Auch an Schälrippchen muss Fleisch sein. Es ist schon frappierend, mit welchem Erfolg sich JJ Grey und seine Begleitband Mofro von Album zu Album steigern und ein relativ schmales Genre bedienen, für das sie anscheinend ausschließlich selbst zuständig/verantwortlich sind. Diesen Soul mit Southern-Anleihen findet man nicht wie Sand am Meer. Insofern ist ganz schön viel Fleisch an "This River", dem Studionachfolger von Georgia Warhorse.
Die Mixtur eines JJ Grey ist einfach infizierend. Grooves (auch) aus dem Mississippi Delta werden mit einer prächtig geratenen Gewürzmischung namens Soul gepaart und herausgekommen sind abermals zehn fantastische Stücke, davon neun Eigenkompositionen.
Bei dem deutlich retro-orientierten "Standing On The Edge" fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, denn das Stück stammt aus der Feder der Mofro-Musiker Andrew Trube und Anthony Farrell. Beeindruckend, wie sich aus einem luftig-leichten Track zum Ende hin ein richtiges Rock-Stück mit furiosen Bläsern entwickelt. So mag man einen JJ Grey. Immer für eine Überraschung gut.
Auch "Write A Letter" verfügt über diese schon typisch-ansteigende Dynamik. Zunächst wiegen sich die Bläser melodisch im Soul-Wind, dann entwickelt sich die Nummer unmerklich zu einer Art Sturm, für den ein Wasserglas definitiv zu klein geraten ist. JJ Greys ausdrucksstarker Gesang macht fast schon einen Purzelbaum und wird von der Gitarre unterstützt. Man hat den ungetrübten Eindruck, als wenn sich hier alles wie selbstverständlich entwickelt.
"Harp & Drums" hat Session-Charakter. Hier sind mehr als nur die beiden im Songtitel erwähnten Instrumente aktiv. Die Komposition wird unablässig von der funkigen Gitarre gefüttert und darüber geben sich Saxofon, Trompete, Harp oder E-Piano ein gewaltiges Stelldichein. Besonders gut passen hier die verfremdeten Vocals des Sängers. Ein Hammer, dieser Song!
Es ist geradezu auffällig, wie sich der Frontmann und seine Band als eine verschworene Gemeinschaft, wie ein sehr gut eingestellter Zwölfzylinder zeigen. Schließlich spielt man ja auch schon eine geraume Zeit miteinander.
Es gab ja schon Songs auf vorliegender Platte, die charmant-ruhig begannen und sich schließlich im Laufe der Spielzeit zu etwas anderem entwickelt haben. Ist, wie es der Name des Tracks "The Ballad Of Larry Webb" andeutet, wirklich ein langsames Stück Musik? Tatsächlich, JJ Grey & Mofro bleiben mit akustischen Gitarrenklängen sanft gestimmt. Jetzt kann man ganz besonders die Vorzüge des Gesangs genießen. Die klasse gespielte Lap Steel gibt dem Track eine Country-Stimmung, wobei die Gebläse-Abteilung als Kontrast ihrem großzügige Kreise ziehenden Soul treu bleibt. Die Band ist tight, schmeichelnd und wild in einem Atemzug. In seinem Blues-Gewand gekleidet ist "99 Shades Of Crazy" nur ein weiteres Beispiel für die Stärken der Combo.
Oh, wie herrlich haucht man dem Soul quasi neues Leben ein. In den Händen der Band erfährt dieses Genre eine deutliche Frischzellenkur. Die Musik hat eine unwiderstehliche Wirkung auf den Hörer. Mit den bereits zu Buche stehenden Veröffentlichungen im Visier scheint die Kreativität eines JJ Grey im positiven Sinn ein Fass ohne Boden zu sein. "This River" ist ein Genuss.
Line-up:
JJ Grey (lead vocals, backing vocals, electric guitar, harmonica, tambourine, bass, acoustic 6-string guitar, acoustic 12-string guitar)
Andrew Trube (electric guitar, lap steel guitar, acoustic guitar)
Anthony Farrell (organ, piano, clavinet, electric guitar)
Art Edmaiston (tenor saxophone, baritone saxophone)
Dennis Marion (trumpet)
Todd Smallie (bass)
Anthony Cole (drums, organ)
Special Guest:
Stan Lynch (shaker)
Tracklist |
01:Your Lady, She's Shady (3:10)
02:Somebody Else (4:40)
03:Tame A Wild One (4:21)
04:99 Shades Of Crazy (4:53)
05:The Ballad Of Larry Webb (4:54)
06:Florabama (5:08)
07:Standing On The Edge (5:02)
08:Write A Letter (5:20)
09:Harp & Drums (6:12)
10:This River (5:20)
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