Ohne jetzt Seitenhiebe austeilen zu wollen, werden die Infoblätter so mancher Labels
bezüglich deren Neuveröffentlichungen nicht selten mal oberflächlich, verwirrend oder im schlimmsten Fall gar lächerlich gestaltet. Ein Hoch und ganz dickes Lob hier deshalb erstmal an Mascot Records, die die Größe zeigen, ihren Künstler dieses Infoblatt, den so genannten 'Waschzettel', selbst verfassen zu lassen. Überhaupt wurde dem Protagonisten viel Vertrauen entgegengebracht, denn man ließ ihn auch die Produktion selbst übernehmen.
Nach dem Erfolg von Paul Gilberts (Ex-Racer X, Ex-Extreme) erstem Instrumental-Album "Get Out Of My Yard" hat der gute Paul, der den Gesang davor eh nur als notwendiges Übel empfand, auch bei "Silence Followed By A Deafening Roar" die Vocals im Schrank gelassen und sich auf das konzentriert, was er am besten kann. Nämlich seine Gitarre zu spielen.
Der größte Pluspunkt dieses Albums ist, dass sich meine erste Befürchtung es hier mit einer Frickelorgie vor dem Herrn zu tun zu haben, nicht bewahrheitet hat. Logischerweise gibt es auch Songs (z.B. "The Gargoyle"), die in diese Richtung zielen, aber insgesamt kommen die elf Songs sehr vielseitig und stilübergreifend daher. Selbstverständlich musste Gilberts Metal-Vergangenheit gehuldigt werden, aber davon abgesehen werden wir mit einem Potpourri aus Zappa-haftem ("Bronx 1971" und "Bultaco Saturno"), balladeskem ("I Still Have That Other Girl"), sogar klassischem ("I Cannot Tell A Lie") und auch bluesigem bedient.
Unaufdringlich und sehr effektiv wurde Paul Gilbert auf diesem sehr abwechslungsreichen Album von Mike Szuter (Bass), Jeff Bowders (Drums) und seiner Ehefrau Emi Gilbert am Piano und der Hammond B 3 unterstützt. Es ist dennoch nicht alles Gold was glänzt und so hinterlassen bei mir vor allem die hyperflinken Saitenorgien, trotz aller technischen Brillanz, am wenigsten Eindruck. Gilbert (plus Band) kann am meisten punkten, sobald er sich auf Atmosphäre und Feeling konzentriert. "Norwegian Cowbell" wird von einem 70er-Rockriff und eben jener Cowbell geprägt, glänzt durch multiple Tempiwechsel und Gilberts tollen Ton auf der Gitarre. Ein weiterer Anspieltipp ist das Piano-bestimmte "Suite Modale", da es im Vergleich zum Rest des Silberlings doch arg aus dem Rahmen fällt.
"Silence Followed By A Deafening Roar" ist ein Instrumentalalbum, für das sich die Mühe lohnt, es anzuchecken, denn hier wird neben dem hohen technischen Können auch Qualität und Variabilität bezüglich des Songwritings geboten. Außerdem hat dieser Silberling den Effekt, dass ich jetzt mal wieder die alten (von mir bisher stiefmütterlich behandelten) Jeff Beck-Platten rauskramen und rotieren lassen werde.
Obwohl ich noch nie ein großer Fan von Instrumental-Alben war, so ist "Silence Followed By A Deafening Roar" ein interessantes Album geworden, das ich mir ohne Probleme anhören kann. Aufgrund der mir fehlenden Vergleichsmöglichkeiten erfolgt hier keine Punktewertung, den Gitarre-Freunden und den Experimentierfreudigen unter euch kann es aber bedenkenlos empfohlen werden.
Line-up:
Paul Gilbert (all guitars, bass)
Mike Szuter (bass - #8, 10, 11)
Jeff Bowders (drums)
Emi Gilbert (Hammond B3 - #8, piano - #6)
Tracklist |
01:Silence Followed By A Deafening Roar
02:Eudaimonia Overture
03:The Rhino
04:Norwegian Cowbell
05:I Cannot Tell A Lie
06:Bronx 1971
07:Suite Modale
08:The Gargoyle
09:I Still Have That Other Girl
10:Bultaco Saturno
11:Paul Vs. Godzilla
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