Donal Hinely / The Famous Rocket Cage
The Famous Rocket Cage Spielzeit: 48:02
Medium: CD
Label: Atom Records (Scuffletown Records), 2011
Stil: Americana, Country

Review vom 13.11.2011


Markus Kerren
Der im texanischen Denton geborene Donal Hinely packte irgendwann, genauer gesagt 1994, seine sieben Sachen und machte sich in Richtung Nashville auf. Seither hat er dort mit seinem Songwriting nicht nur in Insiderkreisen für Aufmerksamkeit gesorgt. Den Durchbruch schaffte er mit seinem Album "We Built A Fire" und seit der Veröffentlichung von "Giants" (2005) wird er auch regelmäßig im Americana-Radio gespielt. Interessanterweise hat der Songwriter auch bereits drei Alben mit instrumentaler Glas-Musik veröffentlicht. Dabei handelt es sich offensichtlich um mit Wasser gefüllte Glasbehälter (Gläser und sonstige), die durch unterschiedliche Füllmengen auf bestimmte Töne gestimmt werden. Hört sich hochinteressant an …
Mit "The Famous Rocket Cage" legt er allerdings sein nächstes Song-Album vor, das man stilistisch im schier unendlich erscheinenden Bereich der Singer/Songwriter- und Americana-Musik ansiedeln kann. Und selbst wenn Hinely seit mittlerweile 15 Jahren in Nashville lebt, so steckt der Texaner immer noch ganz tief und fest in ihm. Die hier vorliegenden 15 Songs (auf dem Cover ist einer weniger aufgeführt) befinden sich nämlich in der Schnittmenge solcher Größen wie Steve Earle, Guy Clark und Townes Van Zandt.
Dabei hört sich der Amerikaner allerdings stimmlich nicht so wie die drei Vorgenannten an und auch musikalisch gibt es Unterschiede auszumachen. Vielmehr liegt es an der Stilistik der Songs, die für mich die Querverbindung deutlich werden lassen. Gutes Songwriting trifft hier auf Geschichten über Außenseiter, verpasste Chancen, unglückliche Liebes-Stories und den manchmal ganz schmalen Grat zwischen Mittelstand und dem Unglück, auf der Straße zu landen. Musikalisch ist das Ganze organisch und warm in Szene gesetzt, aber Hinely hatte sich für die Aufnahmen auch mit absoluten Spitzenmusikern umgeben. Seine Stimme kommt leicht angeraut und warm, authentisch wie mit viel Gefühl ausgestattet. Alleine dadurch sind die Grundzutaten für eine starkes Album bereits gegeben.
Ein Song wie "What We Might Have Been" hätte durchaus auch aus der Feder eines Tom Waits stammen können. Ein kräftiges Piano zieht sich durch diese Nummer, während Hinely eher melancholisch bis bitter einer vergangenen Beziehung nachtrauert. Das Stück nimmt den Hörer sehr schnell emotional gefangen und wenn dann noch Will Kimbroughs fantastisches Gitarren-Solo hinzukommt, hat der Song endgültig gewonnen. Richtig fett gerockt wird bei "Loudmouth", bei dem sich der gute Donal mal ausgiebig und mit Inbrunst über die ganzen Großmäuler aufregt, die einem im Leben so über den Weg laufen.
Der Titelsong fließt so richtig schön countryrockig aus den Boxen. Die Melodien und der Drive stimmen und im Hintergrund heult auch noch eine ergreifende Orgel. Fast akustisch geht es dagegen bei "Saint Pauline" zu, das durch eine Resonator-Gitarre veredelt wird. Überhaupt hinterlässt Will Kimbrough an der Sechssaitigen über die Strecke des gesamten Albums einen ganz, ganz starken Eindruck. Aber auch die anderen Musiker stehen ihm in nicht viel nach.
Bei "Five Bucks" befinden wir uns im Rockabilly-Land, "July" ist eine feine Ballade zur Akustischen (wieder mit kleinen Fingerzeigen in Richtung Tom Waits zu "Closing Time"-Zeiten), während uns Gram Parsons bei "Sweet Enabler" noch einmal aus seinem Grab zuzuwinken scheint. "Man Of Consequence" ist ein waschechter (Alternative-) Country-Song, "Melanie" ein - vom Banjo bestimmtes - weiteres Lamento über eine immer noch geliebte Verflossene.
In diesem Album steckt nicht nur sehr viel drin, sondern auch sehr viel Gutes. Donal Hinely ist definitiv eine Entdeckung und der Genuss von "The Famous Rocket Cage" zieht starkes Interesse an den Vorgänger-Alben des Nashvillians nach sich. Unbedingt anchecken!
Line-up:
Donal Hinely (acoustic guitars, glass harmonica, ukulele, vocals)
Viktor Krauss (bass)
Tommy Perkinson (drums)
Will Kimbrough (electric & resonator guitars, banjo)
David Henry (cello, organ, piano, euphonium, accordion, harmony vocals)
David Mead (harmony vocals)
Conrado Garcia-Charango (bass & percussion - #5)
Tracklist
01:The Famous Rocket Cage
02:Man Of Consequence
03:Saint Pauline
04:Haze Grey
05:Flesh & Bone
06:Five Bucks
07:A Poor Man's Dream
08:Sweet Enabler
09:When The Shouting Is Over
10:Loudmouth
11:Melanie
12:What We Might Have Been
13:I Talk Too Much
14:July
15:Cornaval Sounds
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