Gravenhurst / The Western Lands
The Western Lands Spielzeit: 43:00
Medium: CD
Label: Warp Records, 2007
Stil: Indie-Rock

Review vom 14.09.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Die Band Gravenhurst erblickte das Licht der Welt, weil etwas Trauriges geschah: Der Bassist (Luke Gale) der Band Assembly, in der auch Nick Talbot war, starb nach einem Autounfall und die Band trennte sich.
Gravenhurst wurde von Talbot gegründet, der nicht singen wollte, was er aber macht und auch nicht unter eigenem Namen auftreten wollte, was er nicht macht. Gravenhurst ist Nick Talbot, der im Drummer Dave Collingwood einen musikalischen Zwillingsbruder gefunden hat.
Talbot hat ein starkes Songwriting! Dadurch wurden die 10 Titel der aktuellen CD "The Western Lands" zu echten Klangtraumwelten. Romantisch melancholischer Indie-Rock und zwei Gitarren. Songs, die Liebe, Rache und manchmal auch Wut beinhalten und musikalisch ausdrücken.
Nick Talbot hat eine äußerst sympathisch klingende Stimme und er kann toll singen.
"Saints" ist ein fragiler Song mit sehr dezent eingesetzten elektronischen Beilagen und ebenso ruhig agierenden Gitarren, die wunderschöne Melodiebögen erzeugen. Ein Opener zum Träumen, wie er im Gravenhurst-Buch steht.
"She Dances" handelt von der Sängerin Sandy Denny (Fairport Convention, The Strawbs und Fotheringay) und der Track berührt einen durch seine insgesamt ähnlich ruhige Art wie der Opener. Die Gitarren sind so etwas schärfer arrangiert und ergänzen sich prächtig. Besonders das locker eingeworfene Break in der Mitte des Tracks sorgt für Aufmerksamkeit und der gesamte Song lässt Erinnerungen an
Richard Thompson aufkommen.
Auch Thompson war ja bekanntlich bei Fairport Convention und mit "Farewell, Farewell" zitieren Gravenhurst auch selbige. Die Melodie des Songs hat die Band beibehalten und alles, was drumherum geschieht, ist gigantisches Theater. Folk mit knarzenden Gitarren und elektronischen Miniaturspielereien und mittendrin Talbots filigrane Stimme.
Eine der Ausnahmen auf der CD ist "Hollow Men" mit seinem treibenden Rhythmus, lauten Gitarren und einem mächtig pumpenden Bass. Dieser Track ist, auch wenn er in seinem Charakter eher die Seltenheit auf "The Western Lands" darstellt, ein Anspieltipp. Indie-Rock mit hypnotischer Wirkung könnt man als Beschreibung angeben.
"Hourglass" ist wieder einer der romantisch angehauchten Songs, der von der emotionalen Ergriffenheit eines Ortes oder einer Stadt handelt und Talbot sieht im Lied auch eine Liebeserklärung an die Metropole London. Leider läuft der Inhalt der Sanduhr viel zu schnell durch das dünne Röhrchen in den unteren Kolben.
Einen Abstecher in die Gravenhurst'sche Akustikabteilung, natürlich was die 6-Saiter angeht, ist "Song Among The Pine", der für den deutschen Film "Ein Freund von mir" (2006) mit Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sabine Timoteo geschrieben wurde. Herrlich fließender Rhythmus in einem Lied, bei dem alles stimmt. Großes Kino!
Der instrumentale Titeltrack ist Country-mäßig ausgelegt und fasziniert durch die völlig unterschiedlichen Gitarrenmelodien, die Talbot und Alex Wilkins spielen und im Kontrast dazu steht das melancholische "Grand Union Canal", zugleich längster Track des Albums. Die Lieder, mit dieser zum Teil etwas traurig anmutenden Stimmung, treffen schon die Gefühle des Hörers und können ohne Unterbrechung konsumiert werden.
Der letzte Song, "The Collector" ist nochmals Akustisches, zunächst ohne Drums und zum Abschluss eine in den Vordergrund gemischte, klare Stimme von Nick Talbot sowie einer schrägen Gitarre gegen Ende des Tracks.
Gravenhurst haben mit "The Western Lands" eine weitere starke Platte veröffentlicht, die bestimmt viele Fans handgemachter Musik erfreuen wird und die Messlatte für vergleichbare Bands hoch angelegt hat.
Line-up:
Nick Talbot (guitar, vocals)
Dave Collingwood (drums, cymbals)
Robin Allender (bass, electronic devices)
Alex Wilkins (guitar, electronic devices)
Tracklist
01:Saints (3:24)
02:She Dances (4:01)
03:Hollow Men (3:58)
04:Song Among The Pine (4:11)
05:Trust (4:06)
06:The Western Lands (4:14)
07:Farewell, Farewell (3:14)
08:Hourglass (4:46)
09:Grand Union Canal (6:05)
10:The Collector (4:56)
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