Gynger Lynn / Baby's Gone Bad
Baby's Gone Bad Spielzeit: 62:24
Medium: CD
Label: Eönian Records, 2010
Stil: Sleaze Metal, Glam Rock

Review vom 23.08.2010


Moritz Alves
Was ist von einer Band zu erwarten, die sich nach einer Pornodarstellerin aus den Achtzigern benannt hat? Sicherlich kein rabenschwarzer, bitterböser 'Düstermetal', denn dafür ist allein das Coverartwork zu kitschig und klischeebeladen ausgefallen. Glam Rock und Sleaze Metal hingegen wurden schon immer gerne mit Sex und Porno in Verbindung gebracht, was nicht zuletzt an den schlüpfrigen Songtexten und dem hedonistischen Gehabe vieler Protagonisten liegt. Somit ist die Entscheidung Gynger Lynns, sich nach einer Blondine zu benennen, wohl ein durchdachter Schachzug.
Hier gibt's also Glam und Sleaze auf die Ohren. "Baby's Gone Bad", so der Titel der Scheibe, hat dabei mittlerweile übrigens schon ganze 17 Lenze auf dem Buckel, da das hier versammelte Songmaterial aus dem Jahr 1993 stammt und somit zu einer Zeit entstanden ist, die rückblickend als vernichtend für Hair Metal jeglicher Couleur angesehen werden kann: Grunge und Alternative Rock versetzten dem sogenannten 'Cock Rock' zu dieser Zeit schließlich den kommerziellen Todesstoß.
Doch nun genauer zu "Baby's Gone Bad": Dass das Material nicht mehr das frischeste ist, hört man sofort an der Produktion, die nicht neuen Standards entspricht und teilweise doch etwas schwachbrüstig und undifferenziert klingt (was aber in der Natur der Sache liegt). Das wäre aber natürlich zu verschmerzen, wenn denn das Songmaterial auch wie aus einem Guss klänge. Doch statt konsequent eine Schiene zu fahren, pendeln Gynger Lynn hier zwischen Siebziger-Glam Rock und Achtziger-Sleaze Metal hin und her, ohne genau zu wissen, wohin es denn eigentlich gehen soll. Das Material ist insgesamt also nicht nur erstaunlich heterogen ausgefallen, sondern offenbart über lange Strecken einen ziemlich soften Touch und sollte somit wohl vor allem Fans von T. Rex, Slade oder Mott The Hoople gefallen, die diesen Sound bekanntlich definiert haben.
So gibt's hier zwischen rockigen Riffattacken der Marke "Take Me Away", "Wanna Be Your Lover", "The Chance" (Van Halen, anyone?!), "Stay With Me" oder dem Titeltrack auch erstaunlich viel Pop und Glitter, wie Titel der Marke "Yes It's True", "Need A Little Love", "Summertime" oder "Lonely, Lonely" zeigen. Dieses Hin und Her im Sound lässt den Hörer leider mit einem faden Beigeschmack zurück. "Baby's Gone Bad" ist zweifellos eine Scheibe, für die sich die Programmiertaste am CD-Player lohnt. Oder sagen wir es anders: die zweite Hälfte dieses Silberlings ist eindeutig die bessere. Bleibt nur zu hoffen, dass man sie auch unbeschadet erreicht, ohne dass einem die Ohren schon vorher von zu viel Glam und Glitter verklebt worden sind ...
Line-up:
Dean Pressley (vocals, rhythm guitar)
Will Hair (lead guitar)
Jim Stuppy (bass, keys)
Luke James Lorraine (drums)
Gavin Jadwin (keyboards)
Tracklist
01:Take Me Away (3:37)
02:Need To Know (4:15)
03:Baby's All Talk (4:01)
04:Along The Way (4:42)
05:Yes It's True (4:34)
06:Need A Little Love (4:20)
07:Goin' Home (4:26)
08:Summertime (3:50)
09:Lonely, Lonely (3:07)
10:Never Find A Better Girl (5:00)
11:Wanna Be Your Lover (3:35)
12:The Chance (3:49)
13:Stay With Me (4:18)
14:Baby's Gone Bad (3:13)
15:Way Of The World [Bonus Track] (2:39)
16:Bad Luck [Bonus Track] (2:58)
Externe Links: