Timo Gross / Landmarks
Landmarks Spielzeit: 50:07
Medium: CD
Label: Fuego, 2013
Stil: Blues Rock


Review vom 30.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Irgendwann bezieht ein Künstler mit einem Album Stellung zu seinen Einflüssen/Wurzeln. Timo Gross stellt diese in insgesamt elf Songs dar. Mag sein, dass es da noch mehr Bezüge zur Vergangenheit gibt. Auf der richtungweisend betitelten Platte "Landmarks" machen wir Bekanntschaft mit Liedern wie "Driftin' Blues", das »turned a teenager into a blues man« oder Nummern aus dem Southern Rock-Genre. Allerdings geht es auf der Zeitleiste des pfälzischen Bluesmusikers auch in Phasen, zu denen Songs wie "Word Up" (1986) von Cameo oder "Alphabet Street" (1988) aus der Feder von Prince gehören
Ohne auch nur einen Ton der Scheibe gehört zu haben, war die Überraschung über den Eröffnungssong doch verdammt groß. Timo Gross mag Matt Johnson aka The The und dann zitiert er auch noch genau den Titelsong des Albums Infected, das seinerzeit als Regalgriff rezensiert wurde. Hammer! Man kann sich bildlich vorstellen, dass es nur um gefühlte Bruchteile von Sekunden ging, bis diese Nummer aus den Lautsprechern kam und mich innerhalb der knapp vier Minuten Spielzeit aus den Socken haute. Den roten Faden des Tracks hat Timo Gross ihm gelassen, aber was er an Eigenständigkeit infiltriert, infiziert im wahrsten Sinn des Wortes. Der Protagonist ist durch und durch ein Mann des Blues und überzieht schon den Opener mit seiner eigenen Aussagekraft. So geht nicht nur für alle, die den Song im Original kennen, schon ganz am Anfang ein ganz besonderer Stern auf.
Gleiches gilt auch für alle anderen Tracks. Den Nummern wird ihre Authentizität belassen und eine individuell geprägte Seele eingehaucht. Timo Gross erweist sich als eine wahrer Interpretations-Meister, denn trotz elf Fremdkompositionen hat "Landmarks" eine einhundert Prozent-Identität des Pfälzers. Wohl ungewollt wird seine Version von J.J. Cales "I'll Make Love To You Anytime" zu einer Verneigung des mittlerweile verstorbenen Künstlers.
Eigenwillig spielt sich der Musiker durch seine Vergangenheit und man darf mit Fug und Recht behaupten, dass seine Lesungen die Frische eines gerade gepflückten Apfels haben. Seine Band ist richtig gut aufgelegt und den jungen Gitarristen Manuel Bastian darf man wohl als eine Entdeckung bezeichnen. Bei den Southern-Nummern von Atlanta Rhythm Section oder besonders in Willie Cobbs Nummer "You Don't Love Me", bestens bekannt von den Allman Brothers, spielt er eine echt tolle, twinige Gitarre zusammen mit Timo Gross.
Weil sich der Musiker die Fremdkomposition zu Maßanzügen seines Gitarrenspiels und Gesangs schneidert, darf man zum Beispiel bei den bereits erwähnten "Word Up" oder "Alphabet Street" auf keinen Fall die Nase rümpfen. Man wird geradezu überrascht sein, was aus diesen Tracks noch herauszuholen ist.
Auf dem Album entlässt uns Timo Gross mit einem Schmankerl. Beim James Taylor-Titel "Sweet Baby James" begleitet er seinen einfühlsamen Gesang auf der akustischen Gitarre und sorgt so für einen durchaus ruhigen Abschluss. Die flotte Action fand vorher statt. So zum Beispiel in "I Thank You", einer Sam & Dave-Komposition, die er hier allerdings auf ZZ Top und deren Rockpalast-Auftritt bezieht. Auch das Hothouse Flowers-Stück "Be Good" ist eine Klasse für sich. Timo Gross schreibt, dass es »a tune that drove me to tears in the 90's« war. Logisch, es gibt wohl bei jedem Musikfan Lieder, die einem in ganz besonderer Erinnerung geblieben sind. Ganz gleich ob mit positiven oder eher negativen Ereignissen verbunden. So wird auch Marc Cohns "Walk Through The World" zu einem wunderschönen Genuss mit zartem Schmelz.
Timo Gross spielt mit dem Bassisten Chris Gajny sowie Franz Eichberger (Schlagzeug) zusammen. Die beiden Musiker bilden eine tighte Rhythmusabteilung. Der Hammond-Mann Markus Lauer ist fantastisch und musikalisch immer an der Seite des Frontmanns. Alleine schon die Wurzeln der elf Songs verdeutlichen, wie weit Timo Gross' Original-Grenzsteine voneinander entfernt sind. Allerdings offenbart "Landmarks" die ganz persönliche Handschrift des Musikers, so deutlich in Stein gemeißelt, dass man sich dieses Album immer wieder gerne anhört. Von Ende September bis kurz vor Weihnachten 2013 ist Timo Gross in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz unterwegs. Mit "Landmarks" im Gepäck wird er bestimmt für tolle Konzerte sorgen.
Line-up:
Timo Gross (guitar, vocals)
Franz Eichberger (drums)
Chris Gajny (bass)
Manuel Bastian (guitar, vocals)
Markus Lauer (Hammond)
Tracklist
01:Infected [Matt Johnson] (3:57)
02:Homesick [Buddy Buie/J.R. Cobb] (3:54)
03:You Don't Love Me [Willie Cobb] (5:41)
04:Walk Through The World [Marc Cohn/John Leventhal] (4:19)
05:Driftin' Blues [C. Brown/J. Moore/E. Williams] (5:20)
06:I'll Make Love To You Anytime [J.J. Cale] (4:32)
07:Word Up [Larry Blackmon/Tomi Jenkins] (3:43)
08:I Thank You [Isaac Hayes/David Porter] (4:16)
09:Be Good [Hothouse Flowers] (3:42)
10:Alphabet Street [Prince] (5:22)
11:Secret Baby James [James Taylor] (5:21)
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