Auf das Fortbestehen der Karriere von Louis Grammatico, unserer Kundschaft wohl eher unter dem Namen Lou Gramm bekannt, hätte ich ehrlich gesagt keinen Cent mehr gesetzt, nachdem ich 2004 die DVD zur Foreigner-Jubiläumstour reviewt hatte. Das einstige schlaksige Energiebündel Gramm hatte zwar damals erfolgreich einen Gehirntumor entfernt bekommen, wirkte aber von der Medikamentenbehandlung verständlicherweise körperlich angeschlagen (total aufgeschwemmt) und auch stimmlich nur noch wie ein Schatten seiner Selbst. Im Sinne seiner Gesundheit erschien für mich die Beendigung des Musikkapitels Lou Gramm unausweichlich.
Die Bestätigung erschien mir dann in der Weiterführung Foreigners mit einem neuen Sänger auf dem Fuße zu folgen. Doch weit gefehlt, wie ich jetzt beim Recherchieren erfahre, erfolgte der Ausstieg Gramms lediglich unter dem Ansinnen (wie schon zweimal zuvor) eine erneute Solo-Karriere in Angriff zu nehmen und zwar in Form der Lou Gramm Band, die neben seinen beiden Brüdern Ben (Drums) und Richard (Bass), noch aus seinem langjährigen Weggefährten (aus Black Sheep-Tagen) Don Mancuso (Gitarren) und Andy Knoll (Keyboards) als Mitmusiker aufweist.
Mittlerweile steht ihr erstes, gleichnamig benanntes Werk in den Startlöchern und ich bin größtenteils positiv überrascht. Mit dem Label Frontiers im Rücken war natürlich klar, dass vermutlich hier ein Melodic Rock-Teil zur Rezension anstehen würde. Und so ist es dann auch. Mit "Baptized By Fire" und "Made To Be Broken" rockt die Truppe sofort dynamisch und durchaus mit einem gewissen Hitpotential los: Melodische Strophen, Refrains mit hohem Wiedererkennungswert, ein paar dezente Synthies/Keyboards, peppiger Rhythmus, prägnante Gitarrenriffs und das filigrane E-Solo - im Prinzip das typische, versiert eingespielte Melodic Rock-1x1 also.
Gramms Stimme wirkt zwar im Vergleich zu früheren Zeiten verändert, aber durchaus kraftvoll, manchmal blitzen sporadisch wieder alte Foreigner-Stimmlagen hervor ("Willing To Forget", "Single Vision", "Save Me"). Wenn die Band (Gitarrist Mancuso entpuppt sich dabei neben Gramm als zweiter, starker Mann) abgesehen von den bereits o.a. Tracks ordentlich die Rockkeule in die Hand nimmt ("Testify", "Redeemer", "Rattle Yer Bones"), steht sogar leichtes Bad Company-Flair im Raume.
Das einzige, was mich als bekennendem Atheisten ein wenig stört, ist die, das Gesamtwerk doch recht dominierend durchziehende Religiosität, wie es die Texte nach dem Anhören und auch schon einige Songtitel per se andeuten. "That's The Way God Planned It", "So Great" und das abschließende "Save Me" beinhalten zum Teil heroisch anmutenden Preis-Gesang und gospelige Elemente (weibliche Backs/Shouts), so dass vor allem auch Anhänger der Christian Rock-Sparte zu Hallelujah-Freudenrufen veranlasst werden könnten. Die gute instrumentelle Darbietung (jeweils schöne E-, bzw. Orgel-Soli) belässt die genannten Lieder aber auch für Nicht-Christen noch im grünen Bereich.
Die Europa-Version der Scheibe (und damit die hier käuflich zu erwerbende) beinhaltet noch ein weiteres Stück "It's Not Too Late", das dem (sich zu Europa gehörig fühlenden und dort lebenden) Rezensenten aber auf dem Frontiers-Portal nicht zur Verfügung gestellt ist und sich von daher aus ungeklärten Gründen naturgemäß der Bewertung entzieht.
Insgesamt ist der Startschuss der Lou Gramm Band als durchaus gelungen zu bezeichnen.
So eine innovative Scheibe muss Mick Jones mit seinem aktuellen Foreigner-Line-Up erstmal in Zukunft zu Stande bringen.
Tracklist |
01:Baptized By Fire
02:Made To Be Broken
03:Willing To Forgive
04:That's The Way God Planned It
05:I Wanna Testify
06:So Great
07:Redeemer
08:Single Vision
09:Rattle Yer Bones
10:You Saved Me
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