Beth Hart / 37 Days
37 Days Spielzeit: 74:56
Medium: CD
Label: eastZone Music, 2008
Stil: Rock

Review vom 21.10.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Respekt!
Tatsächlich hat es nur 37 Tage gebraucht, um vorliegendes Album im Kasten zu haben. Nicht nur, was die Aufnahmen angeht, sondern bis hin zum abschließenden Mixing.
Obendrein wurde "37 Days" live im Center Staging in Burbanks eingespielt. Ergänzend kamen wenige »Additional Recordings« aus Kopenhagen dazu und "At The Bottom" wurde gar in Bryan Golders Wohnzimmer für die Nachwelt konserviert.
Ihre erste Veröffentlichung geht zurück in das Jahr 1996 ("Immortal") und daneben ist ihre CD/DVD aus dem Jahr 2005 wohl als ein absolutes Highlight zu betrachten. Nicht etwa in Amerika aufgenommen, stammt der Mitschnitt von einem Auftritt im angesagten Amsterdamer Club Paradiso. Die Reaktionen auf dieses Album braucht man nur mit einem Wort zu umschreiben: Begeisterung.
Live ist die Frau ein Hammer und so ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass "37 Days" auch ein Live-Album ist, nur ohne Publikum.
Es hat schon Seltenheitswert, dass eine Pianistin und Sängerin den Hörer vom Startschuss an so richtig nach Strich und Faden fesseln kann. Sie lässt es heftig rocken und hat herzzerreißende Klavier-Balladen im Programm. Darüber hinaus verfügt sie über eine Band, die eine gewisse Seelenverwandtschaft mit der Protagonistin haben muss, denn anders kann man die in jeder Note spürbare Ganzheit des Albums nicht beschreiben.
Hart mit Janis Joplin zu vergleichen, kommt nicht von ungefähr, denn die junge Frau hat die gesamte Bandbreite des Gefühlsspektrums in ihren Stimmbändern. Es ist eine wahre Wonne ihr zuzuhören und über die Texte dokumentiert sie persönliche Begebenheiten, politische Statements über die Bush-Regierung und sogar das Thema Selbstmord wird behandelt.
Zum Nach- oder Mitlesen sind die Lyrics im sehr schön gestalteten Booklet abgedruckt.
Besonderen Gefallen findet man bestimmt an den zahlreichen Fotos, die die Aufnahme-Sessions dokumentieren. Die Bilder reflektieren die tolle Stimmung im Studio und sind folglich auch ein visueller Beleg für die starke Musik, die die CD bis fast zum Anschlag füllt.
Verglichen mit ihrem Erstling singt die Amerikanerin um einige Einheiten besser. Die Stimme klingt ausdrucksstärker und sie lässt auch viel mehr Gefühle zu. Beth Hart war ganz tief im Sumpf der Exzesse und kann sich mit dem heilenden Abstand der Zeit einen ergreifenden Song wie "At The Bottom" erlauben und abliefern. Nur sie und ihr Piano… Authentizität und Gänsehaut pur ist garantiert. Mit einem ganz simplen Mittel wird Aufmerksamkeit erzeugt: "Crashing Down" endet in einer zirka dreißigsekündigen Pause und wenn man nicht einfach nur nebenbei hört, hat diese Stille Aufforderungscharakter. Setz dich hin und höre zu! Das macht man bei der Hart natürlich gerne und auch bei einem so tiefschürfenden Song, wie "At The Bottom".
Schließlich gibt es dann noch drei weitere Bonus-Songs aus der früheren Hart-Schaffensphase. Diese Titel können ja nur für sich stehen und sollten keine Rückschlüsse auf die Auslage der Alben sein, von denen sie stammen. Festhalten kann man allerdings, dass die Stimme der Protagonistin noch nicht über diese ultimative Überzeugungskraft verfügt und die drei Retro-Songs auch die "37 Days"-Schärfe vermissen lassen. Das liegt allerdings an der Auswahl der Tracks für den Bonus-Bereich des vorliegenden Albums.
Rune Westberg sollte noch Erwähnung finden, war er nicht nur für zwei Songs mit seiner Gitarre zur Stelle. Er hat den Live-Sound des Studios mit viel Fingerspitzengefühl in unsere vier Wände transferiert.
Das Klavier ist ja Harts Instrument und da gilt es natürlich, auch ein besonderes Augenmerk auf den Gitarristen zu werfen. Mit Jon Nichols hat sie einen ganz vorzüglichen Musiker in ihren Reihen. Der Mann verblüfft den Hörer ein ums andere Mal. Er kann es riffig krachen lassen oder die Töne, besonderes in den ruhigeren Parts der CD wie hingesprenkelte Farbtupfer erklingen lassen. Mit dem Einsatz von Effekten geht er relativ sparsam um und wenn, dann wird das Wah Wah-Pedal häufiger bedient.
Die Rhythmus-Fraktion mit dem Bassisten Tom Lilly und Todd Wolf am Schlagzeug ist prächtig besetzt. Wie schon geschrieben: Die Musiker bilden eine ungeheuer gute musikalische Symbiose, die einfach, auch beim mehrmaligen Hören der Platte spürbar ist.
Walter Thompsons Hammond bereichert den Sound sehr gut, ob durch einen Klangteppich oder auch mal mehr im Vordergrund stehend.
Man hat auch ein gutes Händchen bei der Abfolge der Songs bewiesen. Der Wechsel zwischen rockigen und balladesken Songs ist toll gewählt und da hat man doch glatt mit "Soulshine" auch ein gut interpretiertes Warren Haynes-Stück in der Tracklist.
Aus der Abteilung Abgeh-Nummern empfehle ich "Good As It Gets" sowie "Sick". In der ruhigeren Fraktion strahlen "Easy", natürlich das bereits erwähnte "At The Bottom" und die Power-Ballade "Crashing Down".
Beth Hart legt mit dem Album "37 Days" eine spannende CD vor und diese kann ohne Wenn und Aber als Kaufhinweis an unsere Leser weiterempfohlen werden.
Wie aus ihren Tourterminen hervor geht, macht sie im Januar 2009 Station in den Niederlanden.
Line-up:
Beth Hart (lead vocals, backing vocals, piano, pump organ)
Tom Lilly (bass)
Jon Nichols (guitar, mandolin, backing vocals)
Todd Wolf (drums, percussion)
Rune Westberg (acoustic guitar - #8, electric guitar - #5, tambourine, shaker)
Walter Thompson (Hammond B3)
Scott Guetzkow (cow bell - #5)
Tracklist
01:Good As It Gets (3:54)
02:Jealousy (4:24)
03:Beautiful Child (3:55)
04:One-Eyed Chicken (4:51)
05:Sick (4:37)
06:Face Forward Son (2:42)
07:Soulshine (4:29)
08:Forever Young (4:09)
09:Easy (6:03)
10:Heaven Look Down (3:20)
11:Missing You (4:31)
12:Waterfalls (3:51)
13:Crashing Down (5:58)
14:At The Bottom (4:53)

Special Bonus Tracks:
15:L.A. Song (4:07)
16:Learing To Live (4:14)
17:Leave The Light On (4:02)
Externe Links: