Die Gunslingers sind zurück! Hatte das Powertrio bereits 2008 mit seinem Debüt "No More Invention" für Aufsehen gesorgt, so schieben sie nun etwa zwei Jahre später die EP "Manifesto Zero" nach. Zugegeben, man muss die Musik der im französichen San Pedro Ville angesiedelten Truppe mögen und auch ganz allgemein ein offenes Ohr für Psychedelic, Noise-Attacken und Post Punk haben. Wenn dem so ist, dann ist man bei den brandneuen 30 Minuten Musik des Trios in etwa richtig. Ansonsten könnte es etwas schwieriger werden.
Diese Band gehört ganz offensichtlich der 'Abteilung Attacke' an und macht durchgehend ganz schön Dampf. Der Opener "The Spectre's Sinister Commandment" rumpelt erstmal sehr basslastig aus den Boxen, eine wilde, fast chaotische Gitarre gesellt sich dazu und das Schlagzeug hält die Nummer irgendwie zusammen. Der Gitarrist Gregory Raimo hat auch den Gesang, oder sollte man - wie in den Credits aufgeführt - Yaya's Preach übernommen. Eine nicht unbedingt nachvollziehbare Aneinanderreihung von Worten und/oder Lauten.
Um eine Sprache, ob Französisch, Englisch oder welche auch immer, scheint es sich zumindest nicht zu handeln. Es sei denn, die zugegebenermaßen heftig mit Effekten bearbeiteten Vocals wurden so sehr verfremdet, dass tatsächlich einfach nichts mehr nachvollziehbar ist. Aber zurück zur Musik. Auch der Punk Rock spielt bei den Gunslingers eine nicht untergeordnete Rolle, wie sie zum Beispiel bei "Coupe-Gorge" zeigen. Allerdings auch hier wieder nicht in lupenreiner Form. Da wird irgendwie alles Mögliche, was schräg klingt, in einen großen Topf geworfen und dann kräftig umgerührt.
Dies, verbunden mit einer nicht von der Hand zu weisenden Aggressivität, kann dann zeitweise schon ziemlich anstrengend sein. Die Drums stampfen stur den Rhythmus vor, der Bass ersetzt mehr oder weniger die Rhythmus-Gitarre und die Sechssaitige zieht dann sozusagen als Hauptdarsteller ihre Freak-Show ab. Puh, Sachen wie "An Eye For A Knife" sind schon starker Tobak und bestimmt nichts für zart besaitete Zeitgenossen. Auch "I Know What You Want" reiht sich in diese anarchistischen Klangwelten ein. Hier sind immer wieder mal Rhythmuswechsel auszumachen, während die Texte weiterhin in einer Fantasie-Sprache vorgetragen zu werden scheinen.
Gitarrensoli gibt es selbstredend keine, vielmehr werden wir mit verzerrten Wah Wah-Klängen 'verwöhnt', die sich schier endlos hinzuziehen scheinen. Strukturen sind nur vage auszumachen. Mir persönlich geht es so, dass, würde ich mich nicht an den Drums von Antoine Hadjioannou 'festhalten' können, meine Sinne relativ schnell aus dem Gleichgewicht kämen. 'Zumutung!' schreit mir das Teufelchen auf meiner linken Schulter zu, während das Engelchen auf der rechten Seite beruhigend die Dylan-Zeile »…and don't criticize what you can't understand…« ins Ohr flüstert.
Ja, man muss sie mögen, die Gunslingers und vor allem auch diese Art von Musik, psychedelischer, anarchistischer Noise mit Anleihen beim Punk Rock und allen möglichen anderen Stilen und Bands, die weniger Wert auf Songwriting legen, sondern eher damit befasst sind, ihren Gefühlen und musikalischen Vorlieben mit wilden, aggressiven Sound-Experimenten Ausdruck zu verleihen. Eingeschworene Leonard Cohen-Fans sollten also geflissentlich die Finger in der Tasche lassen, Freunde der bereits erwähnten, abgefahreneren Stile können gerne mal ein Ohr riskieren.
Line-up
Gregory Raimo (guitars & Yaya preach)
Matthieu Cangular (thunder bass)
Antoine Hadjioannou (prophetic drums)
Tracklist |
01:The Spectre's Sinister Commandment
02:Coupe-Gorge
03:An Eye For A Knife
04:I Know What You Want
05:Stub Of Fortune
06:Condor's Radiant Spawn
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