Die Erfahrung, dass Australier auch schweigsam sein können, haben wir bezüglich so einiger hier bei RockTimes vorgestellten Bands ja schon gemacht. Auch Graveyard Train aus Melbourne strotzen nicht gerade vor Auskunftsfreudigkeit, um es mal gelinde auszudrücken. Es soll sich so zugetragen haben, dass ein paar Kneipenfreunde aus purer Langeweile eines Abends beschlossen, sich neben dem Gerstensaft auch noch mit Instrumenten beschäftigen zu wollen. Der Erfolg des Sextetts brach dann aber so rasant über die Gruppe herein, dass sich die Mitglieder mehr oder weniger gezwungen sahen, die ganze Geschichte deutlich ernster zu nehmen.
In ihrem Heimatland erschien das Debütalbum "Hollow" bereits im Jahr 2012 und vor wenigen Wochen durfte die Scheibe nun auch in unseren Breitengraden das Licht der Welt erblicken. Geboten wird teilweise sehr abgefahrener Alternative Country, der sich einerseits deutlich der Tradition verpflichtet fühlt, andererseits mit schon fast frevelhafter Frische neue und genrefremde Stilelemente atmet. Und um dem Ganzen auch noch eine fette Portion Humor hinzuzufügen, werden (immer wieder überraschend) auch noch typische Spaghetti-Western-Sounds (beispielsweise eine Gruppe Männer, die mit tiefen Stimmen ganz dramatisch ein beherztes "...lala-la-lala-lalaaaa..." schmettert) addiert.
Und je länger man diesem Alternative Desert Rock so zuhört, umso klarer wird, dass zumindest ein paar der Jungs auch schon mal was von Tom Waits gehört haben müssen. Die (gefühlte) Bestätigung dazu erfolgt gegen Ende der Scheibe mit dem Song "One Foot In The Grave", bei dem Frontmann Nick Finch grölt, sich windet, wendet und... man möchte fast meinen, sich im Grabe rumdreht, wie wir es auch von Waits-Platten seit etwa Mitte der achtziger Jahre kennen. Nicht um den Rest abzuwerten, aber dennoch eine der stärksten Nummern der Scheibe.
Und wenn wir schon am falschen Ende beginnen, dann sei hier auch noch gesagt, dass der Rausschmeißer "The End Of The World" eine richtig schöne, wenn auch etwas morbide Ballade ist. Apropos 'morbide', die Texte der Australier kann man durchaus als außergewöhnlich abgefahren bezeichnen. So gesellen sich zu durchaus üblichen Themen wie Sünde und Sterblichkeit auch noch etwas makaberere Stories über etwa Zombies, Klapperschlangen oder Werwölfe. Aber dass der Sechser über eine große Portion Humor verfügt, hatte ich ja bereits weiter oben erwähnt. Als Anspieltipps werfe ich jetzt einfach mal noch die Titel "The Sermon", "The Doomsday Cult Blues" sowie "Hollow Wind" in die Runde.
Übrigens wäre die Band beinahe bereits in Schutt und Asche versunken, nachdem sie mit diesem Album in ihrer Heimat unerwartet großen Erfolg hatte. Manche Dinge stiegen manchen Bandmitgliedern offensichtlich zu Kopf und es folgte die Bandauflösung. Glücklicherweise fanden die Musiker jedoch wieder zusammen und arbeiteten an sieben Tracks für eine EP, die unter dem Namen "It Takes One To Know One" seit ein paar Wochen ebenfalls beim deutschen Label der Band erhältlich ist. Da kann man nur gutes Gelingen wünschen und hoffen, dass es nicht wieder zwei Jahre dauert, bis das Teil auch in Deutschland den Weg in die Läden findet.
Die Aussies von Graveyard Train legen mit "Hollow" elf Tracks vor, die alleine schon durch ihre Außergewöhnlichkeit viel Charme versprühen. Aber vieles auf dieser Scheibe sollte man auch nicht vollkommen bierernst sehen, erst recht nicht, wenn man bereits im 'normalen' Leben zum Lachen in den Keller gehen muss.
Line-up:
Adam Johansen (harmonica, kazoo, percussion, background vocals)
Fran Keaney (drums, background vocals)
Beau Skowron (Dobro, background vocals)
Matt Duffy (double bass, background vocals)
Nick Finch (acoustic guitars, double bass, lead vocals)
Josh Crawley (banjom Dobro, lap steel, background vocals)
Matt Andrews (accordion, washboard, background vocals)
With:
Caz Gannell (cello - #11)
Tracklist |
01:Get The Gold
02:I'm Gone
03:The Sermon
04:Life Is Elsewhere
05:The Priest
06:The Doomsday Cult Blues
07:You And Me
08:Hollow Wind
09:Mary Melody
10:One Foot In The Grave
11:The End Of The World
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