The Steve Grimm Band / History Of A Bad Boy
History Of A Bad Boy Spielzeit: 75:21
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2009 (1989 - 1995)
Stil: Hard Rock, AOR


Review vom 30.12.2009


Markus Kerren
The Steve Grimm Band gab es eigentlich nur sechs Jahre lang, nämlich von 1989 bis 1995. Die Spuren des Namensgebers kann man allerdings noch viel weiter zurück verfolgen, veröffentlichte er doch bereits im Jahr 1976 das erste Album mit seiner Band Bad Boy, von denen bis 1986 insgesamt fünf Longplayer auf die Freunde des AOR losgelassen wurden. Direkt im Anschluss startete er dann sein Soloprojekt, dessen vollständiges Werk von 21 Tracks (damals auf zwei EPs und ein Album verteilt) uns nun digital remastert noch einmal zugänglich gemacht werden. Ein gefundenes Fressen also für alle Hard Rock- und AOR-Fans? Naja, für die hart gesottenen vielleicht schon…
Der Protagonist selbst agierte hier sowohl als Gitarrist wie auch als hauptamtlicher Sänger. Über die weiteren Musiker wird sich ausgeschwiegen. Möglicherweise auch aus gutem Grund, denn speziell die beiden EPs klingen zeitweise schon sehr verdächtig nach Drum-Computer. Und bleiben wir doch erst mal bei diesen beiden Veröffentlichungen, die die ersten elf Songs der hier vorliegenden Scheibe ausmachen. Zu vermelden gibt es durchaus passables Songwriting, sehr melodische Gitarrenarbeit und einen Sound, der schon ganz dick in Richtung Radio schielt. Genau der ist aber auch die größte Schwachstelle dieser Aufnahmen, die selbst in der hier remasterten Form noch sehr dünn klingen, fast als könnte sie die nächste Windbrise total aus den Latschen hauen.
Das Schlagzeug ist deutlich zu weit in den Vordergrund gemixt und Grimm kann auch mit seinem, zugegebenermaßen sehr melodischen Gesang nicht das Ruder rumreißen. Die Gitarrenarbeit ist okay, selbst wenn der gute Steve auch hier nicht in der ersten Liga anzusiedeln ist. Die Debüt-EP "Prisoner Of Passion" (1989) kann auch der Nachfolger "Turn The Key" (1992) nicht toppen, da sich auch dieser Rundling fast genau so anhört, wie das Erstlingswerk. Der Sound bleibt weiterhin schwach auf der Brust, das Songwriting und die Performance sind darüber hinaus fast identisch und könnten, wüsste es man wegen der Fakten nicht besser, aus denselben Sessions stammen.
Einen riesengroßen Schritt auf die Plusseite machte dann das erste, und auch schon letzte Album der Steve Grimm Band, "Heaven's In Your Heart" (1995). Vor allen Dingen war der Sound hier insgesamt doch sehr stark verbessert worden, sodass man nicht mehr unbedingt das Gefühl hat, alleine mit den Drums in einer riesengroßen Fabrikhalle mit Blechwänden zu stehen und sich vom Hall fast die Trommelfelle einschlagen lassen zu müssen. Das Songwriting war ja auch bei den EPs schon sehr ansprechend und kann auch hier wieder gefallen, wenn man auf Truppen wie z.B. Cheap Trick, REO Speedwagon oder etwa Styx steht.
Die Drums sind nicht mehr ganz so weit im Vordergrund und die Gitarre kommt wesentlich dominanter daher. Von dem her handelt es sich bei den Titeln 12 bis 21 auch um die stärksten des Gesamtwerkes der Steve Grimm Band. Vor seinen Solojahren war Grimm mit Bad Boy unter anderem sogar mit Größen wie AC/DC, Alice Cooper oder Fleetwood Mac unterwegs, sodass ich mal davon ausgehe, dass die Musik seiner ersten Band nicht nur erdiger, sondern auch etwas gehaltvoller war. Mit der Steve Grimm Band wollte der Protagonist ganz offensichtlich den großen Sprung ins Radio und MTV wagen, was - heute wissen wir das - leider nicht gelang.
Heutzutage ist Steve wieder mit Bad Boy unterwegs, dazu mit einer weiteren Band, die sich auf Coverversionen spezialisiert hat. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Songs der Steve Grimm Band haben schon ein gewisses Potenzial und gehen von der Melodik schön ins Ohr, aber vor allem der Sound hört sich furchtbar veraltet an und auch der Zahn der Zeit hat ihm nicht gut getan. Dass es auch anders gehen kann, haben ähnlich gelagerte Bands wie etwa Journey, Foreigner u.v.a. bewiesen. Sicherlich spielt bei einer Produktion auch das Budget immer eine Rolle, was aber nichts daran ändert, dass selbst diese remasterte Auflage aller Steve Grimm Band-Songs statt abzuheben, gerade mal mit einem angehobenen Bein kläglich auf der Erdoberfläche verbleibt.
Für diese CD spricht, dass sie mit einer Laufzeit von über 75 Minuten jede Menge Material fürs Geld bietet. Ansonsten nur für die beinharten Fans dieses Genres, die wirklich alles davon im Schrank haben müssen.
Tracklist
01:Too Cool
02:She's Ready
03:Wounded Heart
04:Hurt So Much
05:Teaser
06:Ready To Rock
07:Prisoner Of Passion
08:Turn The Key
09:Look Of Temptation
10:New Kinda Woman
11:Vacant Eyes
12:Be Somebody
13:Running Out Of Tomorrows
14:How Many Times
15:Change Of Heart
16:Heaven's In Your Heart
17:She Said Goodbye
18:Take Me
19:Flames
20:Edge Of The Night
21:You Can Believe
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