzige Komposition Bob Weirs für dieses Album, die über zwölfminütige und in zwei Parts aufgeteilte "Weather Report Suite", die mit schönen Melodien auf der Akustikgitarre beginnt, sich im Verlauf aber zum rockigsten Stück des Albums mausert.
Die Dead hatten einen absoluten 'Renner' produziert und das Album verkaufte sich in den ersten vier Wochen nach Veröffentlichung ca. 400.000 Mal. Außerdem wurde der Band ein vorher noch nie dagewesener 18. Platz in den Verkaufscharts zu eigen. Trotz der persönlichen Krisen schien es für die Kalifornier also bergauf zu gehen.
Bei den Bonus-Tracks handelt es sich um eine Live-Version von "Eyes Of The World" vom 07. September 1973 (in Nassau), einem Acoustic-Studio-Demo der kompletten "Weather Report Suite" und dem Studio-Outtake von "China Doll", welches dann auf dem Folgealbum From The Mars Hotel veröffentlicht wurde.
Der Sound der CD ist über alle Zweifel erhaben, sodass es mir, wie auch bei der DeLuxe Edition des Lynyrd Skynyrd-Albums "Gimme Back My Bullets" so geht, als hätte ich es mit einem 'neuen', mir bisher unbekannten Album zu tun. Klasse Arbeit und Riesenlob an die Leute, die fürs Remastern zuständig waren.
Line-up:
Jerry Garcia (g, v)
Billy Kreutzmann (d)
Bob Weir (g, v)
Phil Lesh (b)
Keith Godchaux (kb,v)
Donna Jean Godchaux (v)
Gastmusiker:
Bill Atwood (trumpet)
Vassar Clements (violin)
Joe Ellis (trumpet)
Martin Fierro (alto and tenor saxophones)
Sarah Fulcher (v)
Matthew Kelly (harmonica)
Frank Morin (tenor saxophone)
Pat O'Hara (trombone)
Doug Sahm (12-string guitar)
Benny Velarde (timbales)


Spielzeit: 79:26, Medium: CD, Rhino, 2006 (1973, 2004)
1:Mississippi Half Step Uptown Toodeloo 2:Let Me Sing Your Blues Away 3:Jimmy Row 4:Stella Blue 5:Here Comes Sunshine 6:Eyes Of The World 7:Weather Report Suite a) Prelude b) Part I c) Part II (Let It Grow)
Bonus Tracks
8:Eyes Of The World 9:Weather Report Suite (Studio Accoustic Demo) 10:China Doll (Studio Outtake)
Markus Kerren, 03.06.2006