"Bang Bang Boom Boom" ... klingt vom Titel her, als würde hier die Post abgehen. Die Amerikanerin Beth Hart belehrt uns, zumindest, was zunächst einmal den Opener "Baddest Blues" betrifft, eines Besseren. Dieser Track hat durchaus laute, dynamische Phasen, ist aber in sich eine waschechte Ballade, die von Piano und Harts fantastischer Stimme geprägt ist. Wer den Gesang der Frau kennt, weiß, was gemeint ist.
Vielleicht liegt es ja an der Kollaboration mit Joe Bonamassa auf Don't Explain, dass die Protagonistin ihren musikalischen Horizont erweitert. Beth Hart setzt verstärkt auf Soul, R&B, Gospel und Jazz. Ja, kaum zu glauben, aber auch in letztgenanntem Genre ist sie mit Überzeugung zuhause.
Nicht nur einmal durchziehen tolle Pianoklänge die insgesamt elf Tracks, die von Kevin Shirley ( Black Crowes, Black Country Communion, Joe Bonamassa, John Hiatt, Iron Maiden, Joe Satriani und andere) produziert wurden. Sie greift nach den Sternen, die zum Beispiel Aretha Franklin oder Bettye LaVette heißen. Beth Harts Stimme ist ihr an erster Stelle stehendes Markenzeichen. Sie singt ehrlich, authentisch und, wenn erforderlich, mit jeder Menge Power.
Mit "Caught Out In The Rain" setzt sie ihren balladesken Stücken eine Krone auf. Hier dienen herrlich-sphärische Keyboardsounds als Einleitung und die Gitarren sorgen mit markanten Riffs für mächtige Aufmerksamkeit. Das ruhige Stück ist als Kontrast zu so mancher Rocknummer eine der intensivsten Kompositionen des Albums. Die feinen Backing Vocals bereichern den Track ungemein. Mit über sieben Minuten gibt es für den Hörer hier Emotionen in der Klarheit eines Gebirgsbaches. Beth Hart steht hinter ihrem Text und das Gitarrensolo ist mitten aus dem Leben des Blues gegriffen. Am Ende haucht sie die Worte nur noch ins Mikrofon.
Ah, das ist es wieder, das Piano! In "Thru The Window Of My Mind" widmet sie sich nicht zum ersten Mal mit Erfolg dem Soul. Das Stück hat gleichzeitig Groove, Charme und Dramatik. Mit passenden Keyboardklängen setzt die Künstlerin in "With You Everyday" noch einen oben drauf. Hier ist sie in allen Belangen ganz dicht an den großen Sängerinnen des Soul-Genres dran. Mit dieser Nummer setzt sie mehr als nur ein Ausrufezeichen in die Welt.
Wow, jetzt kommen sehr echt klingende Bläser zum Einsatz und es wird feurig. Die Hochzeit des Motown-Labels lässt freundlich grüßen. Das Stück kommt sehr kompakt, ungemein intensiv daher und aktiviert mit einem herrlich-rhythmischen Teil die Fußwippe. Dann nimmt man Tempo auf und es entwickelt sich eine großformatige Endphase. Hammer!
Wieder Bläser, allerdings in einer anderen Rolle. In "Swing My Thing Back Around" serviert man uns durchgehendes Big Band-Feeling. Da stellt man sich Beth Hart auf der großen Bühne eines Theaters mit einem zwanzigköpfigen Jazzorchester vor. Sie ist mit einem feinen, glitzernden Abendkleid bekleidet und sitzt ziemlich alleine am Piano. Mit einem solchen Lied hätte man nun nicht unbedingt rechnen können.
Eine weitere Wendung findet in "The Ugliest House On The Block" statt. Wie ein leuchtender Punkt in der Dunkelheit rhythmisiert die Band nun mit sanft-schwingender Reggae-Auslage. Eine akustische Gitarre macht sich hier und da im bunten Treiben bemerkbar. Mittendrin wechselt die Combo fast unmerklich in eine rockige Seitengasse.
Der Rausschmeißer "Everything Must Change" ist eine weitere ruhige Nummer, die symptomatisch für das Album ist. Die rockige Seite einer Beth Hart wird etwas beiseite geschoben und trotzdem überzeugt sie. "Bang Bang Boom Boom" kann empfohlen werden.
Tracklist |
01:Baddest Blues (4:49)
02:Bang Bang Boom Boom (3:35)
03:Better Man (3:48)
04:Caught Out In The Rain (7:13)
05:Thru The Window Of My Mind (4:22)
06:With You Everyday (3:03)
07:Spirit Of Gold (4:51)
08:Swing My Thing Back Around (3:37)
09:There In Your Heart (4:32)
10:The Ugliest House On The Block (5:13)
11:Everything Must Change (3:48)
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