Endlich ist es an der Zeit, eine weitere große Lücke in unserem RockTimes-Index zu schließen, denn zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass der großartige Soulsänger und -musiker Marvin Gaye dort bisher noch gar nicht zu finden war. Und wie könnte dies passender erfolgen, als hier sein lange aus dem Verkehr gezogenes Debütalbum vorzustellen. Der Afroamerikaner, der uns im Verlauf seiner weiteren Karriere noch solche Klassiker wie zum Beispiel "What's Going On", "I Heard It Through The Grapevine" oder "Mercy Mercy Me" präsentieren sollte und sogar noch kurz vor seinem Tod mit "Sexual Healing" einen großen Hit hatte, kam schon sehr früh mit Musik in Berührung und spielte in mehreren Bands.
Schließlich wurde ihm von Motown Records ein Plattenvertrag für eine Solokarriere angeboten und so kam es im Jahr 1961 zu den Aufnahmen für das Debütalbum "The Soulful Moods Of Marvin Gaye". Dass der Protagonist - der übrigens auch ein sehr guter Schlagzeuger, Gitarrist und Pianist war - sich hier noch nicht so anhört wie zu der Zeit seiner großen Erfolge, dürfte unter anderem auch daran liegen, dass er für diese Scheibe ausnahmslos (entweder durch nicht vorhandenes Material oder Druck der Plattenfirma) auf Fremdkompositionen zurückgriff.
Was aber auch auf den vorliegenden Aufnahmen schon zu finden ist, ist diese unglaubliche Wärme in Gayes Stimme diese unglaubliche Wucht an Feeling, mit dem er seine Tracks veredelte. Angefangen mit "(I'm Afraid) The Masquerade Is Over" sind hier doch jede Menge Balladen zu finden. Eine Ecke, in die sich der Amerikaner in den folgenden Jahren immer stärker von seinem Label gedrängt sah und wogegen er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften rebellierte. Glücklicherweise erfolgreich, wie wir heute wissen. Dennoch war die Zusammenstellung dieser hier vorliegenden elf Tracks sehr stimmig und gut geglückt.
Die Titel versprühen eine relaxende und wohlige Stimmung, die genau das Richtige für kalte Herbsttage zu sein scheint. Mit "Love For Sale" und den umgehend folgenden Songs wird dann aber doch noch ein Gang zugelegt und mit jazzigen Klängen geht es sehr beschwingt in die richtige Richtung. Überhaupt geht es während der zweiten Hälfte (offensichtlich der damaligen zweiten Seite des Vinyls) wesentlich flotter zur Sache, sehr stark an den Jazz angelehnt. Gesanglich lässt Marvin Gaye natürlich auch hier nullkommanix anbrennen und fährt die Nummern allesamt sehr souverän nach Hause. Ebenfalls sehr interessant herauszuhören ist die Tatsache, welchen Einfluss der Mann mit seiner Musik auf die noch jungen Rolling Stones hatte.
Bei den insgesamt drei Bonustracks handelt es sich um die Single "I'm Yours, You're Mine" aus der gleichen Zeit und zwei Songs aus dem Jahr 1959, die er als Mitglied der Bands Harvey And The Moonglows ("Mama Loochie") und The Marquees ("Hey Little Schoolgirl") aufnahm, wobei er beim erstgenannten die Lead Vocals und beim zweiten Stück lediglich die Baritone Vocals einsang. Sehr schöne Ergänzungen zu einem geschichtsträchtigen, wenn auch (noch) nicht unbedingten Klassiker-Album. Die sollten dann später noch folgen und wir hoffen, euch diese in absehbarer Zukunft ebenfalls hier vorstellen zu können.
"The Soulful Moods Of Marvin Gaye" ist eine tolle Platte, um den Anfängen dieses Ausnahme-Artisten auf die Spur zu kommen und dann gegebenenfalls weiter zu stöbern sowie tiefer in seine Musik einzutauchen. Von Depressionen und Kokainsucht gezeichnet kehrte Marvin Gaye 1983 zur physischen wie psychischen Regenerierung in sein Elternhaus zurück, wo er im darauffolgenden Jahr und einen Tag vor seinem 45. Geburtstag von seinem Vater (einem Priester!) im Streit erschossen wurde. Rest in peace, brother!
Line-up:
Marvin Gaye (lead vocals, piano, drums)
with unidentified rhythm section
Tracklist |
01:(I'm Afraid) The Masquerade Is Over
02:My Funny Valentine
03:Witchcraft
04:Easy Living
05:How Deep Is The Ocean
06:Love For Sale
07:Always
08:How High The Moon
09:Let Your Conscience Be Your Guide
10:Never Let You Go
11:You Don't Know What Love Is
Bonustracks:
12:Mama Loochie (Harvey And The Moonglows)
13:I'm Yours, You're Mine
14:Hey Little Schoolgirl (The Marquees)
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Externe Links:
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