Wenn ich demnächst musikinteressierte Freunde oder Bekannte zu Besuch habe, werde ich ein kleines Ratespiel veranstalten.
"United States" in den Player und dazu folgende Frage: Wer könnte das sein?
Die Antwort könnte in etwa lauten: Eine Allstarband, bestehend aus dem wieder auferstandenen Freddie Mercury und abwechselnd Robert Plant am Mikro, Yngwie Malmsteen an der Gitarre sowie Mitgliedern von U2?
Falsch geraten, alles falsch.
Auch wenn der Sänger klingt, wie der Zwillingsbruder von Freddie Mercury mit Plant'schen Einfärbungen, wenn die Stücke sich ab und zu anhören, als ob sie aus der Feder von Bono und Co. stammen und die Gitarre tönt, als schreddert Malmsteen himself - hier hat eine Scheibe aufgeschlagen, die sich "United States" nennt und hauptsächlich von zwei 'Figuren' beherrscht wird.
Da ist zum einen Paul Gilbert, den der eine oder andere mit Sicherheit schon, wenn auch unbewusst, im Funk und Fernsehen gehört hat. Fragezeichen im Gesicht? Nun, wenn ich jetzt den Song "To Be With You" erwähne, kommt vermutlich der große 'Aha'-Effekt.
Paule ist Gründer der Heavy Metal-Band Racer X und Mitbegründer von Mr. Big, die mit dem o.g. Song ihren Durchbruch schafften. Aber er ist auch einer der virtuosesten und ungewöhnlichsten Gitarrenspieler (so verwendet er im Song "Daddy, Brother, Lover, Little Boy" einen mit Plektren versehenen Akkuschrauber).
Auf der mir vorliegenden Platte spielt Gilbert neben der E-Gitarre auch die Akustische sowie den Bass.
Und da ist zum anderen Freddie Nelson, dessen Stimmlage der des verstorbenen Freddie Mercury verblüffend ähnlich ist. Er unterstützt Gilbert aber nicht nur gesangsmäßig, sondern steuert zusätzlich sein Gitarrenspiel mit bei.
Sowohl für die Komposition als auch für die Produktion zeichnen beide Musiker verantwortlich.
Dabei herausgekommen ist ein absolut hörenswertes Scheibchen, das man sich genussvoll und ohne Reue reinziehen kann, auch wenn das musikalische Rad nicht neu erfunden wurde.
Schnörkellose Melodic Rock-Kracher ohne großen Firlefanz werden dem Konsumenten geboten, auch wenn man hin und wieder das Gefühl hat, da wurde hemmungslos von Queen ("Waste Of Time", "Paris Hilton Look-Alike") aber auch U2 ("I'm Free" - der Song hätte wunderbar auf U2s "The Joshua Tree" gepasst) geklaut. Das hängt aber in erster Linie mit Nelsons Mercury-ähnlichen Vocals zusammen. Und bei "Hideaway" und "Bad Times Good" kommen mir sogar gesangliche Schlenker in Richtung des jungen Robert Plant in den Sinn.
Hört man jedoch etwas genauer hin, entdeckt man eine tolle, wandelbare Stimme mit eigener Note, die sich in den einzelnen Stücken hervorragend entfalten kann.
Und wenn sich Nelson und Gilbert Gitarrenduelle liefern, wie zum Beispiel bei "Waste Of Time", dann werden gar Erinnerungen an Iron Maiden wach und das Fricklerherz schlägt im Hochgeschwindigkeits-Rhythmus.
Aber was soll das ganze Vergleiche ziehen? Der Silberling steckt voller klasse Songs, die von Stadion-Rock-Hymnen über Heavy Power-Stücke bis hin zu 70er Jahre-Glam und sogar Pop-Nummern reichen und die grooven wie Hölle, woran Saitenhexer Gilbert nicht unerheblichen Anteil hat. Meiner einer jedenfalls hat unheimlich Spaß daran, sich das Album zu geben und es beschleicht mich bei jeder neuen Rotation in meinem Player mehr und mehr das Gefühl, auch die Musiker hatten allergrößten Spaß. Das allein zählt doch: Musik als Ausdruck purer Lebensfreude - so sollte es zumindest sein!
Line-up:
Paul Gilbert (guitar, bass, vocals)
Freddie Nelson (vocals, guitar)
Matt Muckle (drums)
Emi Gilbert (keyboards)
Tracklist |
01:The Last Rock And Roll Star
02:Hideaway
03:Waste Of Time
04:Bad Times Good
05:Paris Hilton Look-Alike
06:The Answer
07:I'm Free
08:Pulsar
09:Girl From Omaha
10:I'm Not Addicted
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