Wem der Name Titus Tommy Gunn auf den ersten Blick nichts sagt, dem wird wohl zumindest der Name Acid Drinkers irgendwann und irgendwo schon einmal über den Weg gelaufen sein. Diese polnische Truppe, bei der er seit 1986 den Bass schwingt und singt, hat sich in ihrer Heimat mittlerweile Legenden-Status erspielt und wurde auch für ihr letztes Album "Verses Of Steel" (2008) mit Ehrungen überhäuft. Kurze Zeit später wollte es Titus auch mal als Solo-Künstler versuchen und schloss mit dem polnischen Label Mystic Production einen Vertrag über drei Alben ab. Und die erste dieser Scheiben, "La Peneratica Svavolya", wird in diesen Tagen an die Plattenhändler eures Vertrauens ausgeliefert.
Eigentlich schreit es hier an allen Ecken und Enden nach Motörhead, bzw. deren Frontmann (und ebenso lebende Legende) Lemmy Kilmister. Das fängt beim Songwriting an, zieht sich durch das - zugegebnermaßen ziemlich fette - Bassspiel und führt schließlich sogar soweit, dass sich der Gitarrist der Band ebenfalls Lemmy nennt. Der Meister selbst hat es sich nicht nehmen lassen, sein Debüt auch selbst zu produzieren, abzumischen und zu mastern. Ein Alleingang, bei dem immer die Gefahr in der Luft liegt, dass man irgendwann vor lauter Bäumen keinen Wald mehr sieht. Aber erstmal sehen bzw. hören, was uns das Trio so zu bieten hat.
Überraschender Weise eröffnet eine Maultrommel den Opener "The Bitch Is (Still) Dead", bevor die Band loslegt. Das ist mittelschneller Heavy Rock mit einem spritzigen Gitarrensolo, rotzigem Gesang und einem Bass versehen, der alle Stilistiken des Kollegen Kilmister nachahmt. Aus demselben Lager kommt auch "Varan's 10" und man beginnt sich zu fragen, ob Titus Tommy Gunn hier eine ganz offene Huldigung an Lemmy veröffentlichen wollte, oder ob er doch nur so begeistert von den Motörköpfen ist, dass er eben in genau die gleiche Kerbe schlagen will. Davon abgesehen ist das schon sehr cool gemacht und die Band 'rumpelt' mit viel Power durch die Tracks.
Ein gutes Stück eigenständiger wird es dann bei "The Awakening", da die Bezüge und Einflüsse hier nicht mehr ganz so deutlich sind und auch das Songwriting etwas origineller klingt. Da geht alles schön geradeaus und zielt genau auf die Zwölf. Der Bass und das Schlagzeug heizen den Hochofen ordentlich an, der Gesang kommt richtig schön prollig und die zeitweise explosive Gitarre kann auch mal ganz anders (wir sind immer noch beim gleichen Song) und zeigt, dass der gute, ähm, Lemmy, auch viel Feeling in den Fingern hat. Mit dem 'Narbenarsch' ("Scarass") geht es dann aber recht schnell ins gewohnte Terrain zurück. Was dem Trio die Originalität immerhin noch einigermaßen erhält, ist Titus' Gesang und der etwas ungewöhnliche Stil des Mannes an den sechs Saiten.
Richtig cool kommt dann "Grand+Snow+Gorilla", das mit einem starken Bass-Riff und einer guten Gesangsmelodie beginnt, bevor dann nach einer knappen Minute das Gaspedal wieder durchgedrückt wird. In dem guten Arrangement wird am Ende erneut auf das Anfangsthema zurückgegangen, was Abwechslung bringt und diese Nummer zu einer der besten des Albums macht. Auch "Vein Calls: Eat!" gefällt durch ein abwechslungsreicheres Arrangement, während "One Scotch Please" wieder mit dem Dampfhammer auf den Schädel pocht. Klasse sind hier allerdings Lemmys Licks zwischen den Strophen.
Und nachdem sich "The Singer" und "Big Brutal Swings" nahtlos ins das Albumkonzept einfügen, ist es schließlich der letzte Track des Albums, "As Long As You", der den Hit der Scheibe und gleichzeitig auch besten Song darstellt. Ein schwerfälliges, stark am Rock orientiertes Riff findet seinen Weg durch die Boxen und wenn sich die Strophen noch relativ unspektakulär dahin ziehen, kann Titus im Refrain mit einer richtig geilen Gesangsmelodie punkten, die sich sehr schnell im Kurzzeitgedächtnis fest setzt. Ein starker Abschluss eines Debüts, das die Meinungen in der Heavy-Gemeinde sicherlich spalten wird.
Als Fazit bleibt also festzuhalten, dass Titus Tommy Gunns Solo-Debüt extrem Motörhead-, bzw.Lemmy-beeinflusst daherkommt, aber in Ansätzen durchaus auch eine eigene Note setzen kann. Gut gespielter Heavy Rock, der die Welt nicht aus den Angeln heben wird, aber durchaus Spaß machen kann. Ich bin gespannt, ob Gunn bei seinen nächsten Solo-Ausflügen an diesem Konzept festhält, oder dann lieber mehr auf Eigenständigkeit setzt. Absolut Party-tauglich ist die Scheibe und von dem her auch durchaus Wert, zumindest mal angetestet zu werden.
Line-up
Titus Tommy Gunn (bass, vocals)
Lemmy (guitars, background vocals)
Viking (drums)
Tracklist |
01:The Bitch Is (Still) Dead
02:Varan's 10
03:The Awakening
04:Scarass
05:Grand+Snow+Gorilla
06:Vein Calls: Eat!
07:One Scotch Please
08:The Singer
09:Big Brutal Swings
10:As Long As You
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