Der eigentlich aus Houston, Texas stammende Phil Gammage hat irgendwie überall seine Finger drin. So verdiente er sich seine Meriten bereits als Studiomusiker, hat sieben eigene Alben veröffentlicht und nicht gerade wenige seiner Kompositionen wurden auch bereits für das amerikanische Fernsehen verwendet. Bereits im Januar dieses Jahres erschien sein neuestes Werk "Adventures In Bluesland", bei dem der Name durchaus Programm ist. Man sollte allerdings nicht unbedingt ein pures Blues- oder handfestes Blues Rock-Album erwarten, der Blues dieser 13 Tracks stellt eher die große Spielwiese dar, die der Protagonist dann nach Belieben formt und knetet.
Meine Augenbrauen hoben sich bereits beim ersten Anhören der Eröffnungsnummer "Trying To Get To You" aufgrund des stark präsenten Fünfziger-Spirits und sehr Elvis-ähnlichen Gesangs. Was ebenso umgehend meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die explizite Lap Steel-Arbeit von Don Fiorino, der so unauffällig-auffällig agiert, dass man ihn eigentlich gar nicht überhören kann. "What Tomorrow Brings" macht anschließend im selben Jahrzehnt weiter, ist ein schleppender Rocker, der viel Wert auf den Gesang legt, aber auch durch die Harmonika Gammages punkten kann.
Die Gitarrensoli scheinen ebenfalls eher unauffällig in die Songs eingebettet worden zu sein, was sich aber nach ein paar Durchläufen als schwerer Trugschluss entpuppt. Vielmehr wurde hier so clever produziert bzw. arrangiert, dass den Hörer speziell sehr viele der Dinge fesseln, die er zunächst gar nicht bewusst auf dem Schirm hatte. Neben den bereits genannten ist es zum Beispiel auch das Spiel von Kevin Tooley, der seine Snare und Becken oft mit Besen bearbeitet und alleine dadurch schon einen speziellen Effekt kreiert.
Dann ist da eine Nummer wie "Lay Me Down Low", die kompositorisch eigentlich gar nicht mal so sehr aus dem Gros heraus sticht, mich auf der anderen Seite aber mit einem absoluten Killer-Lick auf der Lap Steel aus den Socken haut. Phil Gammage hat etwa die Hälfte der Nummern selbst komponiert, dazu einige Traditionals und Coversongs verwendet. Die bekannteste Nummer ist natürlich ZZ Tops "La Grange", das... naja... ganz okay gelungen ist. Was hier gegenüber dem Original fehlt, ist dieses auf gewisse Weise Verschlagene, die deutlich alkoholgeschwängerte Aura des Sängers, der vor Geilheit fast nicht mehr an sich halten kann, während er auf dem Weg zum heißesten Bordell im ganzen Umkreis ist.
Aber gut, Original-Versionen zu toppen, ist auch nicht immer die leichteste aller Aufgaben. Apropos, was Phil Gammage aber richtig gut hinkriegt, ist seine Version von "Baby, Let Me Follow You Down", selbst wenn seine Version langsamer und nicht ganz so prall gefüllt mit Adrenalin ist, wie die von Bob Dylan und The Band auf deren Abschlusskonzert "The Last Waltz". Aber Gammage zieht das Pferd auch völlig anders auf und das funktioniert ebenfalls bestens. Definitiv eines der stärksten Stücke auf "Adventures In Bluesland" und ein klarer Anspieltipp!
Apropos Anspieltipps, da fallen auf jeden Fall auch noch "Kills Me When You're Gone", "In The Pines" (mit Wildwest-Harmonika), "See How We Roll" und "Hanging On To You" drunter. Phil Gammage sollte man sich anhören. Das ist kein purer Blues, das ist kein purer Blues Rock, das ist vielmehr die Musik eines Mannes, der offensichtlich ganz stark in der Musik der fünfziger Jahre verwurzelt ist. So sehr, dass sie "Adventures In Bluesland" doch eindeutig bestimmt, selbstverständlich aber mit qualitativ hochwertigem Sound versehen.
Line-up:
Phil Gammage (guitars, harmonica, lead vocals)
Don Fiorino (lap steel, banjo)
Richard Demler (bass)
Kevin Tooley (drums & percussion)
Joe Nieves (background vocals)
Tracklist |
01:Trying To Get To You
02:What Tomorrow Brings
03:Ain't That Something
04:Lay Me Down Low
05:In The Pines
06:Help Me
07:La Grange
08:Kills Me When You're Gone
09:Hanging On To You
10:Wayfaring Stranger
11:See How We Roll
12:Baby, Let Me Follow You Down
13:Big Daddy Reefer
|
|
Externe Links:
|