Sachen gibt's! Die Hagener Band Green existiert (mit Unterbrechungen) nun bereits seit gut vierzig Jahren und ist in ihrer Heimatstadt und der Umgebung seit jeher wohl ein ganz heißes Eisen. 1975 gestartet als Coverband, sollte im Jahr 1980 ein erstes Ausrufezeichen auf Vinyl in Form einer ersten Produktion mit eigenkomponierten Songs folgen. Genau zu dieser Zeit erhielt Frontmann Milla Kapolke jedoch das Angebot bei Grobschnitt einzusteigen, was er natürlich nicht ablehnen konnte. Die Folge war die Auflösung der Combo, die zwar immer wieder zusammenfand, jedoch nie über den Status einer Coverband hinaus kam.
Wobei sich die nach der ersten Auflösung verbliebenen Musiker über mangelnde Arbeit nun wirklich nicht beklagen konnten, spielten sie anschließend doch immerhin in Gruppen wie den Stripes ( Nenas erste Band), der Pee Wee Bluesgang, Grobschnitt oder sogar Drafi Deutscher. Ganz so wie die heutigen Bandmitglieder und um nur mal zwei Beispiele zu nennen: Der Schlagzeuger A.T.S. Möller war und ist von Beginn an Mitglied bei den Rockern von Extrabreit und war einige Jahre ebenfalls bei Grobschnitt, Gitarrist Bubi Hönig war Mitglied bei Faithful Breath sowie anschließend Extrabreit. Und zum vierzigjährigen Bestehen war es dann endlich soweit und Green veröffentlichte ihr erstes Album, das mir nun vorliegende "Live - Longtime Favors".
Darauf präsentieren die sechs Musiker elf Tracks, die schon immer zu ihren Favoriten gehörten. Ganz offensichtlich war der Einfluss von Pink Floyd sehr groß, da sich mit "Money", "Comfortably Numb", "Brain Damage/Eclipse" und "Time" gleich vier Nummern der Engländer auf diesem Set wiederfinden. Auch die Rolling Stones sind mit den Titeln "Jumping Jack Flash" (sic!) und "Sympathy For The Devil" vertreten. Ansonsten darf sich der interessierte Hörer an Bruce Springsteen ("Dancing In The Dark"), Neil Young ("Birds"), Peter Gabriel ("Solesbury Hill"), Ike & Tina Turner ("River Deep - Mountain High") sowie Deep Purple ("Strange Kind Of Woman") erfreuen.
Für die Freunde und Fans der Band sicher eine große Sache, aber ansonsten sei die Frage gestattet, wer sowas eigentlich braucht? Klar ist das alles super gespielt, die Songs kann man bereits seit Jahrzehnten selbst Morgens um zwanzig vor vier im Tiefschlaf noch auswendig vor sich hin singen und die Arrangements sind trotz aller guten musikalischen Leistungen auch nicht so umwerfend anders, als dass sich hier ein neuer Ansatz bieten würde. Gut gemacht - ja, klasse gespielt - keine Frage. Dennoch wird es nicht nur mir so gehen, dass ich - wenn ich Lust auf die zweitausenddreihunderteinundvierzigste Anhörung dieser Stücke verspüre - sehr wahrscheinlich doch eher die Originale aus dem Schrank ziehen werde.
Am besten gefallen mir dann tatsächlich auch die Stücke von Pink Floyd, da sie das originale Feeling noch am besten transportieren. Live dabei auf einem Konzert von Green mag diese Sache schon wieder ganz anders aussehen, sehr viel Spaß machen und auch auf der einen oder anderen Party dürfte diese gute Stunde Musik sehr gut platziert sein. Der Spaß am Musikmachen stand bei den Aufnahmen im November 2014 in der Stadthalle und im Mai 2015 im Werkhof (beide Locations in Hagen) natürlich im Mittelpunkt, was auch deutlich vermittelt wird.
Ich will hier keinesfalls respektlos wirken, denn die Nummern sind schon klasse gespielt. Dennoch gilt, was bereits weiter oben steht: Für Freunde und Fans von Green ist "Live - Longtime Favors" ganz sicher ein Leckerbissen, alle anderen sollten erst mal drei oder vier Ohren riskieren.
Line-up:
Milla Kapolke (bass, lead vocals)
Bubi Hönig (guitar, background vocals)
A.T.S. Rolf Möller (drums)
Deva Tattva (keyboards)
Michi Rolke (guitar, flute, saxophone, background vocals)
Mudita (percussion, vocals)
Tracklist |
01:Time
02:Strange Kind Of Woman
03:Jumping Jack Flash
04:Comfortably Numb
05:Dancing In The Dark
06:Sympathy For The Devil
07:Money
08:River Deep - Mountain High
09:Solsbury Hill
10:Brain Damage/Eclipse
11:Birds
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