Gugun Power Trio / Solid Ground
Solid Ground Spielzeit: 63:03
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2011
Stil: Blues Rock

Review vom 07.02.2012


Jochen v. Arnim
Wer als oberflächlicher Tourist nach Indonesien reist, dem offenbart sich das Land, speziell die beiden 'wichtigsten' Inseln Java und Bali, als eines, das seine Musikszene entweder von westlichen Importen dominiert sieht oder schlicht und ergreifend aus der indigenen Gamelan-Musik bestehen lässt. Wer aber tiefer eintaucht, der wird feststellen, dass dort eine ganz aktive, wenn auch von den teilweise allzu islamistischen Sittenwächtern wenig goutierte 'rockige' Parallelwelt existiert. Was mit den Anhängern dieses Teufelswerks passieren kann, das haben uns jüngste Nachrichten allzu deutlich vor Augen geführt. Indem die Oberen zwar mit den mehr als zweifelhaften Methoden des zwangsweisen Enthaarens und in Sippenhaft Nehmens dutzender Fans eine harte Linie fuhren, werden sie aber trotzdem die weitere Verbreitung dieser Musik nicht dauerhaft unterbinden können.
Diese Vorgehensweise hat man sicherlich bislang in den touristischen Hochburgen von Jakarta und Denpasar noch nicht erleben müssen und wer durch die Bars mit Live-Musik streift, egal ob im Sündenbabel Kuta, dem Ballermann Australiens, oder anderswo, dem werden sich immer wieder einheimische Bands präsentieren, die das Rock-Repertoire der letzten 40 Jahre rauf und runter beherrschen und dem Urlauber eine zünftige Hintergrundmusik bieten. Zwischendrin findet man aber auch immer wieder Bands und Solointerpreten, die sich auf eigene Songs spezialisiert haben und, oftmals angelehnt an die großen Vorbilder aus den USA oder Europa, mit viel musikalischem Vermögen ihren Weg gehen. Weit entfernt von großem Erfolg oder internationaler Beachtung machen sie aber ihr Ding, und das zumeist auch gar nicht mal so schlecht.
So ist auch das mittlerweile fünfte Studioalbum von Gugun unlängst auf den Markt gekommen. Ich bin so frei, hier mal nur von Gugun zu reden, denn dahinter verbergen sich Namen wie auch Gugun & Blues Shelter, Gugun Blues Shelter, Gugun Bluesbug und jetzt Gugun Power Trio. Alles unter den Fittichen von Herrn Gugun, der sich von wechselnden Musikern in seiner Karriere begleiten ließ, aber als Trio seit einigen Jahren schon mit Bowie und Jono verbandelt ist und mit den beiden Mitstreitern besonders in den vergangenen drei Jahren durchaus internationale Beachtung erlangen konnte.
Angelehnt an Größen wie Hendrix, Vaughan oder Trower, spielten sie innerhalb recht kurzer Zeit das vorliegende Album ein, das beim Label Grooveyard Records verlegt wird. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Band bewusst ist, diese CD aus Amerika würde/wird für viele Landsleute in Indonesien nicht zu erwerben sein. Daher haben sie eine quasi identische heimische Produktion aufgelegt, bei der zudem auch noch 80 % der Songs in Landessprache enthalten sind. Aber hier haben wir es natürlich mit Texten auf Englisch zu tun und der rockige Opener und Titel-Track führt uns direkt gut ein. Druckvoller Rhythmus mit viel Gitarrenarbeit, klar, ist ja auch Guguns Band und er steht nun mal an der Klampfe. Grundriff, Soloeinlagen, alles seine Sprache. Dazu kommt seine kraftvolle Stimme, die gleichzeitig aber mehr kann, als nur mit Druck ins Mikro zu bellen. "Soul On Fire" ist so ein Beispiel für einerseits spielerische Fähigkeiten an den sechs Saiten, durchaus einer gewissen Virtuosität und zudem einem emotionalen gesanglichen Vortragen. "Vixen Eyes" kombiniert den Bluesrock mit einigen wenigen jazzigen Elementen und auch immer wieder funkigem Bass. Diese Stilrichtung finden wir des Öfteren auf "Solid Ground" und konnten die ersten Einflüsse auch schon beim Vorgänger feststellen. "Mission" ist im Gegensatz dazu ein reiner Blues, kleine Tempowechsel inbegriffen, Solo-Einlagen auf der Gitarre selbstverständlich - einer von diesen Songs, die auch drei Stunden dauern könnten. Direkt danach folgt die bluesige Ballade "Trampled Rose", die trotz des zurückgenommenen Tempos nicht als Stimmungstöter erscheint oder dem Namen Power Trio irgendwie zu negativer Ehre gereichen könnte. Der "Silent Rider" im Anschluss ist alles andere als still und prescht mit funkigem Bass und einer ebensolchen Sechsaitigen durch die Boxen. Ebenso weist das "Funky Chicken" eine Mischung aus Blues Rock und etwas Funk auf, somit bleibt das Trio der Gesamtlinie treu.
Sind ansonsten alle Songs aus der Feder des Trios, so stellt der Rausschmeißer "Marching Strut" eine Entlehnung und Hommage an das Werk Tommy Bolins dar, dessen erklärter Fan Gugun ist. Der instrumentale Song setzt sich aus Passagen von Bolins "Marching Powder" und "Homeward Strut" zusammen - wenn ich auch mächtig viel Hendrix erkenne - und gibt uns einen würdigen, wenn auch erneut in Teilen etwas verfunkten Abschied. Aber Halt, da ist ja noch der Hidden Track an elfter Stelle, bei dem man zuerst meint, auf einem ländlichen Gehöft mit Hahnengeschrei zu sein, bevor es dann noch einmal richtig schon blues-rockig zur Sache geht. Prima Album, das sich überall sehen und hören lassen kann. Nur wenige Schwachstellen und die sind so überschaubar, dass sie einen Punkteabzug höchstens im Dezimalbereich zulassen würden.
Line-up:
Gugun (guitar, vocals)
Bowie (drums)
Jono (bass)
Tracklist
01:Solid Ground
02:One Heavy Night
03:Soul On Fire
04:Vixen Eyes
05:Mission
06:Trampled Rose
07:Silent Rider
08:I'm Juicy
09:Funky Chicken
10:Marching Strut
11:Hidden track - no title
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