Jan Gerfast, den ich bei meiner Electric Blues Power-Rezension vom letzten Jahr schon als grandiosen Gitarristen kennenlernen durfte, ihn dabei zum Teil der Frickelei 'anklagte', haut nun - gut zwölf Monate später - mit "Hippies United" ein weiteres Album raus. Gegenüber seinem Vorgängeralbum hat er diesmal seine musikalischen Mitstreiter auf drei beschränkt, die da wären Magic Mama an den Tasten, Magic Man am Bass und Simon Cop am Schlagzeug.
Auf seinem aktuellen Tonträger vernehme ich einen etwas softeren Gerfast, der mit viel swingendem Blues brilliert und seine glänzend gut aufgelegten Stimmbänder in die Waagschale wirft. Und wirklich, bisher war mir gar nicht so bewusst, welch genialer Sänger er ist - meinen Respekt Jan! Wenn er sich dann noch mit seinem erstklassigen Gitarrenspiel begleitet, gibt es so gut wie nichts auszusetzen. Dass die Tonkonserve so richtig rund läuft, dafür sorgen auch die drei anderen Instrumentalisten. Sie halten sich sehr geschickt und nie aufdringlich wirkend, gekonnt im Hintergrund, was Gerfast Songarchitektur bestens zugute kommt.
Anhand der minimalistischen Spiellänge von etwas über vierunddreißig Minuten ist es eine sehr schnelllebige Platte. Doch die Erkenntnis schmälert in keinster Weise die Qualität der Tonkonserve! Im Gegenteil, eher empfinde ich ein Bedauern, dass nach einer guten halben Stunde schon wieder Schluss ist. Doch ich habe schnell herausgefunden, was sich gravierend von seinem 2012er Album unterscheidet: Er hat diesmal auf ausufernde Gitarrenläufe komplett verzichtet, spielt dafür sehr dosiert auf den Punkt kommend und mit sehr gefühlvoller Fingerakrobatik.
Einen Anspieltipp herauszufiltern halte ich für schwer und wenig sinnvoll. Es ist in der Gesamtheit ein entspanntes, nicht ausartendes Blues-Scheibchen geworden, das prima dazu dient, jeglichen Stressfaktor von der Seele zu spülen.
Abschließend bleibt festzuhalten: Auch wenn der interessierte Hörer diesmal keine knallharten Soloattacken zu erwarten hat, der am 18. September neunundfünfzig Jahre alt werdende Schwede hat als Komponist, Sänger und Gitarrist sein außergewöhnlich gutes musikalisches Verständnis wieder einmal fett unterstrichen und wirkt dabei wie ein ewig jung gebliebener Songarchitekt. Also nix 'alter Schwede'! Die Platte besticht mit einfachem Blues, einfach guter Musik, guten Instrumentalisten und guten Textvorträgen. Alles Voraussetzungen, die für eine Kaufempfehlung sprechen.
Line-up:
Jan Gerfast (vocals, guitar)
Magic Mama (keys, backing vocals & drums - #10)
Magic Man (bass)
Simon Cop (drums)
Tracklist |
01:Hippies United (3:39)
02:Looking Out Of My Window (3:24)
03:I Wanna Love You (3:15)
04:Moving On In Life (2:42)
05:Blues Companion (3:16)
06:Rolling Like A Stone (3:01)
07:Shaking The Ground (3:26)
08:Nothing To Lose (3:31)
09:Voodoo Man (3:07)
10:Foot The Bill (4:53)
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