Für mich persönlich ist es bei Grave Digger fast so, wie mit gutem und altem Wein. "Je älter, desto besser!" Als einer der treuesten Hörer, ja ich habe die Band auch mit "Heavy Metal Breakdown" vor über 20 Jahren entdeckt, freue ich mich immer wieder, wenn es etwas Neues aus dem Hause Boltendahl gibt. Insgesamt liegen nun 12 Studioalben vor, das neueste heißt "Liberty Or Death". Es geht thematisch um einstige Freiheitsbewegungen, der Inhalt dreht sich um Kriege um Freiheit und Frieden. Die Formation hat sich 1 Jahr Zeit dafür gelassen, um die musikalische Umsetzung ihrer Gedanken an den Mann zu bringen. Grave Digger behaupten selbst, dass es sich bei "Liberty Or Death" um das durchdachteste Album ihrer langen Karriere handelt. Hören wir also genau hin:
Das Ganze beginnt mystisch. Historische Orgelklänge lassen Spannung aufkommen, bevor man schon recht frühzeitig Zeuge eines gewaltigen Intros wird. Klarer Pluspunkt: Die Band lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der gewohnte und von uns erwartete metallische Stil beibehalten wird. Die schweren Tasten ziehen den Hörer sofort in die Story mit hinein. Als sich Chris Boltendahl rau und heftig zu Wort meldet, ist die Welt sofort in Ordnung. Dieser Titeltrack namens "Liberty Or Death" bringt es also genau auf den Punkt. Knackig hart und sauber gespielt, ist er eine Hommage an die Headbanger. »Hört her, was ich Euch zu sagen habe«.
Weiter geht es mit "Ocean Of Blood". Ohne Schnörkel punktet das Quintett in Sachen Druck. Das Tempo wird merklich angezogen. Bass und Gitarren bilden eine dichte Einheit und Stefan Arnold bearbeitet die Felle mit Herz und Seele. Groove, Groove, Groove...
Und dann geht es nahtlos mit "Highland Tears" hart, aber herzlich, weiter. Fast schon hymnenartig erschallt der Refrain aus den Speakern. Grave Digger legen Wert auf ausgefeilte Chorgesänge, und irgendwie passt das auch zur gesamten Thematik. Die Jungs spielen wie aus einem Guss und bilden so ein homogenes Line-up.
Der Sound ist klasse. Die Instrumente, vor allen Dingen die Gitarren, klingen klar und differenziert. Das fällt besonders bei den Riffs von "Until The Last King Died" auf. Die Keyboards halten sich hier zunächst zurück. Nach einem recht ausgefeilten Anfang überlässt man den Drums und dem Bass das Feld. Und wie immer legt Chris Boltendahl seine markante Stimme drüber. Das ist nicht schön, das ist weder anschmiegsam oder nett. Nein, das ist Grave Digger, wie man es seit über 20 Jahren gewohnt ist. Boltendahl und seine Stimme sind ein unverkennbares Utensil dieser bodenständigen Metaller.
Mein persönliches Highlight des aktuellen Longplayers ist "Silent Revolution". Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass Grave Digger etwas verspielt sind. Unterschiedliche Rhythmen werden aufgenommen, das Ganze ist der Beweis dafür, dass diese Art von Heavy Metal wirklich zeitlos ist und für immer und ewig seine Anhänger finden wird. Es kracht an allen Ecken, bevor sich auch gefühlvolle Passagen langsam einschleichen. Und schon im nächsten Moment erhöht man wieder die Durchschlagskraft.
Nächster Anspieltipp ist "Forecourt To Hell". Das klingt, als wenn ein gewaltiger Koloss Fahrt aufnimmt und unaufhaltsam auf einen zurollt. Und im Grunde genommen vereinigen sich alle festgestellten positiven Aspekte erneut. Den Abschluss macht "Massada". Dieser Track fällt in seinem Ablauf etwas aus der Rolle und überrascht. Die Melodien gehen an manchen Stellen leicht ins Orientalische. Keine Angst, ganz schnell bewegen wir uns wieder im gewohnten Gefilde, allerdings verdeutlicht dieses Stück, wie wichtig es Grave Digger mit den textlichen Inhalten zu sein scheint. Das erkennt man ganz schnell, ohne dass man besondere Englischkenntnisse besitzen muss.
Im Ergebnis stelle ich fest, dass "Liberty Or Death" das geworden ist, was sich meiner Meinung nach schon mit "The Last Supper" angedeutet hatte. Grave Digger sind und bleiben eine der deutschen Metal-Bands, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass es inzwischen das über unsere Grenzen hinaus bekannte Trademark 'Heavy Metal - Made in Germany' gibt. Das Label bezeichnet die Jungs als eine der Metalmächte Deutschlands, ich sage nur: Geiles Album!
Line-up:
Chris Boltendahl (vocals)
Jens Becker (bass)
Manni Schmidt (guitars)
Hans-Peter Katzenburg (keyboards)
Stefan Arnold (drums)
Tracklist |
01:Liberty Or Death (6:33)
02:Ocean Of Blood (4:12)
03:Highland Tears (6:15)
04:The Terrible One (4:08)
05:Until The Last King Died (5:46)
06:March Of the Innocent (5:56)
07:Silent Revolution (6:24)
08:Shadowland (6:26)
09:Forecourt To Hell (5:02)
10:Massada (5:58)
Bonus Digi Pak:
11:Ship Of Hope (5:05)
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