Gun / Popkiller
Popkiller Spielzeit: 19:09
Medium: EP (CD)
Label: Gun Records, 2010
Stil: Pop Rock

Review vom 21.04.2010


Markus Kerren
Die Anfänge von Gun gehen bis ins Jahr 1986 zurück, in dem sich die schottische Band gründete, zunächst aber noch unter anderen Namen (Hairspray To Heaven, Phobia) lief. Im Frühling 1989 erschien schließlich das Debüt "Taking On The World", das es immerhin in die Top50 der englischen Verkaufscharts schaffte. Und wenn ich mich nicht vollkommen täusche, dann habe ich die Truppe sogar 1990 im Vorprogramm beim Rolling Stones-Konzert im Frankfurter Waldstadion auf der Bühne erlebt.
Es folgten mit "Gallus" (1992, Platz 14) und "Swagger" (1994, Platz 5) zwei weitere - sehr erfolgreiche - Alben, bis sich die Band zirka um die Jahrtausendwende auflöste, oder zumindest beschloss, eine längere Pause einzulegen. Seit Anfang 2008 ist das Quartett nun wieder aktiv und mit Giuliano (Gitarre) und Dante Gizzi (Bass) sind immerhin noch zwei Original-Mitglieder vertreten. Sänger und Gründungsmitglied Mark Rankin hatte scheinbar keine Lust mehr, gab der Reunion und der veränderten Besetzung aber seinen Segen. Als neuer Frontmann ist nun Toby Jepson am Start, der vor Jahrzehnten mit ein paar Alben mit seiner damaligen Band Little Angels für Furore sorgen konnte. Abgerundet wird das neue Line-up schließlich von dem Schlagzeuger Gordon McNeil, über den noch zu sprechen sein wird.
Nach der Aufwärmphase (2008) nutzte man das folgende Jahr, um ausgiebig zu touren und neue Songs zu schreiben. Seit März liegt nun der erste neue Output, die 5-Track-EP "Popkiller", vor. Wurden Gun in ihrer ersten Phase eher als echte (Hard) Rocker (mit Aerosmith- und Bon Jovi-Einflüssen) eingestuft, so hat sich mittlerweile doch ein heftiger Schuss Pop dazu gesellt. Was nicht zuletzt an den allgegenwärtigen Samples und Programmings liegt. Mag zwar sein, dass dieses Stilmittel zunächst nur als Unterstützung für die durchaus druckvollen Drums und die (wenn sie will) richtig fett rockende Gitarre gedacht waren. Im Endergebnis haben die Maschinen hier aber dann doch die Zügel übernommen, so dass man bei dieser Scheibe auch nicht mehr von reinem Rock sprechen kann.
Auch der Gesang von Jepson konzentriert sich vor allem darauf, so melodische wie eingängige Melodien zu kreieren. Dabei kommt er auch gar nicht mal schlecht weg, lässt jedoch meistens jegliche Aggressivität oder Ausdrucksstärke vermissen. Die besten Momente haben Gun auf dieser EP, wenn sie mal nicht auf 'Nummer Sicher' gehen und schön geradeaus rocken, wie etwa beim Titelsong oder auch "The Only". "Seraphina" kommt hingegen schon sehr seicht aus den Boxen. Das Stück fängt zwar noch mit einem coolen Gitarren-Riff an, verliert aber spätestens bei der Einkehr in die Strophen an Spannung, nur um dann von einem Refrain abgelöst zu werden, den man irgendwie schon zu kennen glaubt.
Auch nicht gerade der Hammer ist "Ripping Up The Letters", ein Titel, der zwar niemandem weh tun wird, allerdings auch in etwa so spannend ist, wie in einem nicht vorhandenen Gedächtnis nach Lücken zu suchen. Was trotzdem, wie auch in den anderen vier Stücken immer wieder heraus sticht, ist die klasse Schlagzeug-Arbeit von Gordon McNeil, der den Nummern doch noch mal so richtig in den Allerwertesten tritt und dadurch einiges wieder ausgleicht. Wie bereits erwähnt sind also "Popkiller" (beste Gitarrenarbeit, endlich mal ein bisschen Dampf sowie die eingängigste Nummer) und "The Only" die wesentlich besseren Stücke, als die beiden zuvor angesprochenen.
Aber auch der Opener "Let Your Hair Down" lässt sich auf der Habenseite verbuchen. Eingeleitet von einer coolen Gitarren-Melodie wird in den Strophen Spannung aufgebaut, die in der Bridge immer weiter gesteigert wird, bis sie schließlich in einen entladenden Refrain mündet, der allerdings auch ruhig ein wenig mehr Pep und Spritzigkeit hätte vertragen können.
Das Fazit ist kurz und knapp: "Popkiller" ist eine ganz gute, routinierte und nette Pop Rock-EP. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bleibt zu hoffen, dass Gun für ein eventuell hinterher zu schiebendes Album noch ein paar Asse im Ärmel haben …
Line-up
Toby Jepson (lead & background vocals, percussion, programming)
Giuliano Gizzi (guitars, background vocals)
Dante Gizzi (bass, programming, background vocals)
Gordon McNeil (drums & percussion)

With:
Rebecca Ross (background vocals)
Maeve O'Brien (background vocals)
Ewan Davies (additional programming, piano - #3)
Tracklist
01:Let Your Hair Down
02:Seraphina
03:Popkiller
04:Ripping Up The Letters
05:The Only
Externe Links: