Brian Howe ist einer dieser typischen Sänger, an denen sich die (Musik-) Geister scheiden. Die
Paul Rodgers-verwöhnten
Bad Company-Hardliner hätten ihm nach dem ersten Album unter seiner Vokalbeteiligung vermutlich lebenslanges Musikverbot mit anschließender (Gesangs-) Sicherheitsverwahrung gewünscht, andere empfanden den Richtungswechsel unter
Howe angesichts der übermäßigen
Rodgers-Hinterlassenschaft als konsequent und richtig, vor allem zum damaligen, aufkommenden eher kommerziell orientierten Mainstream-Trend absolut passend.
Ich zählte zur zweiten Sorte, mochte seinen Gesang von Anfang an und habe mir auch weiterhin alle Scheiben der Band zugelegt, auch wenn ich
Howe letztendlich für die potentielle Nachfolge des bei
Foreigner ausgeschiedenen
Lou Gramm aufgrund der frappierenden Stimmähnlichkeiten als viel prädestinierter gehalten habe. Aber wie dem auch sei, die Geschichte (auch wenn sie einen dann doch immer wieder einholt) lässt sich nicht mehr zurückdrehen,
Bad Company mit
Brian Howe als Frontmann ist eh Schnee von gestern.
2003 wurde
Brian Howes erstes Soloalbum (von 1997 "Tangled In Blue") mit dem Titel "Touch" in Europa wiederveröffentlicht, das ich mir seiner Zeit auch zulegte und als wunderschönes, melodisches Pop-Rock-Album charakterisieren würde. Ein Nachfolgewerk war eigentlich schon seit einigen Jahren anberaumt und auch recht lange als Veröffentlichung proklamiert, doch irgendwie passierte dann nichts mehr. Um so überraschter war ich, als jetzt der Nachfolger des auch ehemaligen
Ted Nugent-Sängers (1983 auf dem Album "Penetrator") unter der Fahne des von mir sehr geschätzten Frontiers-Labels umgesetzt wurde, das ja eigentlich hauptsächlich Melodic Rock-Interpreten featured.
So wird
Brian Howes neues Album "Circus Bar" (von einem intensiven Bar-Aufenthalt in einem Guatemala-Urlaub inspiriert), selbstbewusst und passend eröffnet mit dem gitarrenlastigen "I'm Back", zwar ein sehr melodisches Werk geworden, hat aber mit dem modernen Melodic Rock recht wenig zu tun. Es ist eher eine Weiterführung, bzw. ein modernes Update seiner 2003 begonnenen Solo-Karriere und befindet jetzt (auch angesichts seiner mittlerweile erarbeiteten Reputation) mehr in den Gefilden des Classic Rocks.
Geboten wird ein bunter Mix aus etwas flotteren Nummern wie "There's This Girl" (dezentes
38 Special-Flair, rockiges E-Solo), "Could Have Been You" (eigenwilliger Mix: Reggae-Note in den Strophen, Refrain und Solo-Passagen schon fast Southern), das peppige (mit
Pat Travers-Beteiligung) "My Town" (wummernde Orgel, kreischendes E-Solo) oder das an
AC/DC angelehnte "If You Want Trouble" (klingt sehr verdächtig nach "If You Want Blood - You've Got It") und recht angenehmen Power-Balladen ("Surrounded", "How It Could Have Been", "Feels Like I'm Coming Home", "Feelings") fein instrumentiert und auf
Howes markantes Stimmorgan perfekt zugeschnitten. Na ja, und dann kommt das doch mit der Geschichte.
Brian hat hier zwei Nummern aus der
Bad Company-Ära (allerdings schon unter seiner Beteiligung) neu eingespielt.
Zum einen den einstigen Nummer 1-Hit von 1992 "How 'Bout That" (von "Here Comes Trouble"), der mir recht nah am Bad Co.-Original gehalten zu sein scheint, zum anderen das Titelstück "Holy Water", das jetzt in einer grandiosen Pianoversion (voller Atmosphäre, dazu kommen noch eine sparsame Akustikgitarre und ganz dezente Streichereinlagen) serviert wird, die in dieser Art unweigerlich Reminiszenzen an den Foreigner-Welthit "I Want To Know What Love Is" aufkommen lässt und trotz des integrierten Weichspülfaktors (das Original von 1990 ist ja recht rockig) als absolut fantastisch gelungen zu bezeichnen ist. Hach, ist das schön! Der Song ist aus meiner Sicht allein den Kauf der CD Wert.