Kristoffer Gildenlöw / Rust
Rust Spielzeit: 54:00
Medium: CD
Label: GlassVille Records, 2013
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 05.08.2013


Sabine Feickert
Kristoffer Gildenlöw, Ex-Bassist von Pain Of Salvation, For All We Know, Harmony, Lana Lane und DIAL (um nur mal einige bei uns vertretene frühere Bands des Schweden zu nennen) wandelt auf Solopfaden.
Wer die oben genannten Gruppen als Referenz für Gildenlöws Solodebüt erwartet, könnte unter Umständen eine herbe Enttäuschung erleben – ein bisschen proggig geht es auch hier zu, metallisch allerdings ist eher Fehlanzeige. Der allererste, flüchtige Höreindruck geht eher in die Richtung Queen und Pink Floyd in düsterer Slow Motion – das wird der Scheibe aber auch nicht ganz gerecht, da viel zu oberflächlich.
Fragil, brüchig, düster, melancholisch, fragend, narrativ, plakativ, sentimental, emotional, dramatisch, langsam, schleppend, gleichförmig, sehnsüchtig, anklagend... um nur mal ein paar der Adjektive aufzuführen, die mir beim ersten Song "Callout" so durch den Kopf gehen.
Eine wehmütige Gitarre leitet "Believe" ein, bevor Gildenlöws Gesang einsetzt, ein bisschen kratzig, tief und nachdenklich.
Berührend der Wechsel zwischen den männlichen, weiblichen und Chorgesangspassagen in "Follow Me Down", dazu das Piano – eine Gänsehautnummer, die sich in ungeahnte Höhen hochschraubt. Ganz sicher nicht jedermanns Sache, denn eine mehr oder weniger verträgliche Dosis Bombast schwingt in den Engelschören mit.
"OverWinter" greift die Stimmung des Vorgängers auf, bleibt jedoch getragener und ergänzt Gildenlöws Stimme mit Violine und Piano.
Geheimnisvoll-folkig gibt sich "Langtan" und lässt mich an dunkle Wälder, Elfen und Zwerge denken. "Heroes", nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Bowie-Nummer ist der Song, der bei mir die Pink Floyd-Assoziation geweckt hat. Wenn auch das Tempo langsamer und die Stimmung düsterer ist als bei den britischen Stars, erinnern mich Teile der Melodieführung ein wenig an sie (allgemein, nicht an ein bestimmtes Lied). Trotzdem hat der Song ein eigenes Gesicht, Inspiration und Assoziation - ja, Imitation - ganz klar nein.
Klavierstunde – das geht mir bei den ersten Takten von "Save My Soul" durch den Kopf. Zu fast schon monotonen Fingerübungen setzt Gesang ein, Gildenlöw, der hier mehr spricht denn singt erhält von mehreren Chören Antwort. Getragener, sparsamer als in "Follow Me Down", doch nicht weniger beeindruckend.
Fast schon aus einer Trance gerissenen wird dann mit "Rust", das mit einem knisternden Radio- oder Funkgerätfeeling beginnt, sprechende Frauenstimmen, über eine längere Strecke nur von Akustikgitarre begleitet, die aber eine eher unruhige Stimmung vermittelt. Das Lied entwickelt sich zu einer ausgewachsenen und ausgereiften Instrumentalnummer.
Besinnlich und sanft lassen die Bonustracks "Story Ends" und "Living Soil" die CD ausklingen. Bereits letztes Jahr erschien das Album ohne diese beiden Boni auf Vinyl, im Mai diesen Jahres wurde die CD als Digipak veröffentlicht.
Sechs Jahre hatte Kristoffer schon an diesem Album gearbeitet und in der endgültigen Version Unterstützung etlicher Gastmusiker erhalten. Darunter auch so illustre Namen wie Ben Mathot und Wudstick (beide Ayreon) und Ruud Jolie (Within Temptation, FAWK) und Luka Aubri (IlianA, Omnia).
Stilistisch ist die Scheibe sehr eigenständig, mit den vom Promoter angebotenen Stilrichtungen Singer/Songwriter und Ambient Art Rock hadere ich ein wenig, finde aber auch keine dankbarere Schublade. Einflüsse der beteiligten Musiker mit all ihren Erfahrungen fügen sich zu etwas Neuem zusammen.
Antesten lohnt sich!!
Line-up:
Kristoffer Gildenlöw (vocals, bass, guitars, keyboard, mandolin, double bass, cello, glockenspiel)
Ruud Jolie (acoustic & electric guitars, mandolin)
Fredrik Hermansson (piano, electric piano, Fender Rhodes)
Ola Heden (piano, organ)
Jeroen Molenaar (drums, percussion)
Paul Coenradie (guitars)
Ben Mathot (violin)
Maartje Broekman (cello)
Erna auf der Haar (vocals)
Wudstick (vocals)
Luka Aubri (slideridoo, vocals)
Jessica Koomen (choir)
Bettina Vlot (choir)
Nadine van den Brink (choir)
Otto de Koning (boy vocals)
Luc Mansvelt (boy vocals)
Eline Mansvelt (girl vocals)
Isabel Lengers (girl vocals)
Tracklist
01:Callout
02:Believe
03:Desire
04:Follow Me Down
05:OverWinter
06:Langtan
07:Heroes
08:Save My Soul
09:Rust
10:Story Ends
11:Living Soil
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