Jenn Grant / The Beautiful Wild
The Beautiful Wild Spielzeit: 42:03
Medium: CD
Label: Six Shooter Records, 2013
Stil: CanAmericana, Indie

Review vom 18.02.2013


Sabine Feickert
Harfenklänge, Geigentöne und allerlei Schellengeläut, so wie sie bei klassischen Konzerten oft als letzte Vorbereitungen aus dem Orchestergraben erklingen, eröffnen die "Introduction" dieses Albums, zu dem James Cunningham als 'Announcer' die Zuhörer mit den Worten »Ladies and gentlemen, the beautiful wild« einlädt. Jenn Grant räuspert sich nochmal und nun kann die Show richtig beginnen.
Die Kanadierin hat für ihren vierten Longplayer ein Großaufgebot an Musikern aufgefahren: Streicher, Holz- und Blechbläser, Harmonika, Sitar und noch so einiges mehr bestimmen hier den Sound.
"The Fighter", der erste vollständige Song, trägt den Albumtitel in sich. Die Wildnis der Jenn Grant ist eine langsame, beschauliche - etwas rau und ungeschliffen. In "I've Got Your Fire" lodert eine poppige Schönheit, vermischt mit widerborstiger Lead Vocal. Nicht nur in der Wildnis wird sich so manche Frau "I Want You Back" wünschen. Musik gewordene Sehnsucht kennzeichnet diesen Song mit sehr markanter Gesangslinie.
"Hollywood" wirkt abgeklärt, jedoch keineswegs kalt oder gefühllos. "Gone Baby Gone" hat was fast schon Beschwörendes an sich, mit Trommeln, Weingläsern und einem sehr emotionsgeladenen, intensiven Gesang. Die Nummer könnte ich mir auch gut von Patti Smith oder Siouxsie And The Banshees vorstellen. Dagegen kommt danach "White Dove" schon eher 50er Jahre-mäßig und ziemlich easy daher. Auch "One More Night" würde in diese Zeit und Stimmung passen.
"Aida" birgt nicht die Dramatik in sich, die mich der Titel mit Assoziation zur Verdi-Oper vermuten lässt, sondern wirkt ziemlich relaxt, mit einem Hintergrundchor, der Jenns Gesang echot und dem Ganzen dadurch Volumen und Pfiff verleiht.
"Michael" lässt mich dann erstmals leicht die Stirn runzeln, das klingt für mich ein bisschen nach diesen 'haste-einen-gehört-haste-alle-gehört'-Indie Pop-Songs. Poppig ist auch "In The Belly Of A Dragon". Und doch – sollte ich bis hierher ein Zwischenfazit ziehen, würde dieses noch richtig positiv ausfallen. Denn auch wenn oft eine solche Vielzahl an Instrumenten wie sie hier im Einsatz sind dazu verleiten, die Arrangements zu überladen, hat Jenn Grant diese Klippe gut umschifft. Die Lieder haben eine ziemlich klare Linie, übermitteln schöne Stimmungen und sind in sich und im Gesamteindruck stimmig. Effekte wie die Weingläser werden songdienlich eingesetzt und werden im Zusammenwirken mit Jenns Stimme zu einer runden Sache.
So weit so gut – doch ein Song fehlt noch. Genaugenommen zwei. Und die haben meinen Gesamteindruck dann doch sehr kippen lassen. So sehr, dass ich beim ersten Hören regelrecht erschrocken aufgefahren bin. Ungefähr so, als ob man ganz gemütlich im warmen Schaumbad die Seele baumeln lässt und irgendwer kippt dann einen ziemlich großen Kübel Eiswasser rein.
Denn "Green Grows The Lilac" entpuppt sich als trojanisches Pferd, respektive trojanischer Tiger. Das alte irische Traditional wird etwa 30 Sekunden angerissen, mit Kinderchor... danach folgt eine Pause und dann (geht’s noch platter?) eine Cover-Version von Survivors "Eye Of The Tiger". Auch wenn die im Stil an den Rest des Opus angepasst ist und wohl zeigen soll, dass man auch aus einer Mitgröl-Nummer noch was Schönes machen kann - für mich war's das dann. Hier lässt sich ja bestimmt über Geschmack streiten (oder auch nicht) – mir persönlich hat diese Nummer das eigentlich schöne Album verleidet.
Line-up:
Jenn Grant (vocals, guitar, keyboards, wine glass, tambourine)
Michael Belyea (drums, pots and pans, hand claps)
Tavo Diez de Bonilla (bass, guitar, hand claps)
Don Brownrigg (vocals)
David Christensen (tenor sax, flute, alto flute, bass harmonica)
Erin Costelo (upright piano, vocals)
Tara Costelo (hand claps)
Rose Cousins (vocals)
James Cunningham (announcer)
Tanya Davis (vocals)
Kinley Dowling (violin, viola)
Ellen Gibling (harp)
Aaron Goldstein (pedal steel)
Halifax Boys' Honour Choir (vocals)
Heather E. Grant (vocals)
Daniel Ledwell (guitar, keyboards, trumpet, trombone)
Patrick Ledwell (hand claps)
Old Man Luedecke (banjo)
Jason Michael MacIsaac (harmonica)
Gail MacIsaac (vocals)
Michael Ritchie (sitar)
Dorren Robinson (tape host, guitar)
Saddle River String Band (vocals)
Tara Thorne (vocals)
Tracklist
01:Introduction
02:The Fighter
03:I’ve Got Your Fire
04:I Want You Back
05:Hollywood
06:Gone Baby Gone
07:White Dove
08:One More Night
09:Aida
10:Michael
11:In The Belly Of A Dragon
12:Green Grows The Lilac
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