Bugs Henderson / Electric Snow "The Best Of"
Electric Snow 'The Best Of'
Die Bugs Henderson Werkschau ist angesagt. Endlich erhalten alle einen sachkundiges Exzerpt in drei Abteilungen.
Didaktisch pfiffig überlegt und durch die CDs "Vocals", "Instrumentals" und "Bonus Disc" vom Feinsten umgesetzt.
"Electric Snow" umfasst eine Zeitspanne von 1978 bis 2004. In Alben ausgedrückt: Von dem Knaller At Last bis zu seinem letzten Studio-Album "Stormy Love".
Die 3-fach CD wurde von Peter Harenberg digital gemastert, was zur Folge hat, dass alles in perfektem Klang genossen werden kann.
Bugs Red Guitar Henderson setzt gewisse Schwerpunkte bei der Songwahl. Wir finden auf den beiden ersten CDs sechs Nummern vom "Daredevils Of The Red Guitar"-Album aus 1994. Folglich wird fast die Hälfte dieser Vorzeige-Disc auf "Elecrtic Snow" zitiert und weitere zwei unveröffentlichte Aufnahmen aus den "Daredevils"-Sessions.
Und diese 'red guitar' spielte er auch heute noch auf seinen Konzerten (s. Foto aus 2004).
"Love Somebody" eröffnet den Reigen der "Daredevils…" Outtakes: Bugs Henderson slidet sich durch eine entspannte Eigenkomposition, die meinen Zeigefinger schon mal in Richtung Repeat-Taste wandern lässt.
Keyboards gepaart mit Hendersons-Gitarrenläufen machen das slowbluesige "Sweet And Mean" zu einem Hörgenuss.
Richtig zupackend sind dann die Instrumental-Knüller von "Daredevils…", allen voran Duane Eddy's "Rebel Rouser", dicht gefolgt vom relaxten "Airplay", das mit verschiedenen Radiostimmen, die die (damals) neue CD ankündigen, beginnt. Er lässt seine Gitarre mal clean, mal in sehr unterschiedlichen Sounds singen, wobei er zwischen den Soli immer wieder zum Thema zurückkehrt.
Bugs Henderson ehrt Link Ray mit "Raw-Hide". Ein Rock & Roller par excellence.
Hey, it's Swing time. Ja auch das gelingt ihm vorzüglich. Gespickt mit einem feinen Basssolo wandelt Henderson ebenfalls gekonnt auf diesem Pfad.
Dann sind wir auf der "Electric Snow" bei der "Bonus Disc" angekommen und hören "Lie, Beg, Borrow and Steal". Ein Stück, das nicht den Weg auf "Daredevils…" fand.
"Brandon's Song", der sehr wohl auf dem Album ist, wird auch als unveröffentlichter Track sozusagen in der Keyboard Version geboten. Da die Gitarre fast schon Southern-Rock Nähe hat, ein Exot auf dem Silberling.
Ronnie 'Mouse' Weiss singt "Maid Of Sugar-Maid Of Spice", das ein echter Up-Tempo Rocker ist. Mit Recht hat diese Nummer 9 Jahre später auf "Stormy Love" einen Platz gefunden, aber in einer völlig anderen, richtig bluesigen Fassung. Auf seiner Tour im November 2004 war der Track dann auch noch live zu bewundern.
"Honest I Do" vom "At Last"-Album steht am Anfang der weit über 3-stündigen Retrospektive. Dieses auf CD gebannte Konzert ist ja ein Klassiker des Texas-Blues und mit dem Opener hat "Electric Snow" bereits ihren ersten Farbtupfer.
Bugs Henderson mit Hornsection? Ungewöhnlich und gleichzeitig abwechslungsreich. Genauso wie einer der Henderson Signature-Tunes "Rocket In My Pocket" vom "American Music"-Album aus dem Jahr 1988. In dem Live-12-Takter mit Keyboards wird deutlich, dass Henderson während der Songs auch gerne Geschichten erzählt.
Bugs Henderson & The Shuffle Kings sind natürlich auch eine Live-Band.
Die Auswahl der Tracks von den beiden herausragenden Konzert-Mitschnitten "Call Of The Wild" und "We're A Texas Band", beide im Bremer Meisenfrei aufgenommen, demonstrieren die Klasse der Band.
Henderson ist ein Meister im Interpretieren von Fremdwerken: "Got My Mojo Working" hat seinen echten Texas-Touch erhalten.
So auch sein eindrucksvolles "Ticket To Ride" von den Beatles. Da ist die Hölle los wenn Bugs mit seinem Solo das Publikum verzaubert.
Auf der "Instrumentals" dann noch "Pleasure Tent Of The Porno Duck" und Freddy Kings "Hide Away".
Die Auszüge der beiden CDs führen dazu, dass, vorausgesetzt sie befinden sich noch nicht in der Sammlung, auf dem schnellsten Weg ergänzt werden sollten.
Vier Track widmet Bugs der "Henderson And Jones"-CD.
Erst durch diese Compilation wurde mir klar, dass Keith Jones schon seit über 10 Jahren der Bassist an seiner rechten Seite ist. "Texas Ballbuster", ein abrockendes Stück Musik mit vielen Tempiwechseln, einem Drumsolo von Sohnemann Buddy Henderson inbegriffen, halten das Hörvergnügen auf hohem Niveau.
Bugs Red Guitar Auf der "Bonus Disc" findet das "Henderson And Jones"-Spektakel mit "The Big Roar", "Crippled Gnat Bounce" und "Drug Store Blues" seinen Höhepunkt. Uhhhh, hat der "Drug Store Blues" einen Groove.
"Sen-Sa-Shun", Freddie King zum Zweiten: Gitarre pur mit einer straighten Rhythmusabteilung, die Drums mit viel High-Hats, einem Henserson, der sich vor Spielfreude fast überschlägt und Keith Jones liefert ein Solo der erstaunlichen Art ab. Nach dieser furiosen Nummer dann eine entspannte Memphis Slim-Huldigung mit "Rock Me Baby". Stellenweise entlockt der Gitarren-Maestro seinem Arbeitsgerät einerseits weinerlich anmutende Klänge andererseits sehr zurückhaltende, glasklare Töne. Ein Anzeichen dafür, dass Bugs Henderson auch ein Experte der leisen Töne ist.
Die 'Audio Liner Notes', schon Standard auf seinen Veröffentlichungen, fehlen natürlich auch hier nicht.
Sie sind mit fast 35 Minuten üppig ausgefallen. Jeder Song wird beschrieben, Besonderheiten werden zum Besten gegeben und Hintergründe dargelegt.
Dieses Mal sind sie in seinem Esszimmer im heimischen Haus in Texas aufgenommen. Es wurde dafür gesorgt, dass kein Telefon stört und die Hunde abgelenkt sind.
Seine Geschichten rund um die 36 Tracks sind mit entspannenden, ruhigen Gitarrensounds im Background unterlegt.
Seit der Einführung der 'Audio Liner Notes' freue ich mich jedes Mal auf sie.
Bei der Fülle an Songs und Spiel-Länge möchte ich mit meinem Resümee einen Gegenpol bieten:
Besser konnte ein Rückblick nicht ausfallen. Kritisches habe ich gesucht, wie die Stecknadel im Heuhaufen. Ohne Erfolg. Electric Snow bietet alles, was einen brillanten Sampler ausmacht.


Spielzeit: CD1: 73:19, CD 2: 68:33 CD 3: 77:44, Medium: CD, Taxim, 2006
CD-1 "Vocals": 1:Honest I Do (5:12) 2:She Feels Good (4:48) 3:Rocket In My Pocket (6:23) 4:Love Somebody (5:06) 5:Sweet And Mean (4:34) 6:Blue Casino (5:53) 7:Lucille (3:30) 8:Ain't Your Daddy's Business 9:Starvation Box (6:38) 10:Armadillo Shake (5:27) 11:Got My Mojo Working (8:53) 12:Look What You Can Do (4:27) 13:Ticket To Ride (4:27) 14:The Vent (4:02)

CD-2 "Instrumentals": 1:Raw-Hide (2:28) 2:Blues In Reverse (8:26) 3:Big D Shuffle (3:07) 4.Airplay (5:24) 5:Honky Tonk (8:28) 6:Jitterburgs Part 2 (5:38) 7:Rebel Rouser (3:26) 8:Autmn Lullaby (1:28) 9:Blackhawk Walk (1:59) 10:Texas Ballbuster 11:Hide Away (4:12) 12:Pleasure Tent Of The Porno Duck (5:07) 13:You Can't Sit Down (11:28)

CD-3 "Bonus Disc": 1:Sen-Sa-Shun (5:43) 2:Rock Me Baby (7:07) 3:Maid Of Sugar - Maid Of Sice (2:51) 4:Lie, Beg, Borrow and Steal (2:55) 5:Brandon's Song (6:27) 6:The Big Roar (4:18) 7:Crippled Gnat Bounce (3:46) 8:Drug Store Blues (3:52) 9:Blue Lazer (5:52) 10: Audio Liner Notes (34:50)
Joachim P. Brookes, 07.04.2006