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Guru Guru / Doublebind
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Ein neues Album von Guru Guru kommt stets wie ein Überraschungsei daher, bei dem man schon an der Kasse des Supermarkts vor Aufregung fiebert: Was mag da wohl drin sein!? Das ist auch nach dem 29. (neunundzwanzigsten!!) Album der Mannen um Mani Neumeier, "Doublebind" betitelt, nicht anders.
Seit 43 Jahren gibt es diese Band, die man zu den wichtigsten Wegbereitern des Krautrock zählen darf und muss, nunmehr schon. Mani Neumeier und Uli Trepte, beide der deutschen Free Jazz-Szene entstammend, wollten neue Wege wagen. Kommunarde, freie Lebensformen und - auch das darf nicht unerwähnt bleiben - Drogen spielten dabei eine wesentliche Rolle. So war denn auch die Musik zwar mit rockigem Grundgerüst aber stets sehr offen in den Arrangements und in psychedelische Freiräume abdriftend. Und weil sich Guru Guru niemals an den Mainstream angepasst haben, ist das auch heute noch so!
Neben Neumeier sind mit Roland Schaeffer (Ex-Brainstorm) und Peter Kühmstedt (Ex-Aera) seit den Mitsiebzigern zwei weitere Jazz-Rocker an Bord. Komplettiert werden die Drei durch Hans Reffert, der früher schon sporadisch bei Guru Guru tätig war und nun seit 2005 festes Mitglied ist. Die beiden eröffnenden Songs, "Maneater" und "Geraldine" stehen für tanzbare Musik, die stets ein wesentlicher Bestandteil auf Guru Gurus Alben und vor allem bei ihren Live-Auftritten war. Beide sind eher minimalistisch, vorwiegend auf Gitarre und kleinen Elektronikspielereien basierend, arrangiert. Gleich darauf folgt eine erste Überraschung: »Hup, Hup, Huuuup« - ein feister Punk-Rocker sorgt für rüpelhafte Unterhaltung, um dann sogleich von einem psychedelischen Indien-Trip abgelöst zu werden - was für eine Mixtur! Das angesprochene "Chabbli-Babbli" steht, vom Titel aus betrachtet, für den teilweise völlig abgedrehten Wortwitz Neumeiers. Der Song ist sehr atmosphärisch-dicht, ausufernd jammig und bekommt durch Werner Groos' Sitar den angesprochenen indischen Touch, der durch Schaeffers Sopransax noch verstärkt wird.
"UFO Over N. Y." klingt wie ein musikalischer LSD-Trip, ganz im Stil von "Der Elektrolurch" oder dem "LSD-Marsch" - sehr halluzinogen, das Ganze. "Mars Man & Woman" schließt da genau an - experimentelle Stimmverfremdungen lassen einen Dialog kleiner, grüner Lebewesen beiderlei Geschlechts entstehen. Mit "Jazzkraut" wird - nomen est omen - klassischer Jazz Rock mit 'krautigem' Rock virtuos dargeboten. Ich bitte dabei - und beginne mich zu wiederholen - zu beachten, dass ich 'Kraut' keineswegs und niemals despektierlich meine! Die Dialoge zwischen Saxofon und Gitarre, basierend auf einem 'shuffligen' Rhythmus, sind geradezu sensationell.
Mein definitiver Anspieltipp auf "Doublebind" ist "Ahandy Plus". 'Ein besonderes Handy ' - auf so eine abgefahrene Idee musst du erstmal kommen. Musikalisch handelt es sich um einen sehr entspannten Rocker mit leicht jazzigem Einschlag. Etwas Ska, ein wenig Reggae - die Zutaten für "Doublebind" nehmen zu - "No Thrill Anymore"? Stimmt nicht... schon gar nicht, wenn im folgenden "Venus Breeze" virtuos (und leider viel zu kurz!) 'gejammt' wird. "Kabuki-Dream" experimentiert mit einer Phanstasiesprache, Perkussionen und Geräuschen in völlig grenzenlosen Formen - in Anlehnung an Free Jazz könnte man hier von 'Free Kraut' sprechen - auch diese Nummer wäre noch weiter ausbaufähig gewesen. Guru Guru sind eine der an den Fingern eines Schreiners Hand (augenzwinkernd: Die Hand eines Schreiners hat nur einen Daumen) abzuzählenden deutschen Formationen, die seit vierzig Jahren - und bis in heutige Tage ohne Unterbrechung - innovativ tätig sind. Wir Krautrock-Fans lieben sie dafür abgöttisch! Wir haben alle Scheiben von denen - da darf "Doublebind" natürlich nicht fehlen...
Nicht nur wegen des witzigen Klapp-Covers hat diese neue Guru Guru-Scheibe das Zeug für ein Kultalbum.
Line-up:
Mani Neumeier (drums, percussion, vocals, Kaossillator, koto) Roland Schaeffer (guitar, saxophon, guitar, vocals) Peter Kühmstedt (bass, vocals) Hans Reffert (guitar, lapsteel, vocals) Gast: Werner Goos (sitar - #4)
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